Prisma

Phagen in Gelform

Freundliche Viren fressen Bakterien

us | Neue Therapien gegen Bakterien zu finden, wird eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte sein. Kanadische Chemieingenieure haben nun ein Gel mit antibakteriellen Eigenschaften entwickelt, das sich selbst „heilen“ kann.
Foto: peterschreiber.media – adobe.stock.com
Phagen sind hochspezialisiert: Jede Art attackiert nur ganz bestimmte Bakterien.

Bakteriophagen sind Viren, die auf Bakterien als Wirte angewiesen sind. Sie dringen in die Wirtszelle ein und werden dort vervielfältigt. Ist die Reifung der Virenkopien im Bakterium abgeschlossen, löst sich die Wirtszelle auf, und eine große Menge Viren wird freigesetzt. Angesichts der steigenden Zahl antibiotikaresistenter Bakterienstämme sind Bakteriophagen in den Fokus der Forschung gerückt. Auch Wissenschaftler der McMaster University in Hamilton, Ontario beschäftigen sich mit den Bakterienfressern. Ihnen ist es gelungen, durch Zugabe eines Bindemittels eine Gelatine-­ähnliche Substanz zu entwickeln, die pro Milliliter etwa 300 Trillionen (300 × 1018) Phagen enthält. In dem Gel organisieren sich die Phagen zu Nanofilamenten mit selbstheilenden Eigenschaften: Wird das Gel angeschnitten, wächst es unter biologischen Umgebungsbedingungen wieder zusammen. Die neue Technologie könnte in der Medizintechnik umfangreiche Anwendungen finden. Als Beschichtung von Implantaten und künstlichen Gelenken könnte das Bakteriophagen-Gel Infektionen verhindern. Auch die Behandlung von schlecht heilenden Wunden, die mit antibiotikaresistenten Bakterien infiziert sind, könnte damit gelingen. |

Literatur

Peivandi A et al. Hierarchically Structured, Self-Healing, Fluorescent, Bioactive Hydrogels with Self-Organizing Bundles of Phage Nanofilaments. Chem Mater 2019; doi:10.1021/acs.chemmater.9b00720

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