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Management

Diversität im Team nutzbar machen

Werden Sie zum Brückenbauer für unterschiedliche Denk- und Verhaltensmuster

Heterogen zusammengesetzte Teams sind innovativer, erfolgreicher, entwickeln geschickte Lösungsansätze und treffen bessere Entscheidungen. Die Schwierigkeit: Umso heterogener eine Gruppe ist, umso leichter schlägt der Versuch fehl, aus den Mitgliedern überhaupt ein Team zu formen. Die Aufgabe des Chefs ist daher, praxisnah zum Brückenbauer zwischen den Gegensätzen zu werden.

Beim Thema Diversität denken wir schnell an die sichtbaren Aspekte wie Geschlecht, Alter und Haut­farbe. Viel stärker ins Gewicht fallen allerdings die Unterschiede in Denk- und Verhaltensmustern. Im Apothekenteam lässt sich das täglich erleben, wenn z. B. kaufmännisches Denken auf pharmazeutisches Denken trifft oder der strukturliebende Mitarbeiter auf den kreativen Freidenker.

Die Vorteile eines vielfältigen Teams lassen sich durch die unterschiedlichen Perspektiven begründen, mit denen Herausforderungen betrachtet werden. Verschiedene Meinungen machen die Kommu­nikation zwar anstrengend und auch langwieriger, allerdings werden dadurch im Vorfeld auch Fallstricke bedacht, die ein homogenes Team gar nicht bemerkt hätte. Im Handverkauf sind es nicht nur die unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkte der Mitarbeiter, die Kunden gerne nutzen; durch die Vielfalt der Charaktere finden die Kunden auch immer Ansprechpartner, mit denen sie auf einer Wellenlänge sind.

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Ein bunt zusammengesetztes Team in der Apotheke kann die Bedürfnisse des Apothekenbetriebs und der Kunden vielfältiger und kompetenter abdecken, als es ein homogenes Team vermag, aber es muss vom Chef auch gehegt und gepflegt werden.

Die nächste Bewerbung

Wenn Sie die Vorteile eines gemischten Teams nutzen wollen, beginnt der erste Schritt bereits bei der Auswahl eines neuen Mitarbeiters. Achtung Falle: Bei der Auswahl neuer Mitarbeiter tendieren wir dazu, Menschen einzustellen, die uns ähnlich sind und mit denen wir „gut können“. Natürlich gehören auch andere Aspekte zu der Entscheidung, z. B. welche fachliche Ergänzung im Team von Vorteil wäre oder ob derjenige auch die Unternehmensphilosophie mitträgt. Klare Einstellungskriterien – abseits vom Bauch­gefühl – und die Rückmeldung von unterschiedlichen Teammitgliedern bzgl. des Bewerbers erhöhen die Chance für ein viel­seitiges Team. Wenn Sie Entscheidungen aufgrund von Mitarbeitermeinungen treffen, reflektieren Sie kurz, ob Sie sich vielleicht ausschließlich auf Ihre „Vertrauten“ oder auf eine „laute“ Minderheit verlassen. Fragen Sie auch Mitarbeiter, die Sie sonst nicht um ihre Meinung bitten.

Einige denken jetzt vielleicht: „Bei der derzeitigen Bewerberlage bin ich froh, überhaupt jemanden zu bekommen, da sortiere ich nicht noch aus.“ Ja, durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt ergibt sich in vielen Fällen bereits automatisch eine Diversität im Team. Mit der gilt es umzugehen.

Kennenlernen und Zeit zum Austausch

In solchen Teams nimmt das Kennenlernen nochmal eine beson­dere Rolle ein. Dafür sollten Sie, wenn jemand neu ins Team kommt, etwas Zeit einplanen. Wer den anderen samt seinem fachlichen und persönlichen Hintergründen kennt, hat mehr Verständnis dafür, wenn dieser völlig anderer Meinung ist und sozusagen dagegenschießt. Spannungen gibt es in heterogenen Teams häufiger und das wird sich auch nicht umgehen lassen, weil die unterschiedlichen Parteien einen konstruk­tiven Umgang miteinander erst lernen müssen. Das ist ein Prozess und dauert etwas – das sollte die Führungskraft im Kopf behalten. Gegenseitiges Verständnis von Anfang an lässt diese Annäherungsphase aber seichter ablaufen. Die Chance wird größer, dass bei Unstimmigkeiten nachgefragt und zugehört wird. Missverständnisse werden geklärt und über das optimale Vorgehen wird diskutiert, anstatt den anderen als unfähig darzustellen. Zusätzlich kann der Chef unterstützend eingreifen, wenn er auf die Stärken der einzelnen Mitarbeiter hinweist und transparent macht, wie sehr das Unternehmen von unterschied­lichen Charakteren und Fachrichtungen profitiert.

