Prisma

Chamäleon in Raupenform

Birkenspanner nimmt Farbe der Umgebung über die Haut wahr

Foto: Arjen van‘t Hof, University of Liverpoool

us | Die Raupe des Birkenspanners, Biston betularia, passt sich der Farbe des Astes an, auf dem sie sitzt. Dazu braucht das Insekt seine Augen nicht, denn es besitzt neben der Fähigkeit zur Farbänderung wie ein Chamäleon eine weitere außergewöhnliche Eigenschaft, die ein Team aus Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie in Jena zusammen mit britischen Forschen untersuchte. In den Hautzellen der Nachtfalter-Larven sind Gene aktiv, die sonst im Auge für die Expression lichtempfindlicher Rezeptorproteine (Opsine) verantwortlich sind. Opsine wandeln einstrahlende Photonen in elektrochemische Signale um. Dermale Photorezeption, also die visuelle Wahrnehmung der Umgebung über die Haut, ermöglicht es den Raupen, sowohl ihre Farbe als auch ihr Muster an die Pflanze anzupassen, auf der sie sich befinden. Diese Fähigkeit blieb erhalten, als die Forscher die Augen einiger Versuchstiere mit schwarzer Acrylfarbe übermalten. Die Kunst, sich spontan einem hellgrünen oder dunkelbraunen Ast anzupassen, war bei den blinden Tieren nicht beeinträchtigt. Da der Farbänderungsprozess relativ langsam vonstatten geht, suchen die Raupen bevorzugt ­Äste auf, die ihrer augenblicklichen Farbe entsprechen. Dass auch ihre Form der eines kleinen Astes ähnelt, kommt den Raupen bei der Tarnung zusätzlich zugute. |

Literatur

Eacock A et al. Adaptive colour change and background choice behaviour in peppered moth caterpillars is mediated by extraocular photo­reception. Commun Biol 2019,2:286

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.