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„Größte Bewährungsprobe seiner Karriere“
Weder beschönigen noch dramatisieren – Jens Spahn und die Corona-Krise
In den letzten Wochen wurde das Risiko durch das neuartige Coronavirus als „gering bis mäßig“ eingestuft. Weil die Lage weiterhin sehr dynamisch sei und jeden Tag neu bewertet werden müsse, hätte man sich entschieden, das Risiko zukünftig als „mäßig“ zu deklarieren, erklärte RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar Wieler am vergangenen Montag auf einer Pressekonferenz. Zu diesem Zeitpunkt registrierte das RKI bundesweit noch 150 nachgewiesene Fälle in zehn Bundesländern und 49 Landkreisen. In der Nacht auf Dienstag wurden Verdachtsmeldungen schon aus 13 Bundesländern gemeldet.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hält eine Schließung von Grenzen wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus in Deutschland weiter nicht für nötig. Auch die Absage von Großveranstaltungen oder die Schließung von Unternehmen sei nicht generell ratsam, sagte Spahn.
Gegen Ängste, Übertreibungen oder Falschmeldungen müsse er in diesen Tagen vermehrt kämpfen, leitet die „Stuttgarter Zeitung“ ein Porträt des Ministers mit dem Titel „Spahn profiliert sich als Macher und Mensch“ ein. Es würde sich daher geradezu fügen, dass der CDU-Politiker voller Tatendrang und Ehrgeiz sei. „Als in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar die Internetseite des Gesundheitsministeriums dem Ansturm nicht mehr gewachsen war, erhöhte Spahn kurzerhand deren Serverkapazität.“
Auch gegen eine Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland wandte sich Spahn bei der Pressekonferenz. Ein solcher Schritt könne dazu führen, dass bis zu rund 30.000 Deutsche aus China ausgeflogen werden müssten.
Die Autoren des Beitrages in der „Stuttgarter Zeitung“ analysieren, dass Spahn aktuell in der größten Bewährungsprobe seiner Karriere stecke. Denn ein Fehler zu viel oder eine ironische Anmerkung im falschen Moment würden einen Proteststurm auslösen, der ihn zunächst die Aussicht auf den CDU-Vizeposten und dann auf das Kanzleramt kosten könnte.
Bei Firmen und Veranstaltungen zähle immer der Einzelfall, so Spahn: „Jedes Unternehmen muss es bewerten.“ Es mache einen Unterschied, ob ein Betrieb lediglich regional tätig sei oder in einen internationalen Konzern regelmäßig Mitarbeiter aus dem Ausland kämen. Für Großveranstaltungen gelten laut Spahn unter anderem folgende Parameter: „Wie ist der Teilnehmerkreis? Sind Teilnehmer aus Risikogebieten dabei? [...] Oder sind keine dabei?“ Statt eine Veranstaltung abzusagen, könnten auch Auflagen gemacht werden. Doch am Ende sei es nicht der Bund, sondern nur der öffentliche Gesundheitsdienst vor Ort, der das entscheiden könnte.
Spahn bleibe nur, so die „Stuttgarter Zeitung“, weder zu beschönigen noch zu dramatisieren. Er müsse cool und professionell rüberkommen, aber keinesfalls unbeteiligt. Denn: Sollte eines der 400 Gesundheitsämter in Deutschland „Mist bauen“, stünde auch er politisch unter Druck – auch wenn er dafür nicht verantwortlich wäre. |
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