Stärken stärken und Schwächen ausgleichen

In breit aufgestellten Teams kommt es immer wieder vor, dass die Schwäche des einen die Stärke des anderen ist. Um alle Stärken nutzen zu können, müssen diese aber auch bekannt sein. Wer neu ins Team kommt, verrät vielleicht nicht gleich, was er alles kann, um nicht als Prahler dazustehen. Bei Kollegen, die lange zusammenarbeiten, geht der Blick dafür verloren, dass sich der andere im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat. Stärken zu kennen, transparent zu machen und bei Bedarf innerhalb des Teams Anfragen an den passenden Ansprechpartner zu vermitteln, ist Aufgabe der Führungskraft. Dadurch werden so lange Win-win-Situationen geschaffen, bis sich die Mitarbeiter automatisch gegenseitig unterstützen. Nur wer seine Stärken kennt, kann sie auch nutzen. Das gilt für jeden einzelnen Mitarbeiter genauso wie für ein ganzes Team.

Sind einige Mitarbeiter gleicher?

Der Hang, sich lieber mit Menschen zu umgeben, mit denen es harmonisch ist, kann auch im Arbeitsalltag zum Fallstrick werden. Das unbewusste Verhalten der Führungskraft, einmal häu­figer mit den Sympathieträgern zu reden, macht es für das Team schwieriger, gut zusammenzu­arbeiten. Trotz aller Unterschiede gilt es bei Rechten und Pflichten, so gut es geht, Gleichheit walten zu lassen. Achten Sie darauf, für alle Mitarbeiter gleichermaßen zugänglich zu sein. Vor allem im Filialverbund können die Filialteams den Eindruck gewinnen, sie könnten sich nicht genug einbringen, weil der direkte Kontakt zum Inhaber fehlt. Aber auch bei Mitarbeitern, die ihren Chef oder ihre Chefin im Arbeitsalltag selten sehen, muss die Kommunikation aktiv gestaltet werden, eine offene Bürotür ist keine ausreichende Lösung.

Jeder Mitarbeiter sollte sich auch an der unliebsamen Arbeit im Unternehmen beteiligen. Selbst wenn in einem gemischten Team die lästigen Aufgaben des einen die Lieblingsaufgaben eines anderen sind, bleibt meistens noch genug Unliebsames über, was gerecht zu verteilen ist. Dasselbe gilt für spannende Tätigkeiten und Pro­jekte. Jeder sollte die Möglichkeit haben, passend zu seinen Vorlieben auch Aufgaben zu bekommen, die nicht nur Spaß, sondern auch die Anerkennung anderer Teammitglieder oder der Leitung mit sich bringen. Über Aufgaben und Redezeit kann eine Hierarchie innerhalb des Teams begünstigt werden. Hat ein Mitarbeiter einen vermeintlich besseren Stand, führt das unweigerlich und un­nötigerweise zu Konflikten.

Den Stillen eine Stimme geben

Diversität wird erst dann nutzbar, wenn jeder seine Perspektive auch einbringt, was leichter gesagt als getan ist. Nicht jedem Mitarbeiter fällt es leicht, z. B. in der Team­besprechung seine Meinung zu äußern oder seine Ideen öffentlich zu machen. Als Führungskraft sollten Sie explizit darauf achten, dass sich auch Leisere und Introvertierte zu Wort melden und gehört werden. Wie es so schön heißt: „Stille Wasser sind tief“ – und es lassen sich Schätze darin entdecken. Die Voraussetzung dafür ist ein respektvoller Umgang miteinander. Wenn Sie in einer Teambesprechung einen ruhigen Mitarbeiter direkt nach seiner Meinung fragen, wird er sie Ihnen vielleicht verraten. Wenn er dafür aber persönlich angegriffen oder verlacht wird, wird das erste Mal auch das letzte Mal gewesen sein.

Unhöflichkeit, Ideenklau und Lästereien

Manchmal sind es gar nicht die raumfüllenden Auseinandersetzungen, die das Leben in heterogenen Teams ungemütlich machen, sondern die kleinen alltäg­lichen Gemeinheiten. Auch wenn sich Chefs einen professionellen Umgang wünschen, wird dieser nicht zwingend Realität. Seien Sie wachsam für einen unschönen Umgang im Alltag und machen Sie deutlich, dass Sie weder unhöfliches Verhalten noch Ideenklau, Lästereien oder andere Schikanen dulden. Sie werden nicht jedes Fehlverhalten mit­bekommen, das ist auch nicht relevant. Sie sind auch nicht in alle fachlichen Prozesse involviert, sondern verlassen sich darauf, dass möglichst sauber gearbeitet wird. Genauso ist es beim Umgang miteinander. Wenn Sie Ihre Erwartungen kommunizieren und eine klare Haltung haben, wird die Chance größer, dass Ihre Wünsche beachtet werden, auch wenn Sie gerade nicht hinschauen. |

Anja Keck

Anja Keck ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, Filialleiterin, Master-Coach (DGfC) und Systemische Beraterin www.anjakeck.de

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