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Reiseimpfungen gehören zur Reiseplanung dazu
Unter Reiseimpfungen versteht man im Allgemeinen Impfungen, die anlässlich einer Reise überprüft, empfohlen oder gegeben werden. Man unterscheidet dabei Impfungen, die vorgeschrieben sind, Impfungen, die generell empfohlen werden, und Impfungen, die bei einem Risiko empfohlen sind.
Vorgeschriebene Impfungen gelten als Voraussetzung zur Einreise in einige Länder. Hierzu gehören Impfungen gegen Gelbfieber und gegen Poliomyelitis. Der Nachweise einer Gelbfieber-Impfung wird zur Zeit zum Beispiel gefordert von Uganda und Sierra Leone. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten aber 34 Länder in Afrika und 13 Länder in Mittel- und Südamerika als Gelbfieber-Verbreitungsgebiete. Dort tritt Gelbfieber entweder im ganzen Land oder in einzelnen Regionen auf. Aktuell meldet Brasilien wöchentlich steigende Fallzahlen, seit Anfang 2019 wird die Gelbfieber-Impfung allen Einwohnern empfohlen. Reisenden nach Brasilien wird ebenfalls zu einer Gelbfieber-Impfung für fast alle Regionen geraten. Häufiger ist es, dass Reisende den Nachweis über eine Impfung nur benötigen, wenn sie aus einem Gelbfieber-Verbreitungsgebiet einreisen – also nicht, wenn man direkt aus Deutschland einreist.
Die Poliomyelitis-Impfung ist vorgeschrieben bei Ausreise aus Ländern, in denen gerade Polio-Ausbrüche stattfinden. Welche das zum jeweiligen Reisezeitpunkt sind, sollte bei der Reiseplanung aktuell überprüft werden. Laut Angaben der WHO sind permanente Endemiegebiete Afghanistan, Pakistan und Nigeria.
Neben dem persönlichen Schutz der Reisenden geht es bei den vorgeschriebenen Impfungen auch darum, eine Verschleppung und Ausbreitung zu vermeiden. Reisende sollten sich rechtzeitig vor Abreise über länderspezifische Bestimmungen informieren. Umfangreiche Informationen hierzu bietet das Auswärtige Amt, das auf seinen Internetseiten auch vor akuten Ausbrüchen von Krankheiten warnt (www.auswaertiges-amt.de).
Zu den Impfungen, die generell empfohlen sind, gehören alle Standardimpfungen, die Reisende ihrem Alter und Geschlecht gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) haben sollten. Der aktuelle Impfkalender der STIKO informiert hierüber (www.rki.de, geben Sie den Webcode D5MW6 bei DAZ.online unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de in die Suchfunktion ein und Sie gelangen direkt zu den aktuellen Impfempfehlungen.
Impfungen, die für bestimmte Risikogruppen empfohlen sind, gelten als „Indikationsimpfungen“. Sie setzen voraus, dass ein entsprechendes Risiko besteht. Hierzu gehören bestimmte Risikogruppen bei individuell (nicht beruflich) erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie Impfungen zum Schutz Dritter, zum Beispiel Schwangeren, Frauen mit Kinderwunsch, Personen mit Immundefizienz bzw. -suppression oder auch Ungeimpften, bzw. auch spezielle örtliche Gegebenheiten (siehe Kasten „STIKO-Empfehlung zu Reiseimpfungen“).
STIKO-Empfehlung zu Reiseimpfungen
Abhängig von Ziel, Dauer und Art der Reise sowie besonderen Bedingungen während des Aufenthalts nennt die STIKO in ihren Empfehlungen zu Standardimpfungen für Erwachsene folgende Reiseimpfungen:
- Cholera: Aufenthalte in Infektionsgebieten, speziell unter mangelhaften Hygienebedingungen bei aktuellen Ausbrüchen, z. B. in Flüchtlingslagern oder bei Naturkatastrophen
- FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis): Zeckenexposition in FSME-Risikogebieten außerhalb Deutschlands
- Gelbfieber: vor dem Aufenthalt in Gelbfieber-Endemiegebieten im tropischen Afrika und in Südamerika (Hinweise der WHO zu Gelbfieber-Infektionsgebieten beachten) oder entsprechend den Anforderungen eines Gelbfieber-Impfnachweises der Ziel- oder Transitländer
- Hepatitis A: Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Inzidenz
- Hepatitis B: für Reiseindikation ist eine individuelle Gefährdungsbeurteilung erforderlich
- Influenza: Für Reisende ab 60 Jahren und die unter I (Indikationsimpfung) genannten Personengruppen, die nicht über einen aktuellen Impfschutz verfügen, ist die Impfung generell empfehlenswert, für andere Reisende ist eine Influenza-Impfung nach Risikoabwägung entsprechend Exposition und Impfstoffverfügbarkeit sinnvoll.
