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Arzneimittel und Therapie
Hilfe bei akutem Atemnotsyndrom
Dexamethason kann Sterblichkeit und Dauer einer maschinellen Beatmung senken
Unter dem akuten Atemnotsyndrom (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) versteht man eine lebensgefährliche akute Schädigung der Lunge. Bei mehr als der Hälfte der Patienten entwickelt sich das Syndrom infolge einer schweren Lungenentzündung oder einer Sepsis und weist eine hohe Mortalität auf. Das Krankheitsbild verläuft in mehreren Stadien. Induziert wird der Prozess durch eine abnormale Entzündungsreaktion des Lungengewebes. Durch eine verringerte Sauerstoffversorgung der Organe kann es zum Multiorganversagen kommen. Zwar haben sich aus mehreren kleinen randomisierten Studien Hinweise auf einen möglichen Nutzen einer Therapie mit Corticoiden bei ARDS ergeben, doch aussagekräftige Ergebnisse – insbesondere zur Sterblichkeit – fehlten bislang. In einer randomisierten klinischen Studie wurde nun untersucht, ob eine Dexamethason-Therapie die Entzündungsreaktionen bei ARDS-Patienten verringert und somit die Überlebensrate erhöht. Auf 17 Intensivstationen in Spanien wurden insgesamt 277 Patienten mit moderatem bis schwerem ARDS in die Studie eingeschlossen. In 147 Fällen war das akute Atemnotsyndrom auf eine Pneumonie zurückzuführen, bei 67 Patienten lag eine Sepsis zugrunde. Bei den übrigen Patienten waren andere Faktoren wie Aspiration und Trauma die Auslöser.
139 Teilnehmer erhielten von Tag 1 bis Tag 5 täglich 20 mg Dexamethason intravenös, ab dem sechsten bis zehnten Tag wurde die Tagesdosis auf 10 mg reduziert. Mit der Behandlung wurde spätestens 30 Stunden nach Auftreten des ARDS begonnen. Die Kontrollgruppe bestand aus 138 Probanden. Sie erhielten lediglich die routinemäßige Intensivversorgung. In beiden Gruppen wurden die Teilnehmer maschinell beatmet.
Primärer Endpunkt war die Anzahl der beatmungsfreien Tage vom Tag der Randomisierung bis zum Tag 28. Unter Dexamethason waren im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant mehr beatmungsfreie Tage zu verzeichnen: Im Schnitt konnte unter Dexamethason an 12,3 Tagen auf eine Beatmung verzichtet werden, in der Kontrollgruppe an 7,5 Tagen. Des Weiteren wiesen die Teilnehmer der Dexamethason-Gruppe gegenüber der Kontrollgruppe bereits am dritten Behandlungstag einen niedrigeren Score zur Beurteilung des Grads der Organdysfunktion und des Mortalitätsrisikos auf. An Tag 6 war das Verhältnis zwischen arteriellem Sauerstoff-Partialdruck und zugeführtem Sauerstoffanteil im Beatmungsgas in der Dexamethason-Gruppe höher als in der Kontrollgruppe.
Das sekundäre Studienziel war die Erfassung der Gesamtmortalität 60 Tage nach der Randomisierung. Auch hier war eine Dexamethason-Behandlung mit einem signifikanten Vorteil verbunden: Während in der Kontrollgruppe 36% der Patienten verstarben, waren es unter Dexamethason nur 21%. Im Hinblick auf unerwünschte Ereignisse zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Gruppen.
Insgesamt sind die Ergebnisse vielversprechend. Allerdings wird die Aussagekraft durch einige Limitationen eingeschränkt. So war die Studie nicht verblindet, und es fehlte eine Placebo-Kontrolle. Zudem ist unklar, inwieweit die Ergebnisse verallgemeinert werden können – die Ein- und Ausschlusskriterien der Studie waren vergleichsweise streng. Ob Dexamethason bei COVID-19-Patienten wirksam ist, wurde in der Studie nicht untersucht. |
Literatur
Villar J et al. Dexamethasone treatment for the acute respiratory distress syndrome. Lancet Respir Med 2020;8(3):267-276
Acute respiratory distress syndrome. Doccheck Flexikon. https://flexikon-mobile.doccheck.com; Abruf am 8. März 2020
ARDS Definition Task Force et al. Acute respiratory distress syndrome: the Berlin Definition. JAMA 2012;307 (23):2526-2533
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