Arzneimittel und Therapie

Keine Besserung der Symptome

Hochbetagte mit latenter Hypothyreose profitieren nicht von L-Thyroxin

Wirkt sich eine Therapie mit L-Thyroxin bei Patienten mit subklinischer Hypothyreose positiv auf die Lebensqualität aus? Wer von einer Substitution mit Schilddrüsenhormonen profitiert und wer nicht, sorgt immer wieder für Diskussionen (s. DAZ 2019, Nr. 31, S. 26). Wie es um die Hochbetagten über 80 Jahren steht, wurde nun genauer untersucht.

Die subklinische Hypothyreose ist definiert durch erhöhte Spiegel von Thyreotropin (TSH; 4,6 bis 19,9 mIU/l) bei gleichzeitigen Normwerten von Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Solch ein Laborbefund kann mit unspezifischen Symptomen wie Obstipation, mentaler Langsamkeit, Fatigue oder Depressivität einhergehen. Zusätzlich ist eine latente Hypothyreose mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen verknüpft. Ob Hochbetagte mit subklinischer Hypothyreose von der Therapie mit L-Thyroxin in Bezug auf ihre schilddrüsenbezogene Lebensqualität profitieren, wurde anhand einer gepoolten Analyse untersucht. Dazu wurden Daten aus zwei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien über zwölf Monate aus den Niederlanden, Irland, UK und der Schweiz ausgewertet. Die Probanden waren jeweils selbständig lebende Personen über 80 Jahre mit subklinischer Hypothyreose, bei denen die Laborwerte zu mindestens zwei Zeitpunkten vor der Studie vorlagen. Ausgeschlossen waren Personen, die L-Thyroxin, Thyreostatika, Amiodaron oder Lithium einnahmen. Ko-primäre Endpunkte waren die schilddrüsenbezogene Lebensqualität und Müdigkeit. Unterschiede im Vergleich zum Ausgangswert wurden mittels Thyroid-Related Quality of Life Patient-Reported Outcome (ThyPRO)-Fragebogen erfasst. Die ThyPRO-Skala reicht von 0 bis 100, wobei höhere Werte eine schlechtere Bewertung reflektieren. Als geringster relevanter Unterschied war eine Differenz von neun Punkten definiert. Zusätzlich wurden die laborchemischen Änderungen und weitere Surrogatparameter erfasst.

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Die Prävalenz der subklinischen Hypothyreose steigt mit dem Alter an.

251 Teilnehmer im durchschnittlichen Alter von 85 Jahren erhielten zufällig entweder L-Thyroxin (n = 112); oder Placebo (n = 139). Die Intervention begann mit 50 µg täglich und wurde jeweils nach sechs bis acht Wochen in Schritten von 25 µg an die TSH-Messung angepasst, bis Werte im Normbereich (0,4 bis 4,6 mIU/l) in der Verumgruppe erreicht waren. Danach blieb die Dosierung konstant. Die Placebogruppe folgte demselben Titrationsprotokoll.

Der Wert der schilddrüsenbezogenen Lebensqualität verbesserte sich nicht signifikant von 21,7 auf 19,3 in der L‑Thyroxin-Gruppe im Vergleich zu einer Reduktion von 19,8 auf 17,4 in der Placebogruppe. Der Müdigkeitswert stieg im Studienzeitraum von 25,5 auf 28,2 unter L-Thyroxin, in der Placebogruppe von 25,1 auf 28,7. Auch hier war der Unterschied zwischen den Gruppen nicht signifikant.

Mindestens ein unerwünschtes Ereignis trat bei 33 Teilnehmern (29,5%) der Verumgruppe und bei 40 Teilnehmern (28,8%) der Placebogruppe auf. Am häufigsten kam es zu zerebrovaskulären Ereignissen unter L-Thyroxin (2,2%) und zu Lungenentzündungen (3,6%) unter Placebo.

Diese Studie bestätigt, dass eine Behandlung mit L-Thyroxin weder mit einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität noch mit einer Verringerung der Müdigkeit assoziiert ist. Daher sollte L-Thyroxin nach Meinung der Studienautoren zur Behandlung der subklinischen Hypothyreose bei Personen über 80 Jahren nicht routinemäßig eingesetzt werden. Dies empfehlen auch die aktuellen europäischen und US-Leitlinien. |

Literatur

Mooijaart SP et al. Association Between Levothyroxine Treatment and Thyroid-Related Symptoms Among Adults Aged 80 Years and Older With Subclinical Hypothyroidism. JAMA 2019; doi:10.1001/jama.2019.17274

Apothekerin Jutta Hupfer

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