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Gedanken zum Weltfrauentag

Ein Kommentar von ADEXA-Vorstand Tanja Kratt

Foto: Angela Pfeiffer/ADEXA

Tanja Kratt

Braucht man im 21. Jahrhundert eigentlich noch einen Weltfrauentag? Welchen Sinn macht es, in Deutschland auf die Situation der Hälfte der (Welt-)Bevölkerung aufmerksam machen zu wollen – an einem bestimmten Tag im Jahr? Werden Frauen damit nicht wieder einmal zu Bedürftigen abgestempelt, zum vermeintlich schwächeren Geschlecht?

Ich muss gestehen, dass ich mit dem Equal-Pay-Day da weniger Probleme habe, weil er die Finger in die Wunde eines ganz konkreten Problems legt, nämlich das der ungleichen Bezahlung von Frauen und Männern. Aber das ist vielleicht Haarspalterei ...

Blicken wir über die Grenzen Deutschlands hinaus, dann sehen wir einige Länder, wo die Situation der Frauen deutlich „gleichwertiger“ ist. Wo die Vereinbarkeit von Familien und Beruf besser klappt, weil zwischen den Geschlechtern in diesem Punkt keine wesentlichen Unterschiede gemacht werden. Wo der Prozentsatz von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft und Politik höher ist als bei uns.

Aber natürlich gibt es auch viele Länder, wo Mädchen und Frauen immer noch deutlich schlechtere Chancen auf schulische und berufliche Ausbildung haben. Länder, wo Frauen körperlicher und sexueller Gewalt, Zwangsverheiratung etc. ausgesetzt sind. Wo sie nicht frei über ihr Leben entscheiden können. Weltweit betrachtet macht der Internationale Frauentag daher wirklich noch Sinn – leider! Denn er ist ein guter Anlass, um positive Fraueninitiativen sichtbar zu machen, aber auch, um auf Missstände hinzuweisen und Verbesserungen einzufordern. Das geht zwar auch an allen anderen 364 Tagen im Jahr, aber die mediale Aufmerksamkeit ist eben doch unterschiedlich groß.

Hier bei uns gibt es diese Freiheiten für Mädchen und Frauen im Prinzip. Doch der Einfluss traditioneller Familien- und Rollenmodelle, aber auch veralteter gesetzlicher Rahmenbedingungen wie des Ehegattensplittings führen dazu, dass Frauen diese Freiheiten nicht hinreichend nutzen. Vielleicht ist es daher doch gut, diesen Tag auch für Deutschland als Erinnerungsstütze zu haben: um sich selbst zu fragen, ob man alle Chancen und Freiheiten nutzt, „seine Frau steht“ und das gegebenenfalls auch in der Familie vorlebt und an die nächste Generation weitergibt. Und auch, um die notwendigen gesellschaftlichen und gesetzgeberischen Schritte zu fordern, damit in Zukunft die weibliche Hälfte der Bevölkerung auch über die Hälfte der materiellen und ideellen Ressourcen ver­fügen kann. Und dies ganz selbstverständlich tut – in jedem Lebensalter! |

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