Prisma

Manipulation der Mückenplage

Gene-Drive lässt Anopheles-­Populationen zusammenbrechen

Foto: Kokhanchikov – stock.adobe.com

us | Je milder der Winter ist, desto früher beginnen die Mücken zu schwärmen. Durch den Klimawandel könnten sich in Zukunft auch Mücken bei uns ausbreiten, die zuvor in warmen Gegenden Afrikas und Südamerikas heimisch waren. Von dort könnten die Blutsauger Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber oder das Chikungunya-Virus einschleppen. Wissenschaftler des Imperial College London haben in „Nature Biotechnology“ eine wirksame Methode publiziert, um mittels Genmanipulation Stechmücken-Populationen zu kontrollieren. Dazu machten sie sich einen sogenannten Gene-Drive zunutze, der die Wahrscheinlichkeit für die Vererbung eines nachteiligen Gens erhöht. Bei dem gewählten Gen handelte es sich um ein Enzym, dass das X-Chromosom zerschneidet. Als Folge produzieren die Tiere fast ausschließlich männliche Nachkommen. Im Käfig-Experiment testeten die Forscher ihre Idee an Mücken der Art Anopheles gambiae, die als Überträger von Malaria bekannt sind. Sie setzten 300 Weibchen vom Wildtyp mit 270 Männchen vom Wildtyp zusammen. Dazu gesellten sie 30 transgene Männchen, die das schädliche Gen vererben sollten. Das entspricht einer Allel-Frequenz von 2,5%. In zwei Replikaten des Experimentes beobachteten die Forscher nach zehn bzw. 14 Generationen nur noch männliche Mücken, was letztendlich zum Zusammenbruch und Aussterben der Population führte. Da nur weibliche Mücken Blut saugen und dabei Krankheiten übertragen können, hat die Methode außerdem den Vorteil, dass im Feldversuch bereits nach wenigen Generationen mit einem Rückgang der Malaria-Infektionsrate zu rechnen ist. Bevor es so weit ist, sind jedoch weitere Experimente in größerem Maßstab mit simulierten Umwelteinflüssen notwendig. |

Literatur

Simoni A et al. A male-biased sex-distorter gene drive for the human malaria vector Anopheles gambiae. Nat Biotechnol 2020; doi:10.1038/s41587-020-0508-1

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