Arzneimittel und Therapie

Fortschritt bei Plattenepithelkarzinom

PD-1-Inhibitor Cemiplimab bietet Patienten mit Metastasen eine Behandlungsoption

cst | In vielen Fällen ist die Prognose bei „weißem Hautkrebs“ recht gut. Doch lokal fortgeschrittene und metastasierte Plattenepithelkarzinome sind nur schwer zu therapieren. Mit dem Checkpoint-Inhibitor Cemiplimab steht in dieser Indikation nun erstmals eine zugelassene Systemtherapie zur Verfügung.

Kutane Plattenepithelkarzinome zählen zu den häufigsten Formen des „weißen Hautkrebs“. Sie machen rund 20% aller nicht melanozytären Haut­tumore aus. Die Inzidenz hat sich in den letzten Jahren vervielfacht – sogar von einer „Hautkrebsepidemie“ ist die Rede. Neben genetischen und immunologischen Faktoren gilt insbeson­dere eine hohe UV-Exposition als Ursache. Glücklicherweise verläuft die Krebserkrankung in den wenigsten Fällen tödlich. Die meisten Patienten können durch eine operative Entfernung des Tumorgewebes geheilt werden. Gegebenenfalls wird eine Radiotherapie durchgeführt.

Foto: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

Bei Vorliegen von Metastasen waren die Behandlungsmöglichkeiten bislang jedoch begrenzt. Eine evidenzbasierte systemische Therapieoption gab es nicht. Cemiplimab (Libtayo®) soll diese Lücke nun schließen. Der PD-1-Inhibitor steht seit dem 1. August 2019 als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem kutanen Plattenepithelkarzinom zur Verfügung, die für eine kurative Operation oder kurative Strahlentherapie nicht infrage kommen. Bei diesen Patienten kann der humane monoklonale IgG4-Antikörper die Prognose verbessern. In der nicht randomisierten Phase-II-Studie EMPOWER-cSCC-1 mit insgesamt 193 Probanden zeigten 47,5% der Patienten mit Fernmetastasen und 43,5% mit lokal fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom eine objektive Tumorrückbildung. Nach zwei Jahren lebten weiteren Auswertungen zufolge noch 70,6% der Patienten mit einer metastasierten Erkrankung.

Allerdings wird Hersteller Sanofi weitere Nachweise für den Nutzen des PD-1-Inhibitors erbringen müssen. Das Arzneimittel wurde unter „besonderen Bedingungen“ zugelassen. Neue Informationen werden von der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mindestens einmal jährlich bewertet.

Der Antikörper wird alle drei Wochen in einer Dosierung von 350 mg als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 30 Minuten verabreicht. Die Therapie kann so lange fortgesetzt werden, bis die Erkrankung fortschreitet oder eine inakzeptable Toxizität auftritt. Wie bei allen Checkpoint-Inhibitoren kann es auch unter der Behandlung mit Cemiplimab zu immunvermittelten Nebenwirkungen kommen (z. B. Pneumonitis, Kolitis, Hepatitis, Endokrinopathien, Nephritis, immunvermittelte Nebenwirkungen der Haut). Um die Risiken zu minimieren, muss sichergestellt werden, dass die Patienten die behördlich genehmigte Informationsbroschüre sowie einen Patientenpass erhalten. Darin werden die wichtigsten Anzeichen und Symptome von immunvermittelten Nebenwirkungen beschrieben. |

Literatur

Sanofi-Pressemitteilung vom 24. Juli 2019. www.sanofi.de; Abruf am 1. August 2019

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF). S3-Leitlinie Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut, Langversion 1.0, 2019, AWMF Registernummer: 032/022OL

Cemiplimab (Libtayo®). Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. www.ema.europa.eu; Abruf am 1. August 2019

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