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Abgekapselt
Eine Randnotiz von DAZ-Chefredakteur Dr. Armin Edalat
Auf welcher Mission befindet sich eigentlich die ABDA? Hat sie aktuell überhaupt eine und wenn ja, wer folgt ihr noch? Diese Fragen stellen sich nicht nur viele Apothekerinnen und Apotheker derzeit jeden Tag aufs Neue. Auch (hochrangige) Gesundheitspolitiker und sogar wir als Fachpresse haben es zunehmend schwer, den standespolitischen Offroad-Kurs nachvollziehen zu können. Rx-Versandverbot, Gleichpreisigkeit, Honoraranpassung – Maximalforderungen scheinen bei der Lobbyarbeit für den Berufsstand irgendwie aus der Mode gekommen zu sein. Stattdessen gibt man sich im Rahmen der anstehenden Reform auch mit weniger zufrieden.
Das hat leider nichts mit sympathischer Bescheidenheit zu tun, sondern eher mit einer gefährlichen Form von Trägheit und Resignation. So wirkt es jedenfalls, blickt man als Außenstehender auf die Bilanz drei Jahre nach dem EuGH-Urteil. Statt einer zementierten Gleichpreisigkeit, einer besseren Vergütung und einer zukunftsweisenden Perspektive auf pharmazeutische Dienstleistungen, muss man – Stand heute – konstatieren: Die Arzneimittelpreisbindung ist zum Abschuss freigegeben, Honorare bleiben weitgehend unangepasst und neue Dienstleistungen wird es, wenn überhaupt, geben für fast umme.
Nein, nicht alles Unglück geht auf das Konto der ABDA. Die politischen Rahmenbedingungen für den Berufsstand sind derzeit nicht die allerbesten. Die meisten Fallstricke des „Apothekenstärkungsgesetzes“ hat die ABDA auch erkannt und kommentiert. Doch das eigentliche Problem ist hausgemacht. Als am vergangenen Freitag um etwa 14:30 Uhr bekannt wurde, dass für die Mitglieder des Bundesrates das Rx-Versandverbot immer noch höchste Priorität hat, gab es einen interessanten Dreiklang an ersten Reaktionen aus der apothekerlichen Standesvertretung:
14:44 Uhr – Pressemitteilung: „LAK Hessen begrüßt Entscheidung des Bundesrates“
15:40 Uhr – Kammern und Verbände NRW: „Spahn muss jetzt das Versandhandelsverbot umsetzen“
16:22 Uhr – ABDA-Pressemitteilung: „BAK-Präsident Kiefer: Bundesrat treibt Reform inhaltlich voran“
Während also die Kammern und Verbände es wertschätzen und deutlich zum Ausdruck bringen, dass sich die Landespolitiker gegen die eigentliche Absicht hinter dem „Apothekenstärkungsgesetz“ stellen, nämlich dem Verzicht auf das Rx-Versandverbot, will man auf ABDA-Ebene die Initiative weiterhin konstruktiv begleiten. Was für eine deutliche Diskrepanz in Standpunkt und öffentlicher Kommunikation!
In diesen Tagen sollte man also viel eher das wahre Kernproblem analysieren und angehen: Wie steht es eigentlich um das Verhältnis der Apotheker zu ihrer ABDA?
Der Vergleich mit einer Weltraummission liegt nahe, doch gemeint sind diesmal nicht die Kosten. Langjährige Branchenkenner wissen nämlich: Auf dem Flug durch die Unendlichkeit des dunklen Alls hat der Berufsstand im Großen und Ganzen immer eine Einheit gebildet, ähnlich wie eine Rakete mit starker (Antriebs-)Basis und schlanker (Kommando-)Spitze. Man war sich stets einig, welches Ziel angesteuert werden sollte, kritisiert wurde höchstens der Weg dahin oder der Treibstoffverbrauch, manchmal auch beides. Seit einiger Zeit dagegen – vielleicht seit dem Amtsantritt von Jens Spahn – scheinen sich die Spitze und Basis immer weiter voneinander zu entfernen.
Man muss kein Raketeningenieur sein, um zu wissen, dass eine direkte Verbindung zwischen ABDA und Apothekern nicht vorgesehen ist, zwischengeschaltet sind die Länderkammern und -verbände. Doch auch diese wollen die allmähliche Verselbstständigung ihrer obersten Vertretung in Position und Kommunikation nicht akzeptieren. Befindet sich der Berufsstand also längst im Blindflug? Hat sich die Führung von der Mehrheit abgekapselt und wird am Ende weich fallen, während dem Rest die harte Bruchlandung droht?
Der Erfolg einer Standesvertretung entscheidet sich nicht primär an dem, was politisch bewirkt werden kann. Die wahre Performance liegt in der Einigkeit, der internen Kommunikation und gemeinsamen Schlagkraft. Ein Zustand, von dem der Berufsstand weit entfernt ist.
Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ
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