Arzneimittel und Therapie

Ernüchterung bei Herzinsuffizienz

Betablocker bei erhaltener Ejektionsfraktion auf dem Prüfstand

Zur Behandlung der Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfrak­tion (HFpEF) gibt es bislang keine Therapie mit nachgewiesenem Nutzen. Auch Betablocker können diese Lücke nicht schließen. Im Gegenteil: Sie könnten das Risiko für eine stationäre Behandlung sogar erhöhen.

Herzinsuffizienz ist eine der Haupt­ursachen für Krankenhauseinwei­sungen. Mehr als die Hälfte aller Herzinsuffizienz-Patienten gehört zum sogenannten HFpEF-Typ (Heart Failure with preserved Ejection Fraction) mit erhaltener Auswurffraktion (≥ 50%), die auch als diastolische Herzinsuffizienz bezeichnet wird. Im Gegen­satz zur Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF, Heart Failure with reduced Ejection Fraction, systolische Herzinsuffizienz), gibt es momentan für die HFpEF trotz zunehmender Prävalenz keine evidenzbasierten Therapieansätze. Häufig kommen Betablocker zum Einsatz. Im Gegensatz zur systolischen Herzinsuffizienz ist ihr Nutzen bei der diastolischen Herzinsuffizienz aber nicht erwiesen.

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HFpEF Bei einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion ist die systolische Pumpfunktion des Herzens nicht oder nur geringfügig vermindert. Vielmehr ist die Füllung beeinträchtigt, da der Widerstand der linken Herzkammer erhöht ist.

Betablocker im Visier

Für ein besseres Verständnis des Stellenwerts von Betablockern bei der Behand­lung der diastolischen Herzinsuffizienz hat ein Forscherteam aus den USA eine sekundäre retrospektive Analyse von Daten der TOPCAT-Studie (Treatment of Preserved Cardiac Function Heart Failure with an Aldosterone Antagonist) durchgeführt. Die TOPCAT Studie war eine internationale, multizentrische, randomisierte Doppelblindstudie, in der Spironolacton an Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz und ventrikulärer Auswurffraktion von 45% oder mehr getestet wurde. Patienten wurden von August 2006 bis Januar 2012 in die Studie aufgenommen und durchschnittlich 3,3 Jahre beobachtet.

In die zwischen Januar und Mai 2019 durchgeführte sekundäre Analyse gingen die Daten von 1761 TOPCAT-Studienteilnehmern aus süd- und nordamerikanischen Studienzentren ein. Im Schnitt waren die Probanden 71,5 Jahre alt. Der primäre Fokus lag auf dem Zusammenhang zwischen der Einnahme von Betablockern und Herzinsuffizienz-assoziierten Krankenhauseinweisungen sowie kardiovaskulärer Mortalität. Dabei wurde zwischen Patienten mit Auswurfleistungen von 50% und mehr (HFpEF) oder einer Auswurfleistung von weniger als 50% unterschieden. Die Einnahme von Betablockern zu Beginn der TOPCAT-Studie war für 1394 Patienten (79,2%) dokumentiert. 1567 (89,0%) Patienten verfügten über eine Auswurffraktion von 50% oder mehr.

Hoffnung aus der Tumortherapie

In den USA ist Vorinostat (Zolinza™) zur Behandlung des fortgeschrittenen, refraktären, kutanen T-Zelllymphoms zugelassen. Doch der Histon-Deacetylase-Inhibitor kann womöglich auch die Symptome einer HFpEF lindern. Im Tiermodell verringerte die Gabe des Tumortherapeutikums die Hypertrophie des linken Ventrikels, die Pumpfunktion des Herzens verbesserte sich deutlich.

[Literatur: Wallner M et al. Sci Transl Med 2020;12(525):eaay7205]

Mehr Krankenhauseinweisungen

Herzinsuffizienz-assoziierte Krankenhauseinweisungen erfolgten bei insgesamt 399 (22,7%) Patienten: 344 hatten Betablocker erhalten, 55 waren nicht mit Betablockern behandelt worden (kumulative Inzidenz: 24,7% vs. 15,0%). Bei HFpEF-Patienten mit einer Auswurffraktion ≥ 50% war die Einnahme von Betablockern mit einem erhöh­ten Risiko für Herzinsuffizienz-assoziierte Krankenhauseinweisungen verbunden (Hazard Ratio [HR] 1,74; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,28 bis 2,37), nicht aber bei Patienten mit einer Auswurffraktion zwischen 45% und 49% (HR 0,68; 95%-KI 0,28 bis 1,63). In der Betablockergruppe waren höhere Auswurffraktionen mit einem höheren Risiko für Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz assoziiert. Patienten mit den höchsten Auswurffraktionen, die keine Betablocker einnahmen, hatten dagegen das geringste Risiko für eine mit Herzinsuffizienz verbundene Hospitalisierung.

Eine kardiovaskuläre Todesursache wurde in 229 (13,0%) Fällen registriert. Die Anwendung von Betablockern war jedoch nicht mit einer veränderten kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden.

Die Studienautoren betonen, dass es sich um eine sekundäre Analyse handelt. Mögliche Zusammenhänge wurden rein explorativ betrachtet. Die Ergebnisse können daher lediglich zur Aufstellung einer Hypothese genutzt werden. Weitere Studien sind erforderlich, um den Effekt von Betablockern bei Herzinsuffizienz-Patienten mit normaler Ejektionsfraktion zu evaluieren. |

Literatur

Silverman DN et al. Association of β-Blocker use with heart failure hospitalizations and cardiovasculardisease mortality among patients with heart failure with a preserved ejection fraction. A secondary analysis oft he TOPCAT trial. JAMA Netw Open 2019;2(12):e1916598

Apothekerin Dr. Daniela Leopoldt

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