- Meningokokken-Infektionen: Reisende in Länder mit epidemischem/hyperendemischem Vorkommen, besonders bei engem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung (z. B. Entwicklungshelfer, Katastrophenhelfer, medizinisches Personal, bei Langzeitaufenthalt); dies gilt auch für Aufenthalte in Regionen mit Krankheitsausbrüchen und Impfempfehlung für die einheimische Bevölkerung (WHO- und Länderhinweise beachten); vor Pilgerreise nach Mekka (Hadj, Umrah); Schüler und Studierende vor Langzeitaufenthalten in Ländern mit empfohlener allgemeiner Impfung für Jugendliche
- Tollwut: Reisende in Regionen mit hoher Tollwutgefährdung (z. B. durch streunende Hunde)
- Typhus: Bei Reisen in Endemiegebiete mit Aufenthalt unter schlechten hygienischen Bedingungen
Quelle:
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2018/2019, Epidemiologisches Bulletin 2018;34:335-379, ww.rki.de
Da jede Impfung auch zu unerwünschten Wirkungen führen kann, ist eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung unter Berücksichtigung von Reiseziel, Reisedauer und Aktivitäten im Land nötig.
Alle benötigten Impfungen sollten zehn bis 14 Tage vor Antritt der Reise abgeschlossen sein. Dadurch gewinnt man die Zeit, die zum Aufbau eines Impfschutzes benötigt wird. Darüber hinaus sind eventuell auftretende Impfreaktionen dann in aller Regel bis zum Reisebeginn abgeklungen. Der Impfplan sollte anhand des bereits vorhandenen Impfstatus unter Berücksichtigung der vorhandenen Zeit und der Indikation erstellt werden. Bei Last-Minute-Reisen muss individuell über das konkrete Vorgehen entschieden werden. Laut STIKO zählt jedoch jede Impfung, auch wenn für eine vollständige Grundimmunisierung mehrere Impfungen benötigt werden. Prinzipiell spricht nichts dagegen, mehrere Impfungen gleichzeitig durchzuführen, zwischen Lebendimpfstoffen ist jedoch ein Mindestabstand von vier Wochen von Vorteil. Des Weiteren konnte bei Kindern unter 24 Monaten beobachtet werden, dass der Impfschutz der Gelbfieber-Impfung bei gleichzeitiger MMR-Impfung reduziert ist. Im Folgenden werden die wichtigsten Reiseimpfungen vorgestellt.
Cholera
Vorkommen: weltweit verbreitet, vor allem Afrika, Asien, Lateinamerika
Krankheitsbild: reiswasserähnliche Durchfälle mit hohem Wasserverlust
Inkubationszeit: meist zwei bis drei Tage
Die Übertragung des Bakteriums Vibrio cholerae erfolgt fäkal-oral, durch kontaminierte Lebensmittel oder Wasser. Vor allem in Ländern mit schlechten Hygienestandards besteht ein hohes Risiko, welches durch entsprechende Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene reduziert werden kann. Zusätzlich steht eine Schluckimpfung für Kinder ab zwei Jahren zur Verfügung. Die Wirksamkeit beginnt ca. eine Woche nach der letzten Dosis (bei Kindern unter sechs Jahren drei Dosen, ansonsten zwei Dosen im Abstand von mindestens einer und maximal sechs Wochen). Die Wirkung lässt bei Kleinkindern bereits nach sechs Monaten nach, weshalb dann bei Bedarf auch eine Wiederimpfung erfolgen sollte. Bei älteren Kindern und Erwachsenen nimmt die Wirkung nach ca. zwei Jahren auf 60% ab. Die Impfung empfiehlt sich vor allem bei Personen, die sich über längere Zeit im Endemiegebiet aufhalten. Bei Urlaubsreisen sind Hygienemaßnahmen meist ausreichend.
Tab. 1: Übersicht über Impfstoffe für Reiseimpfungen (Beispiele), Stand: 24. April 2019. Eine Aussage, ob diese Impfstoffe lieferbar sind, kann nicht getroffen werden, [Lauer-Fischer-Taxe, Stand 2. Mai 2019]. | ||
Impfung gegen |
Handelsname |
Mindestalter |
---|---|---|
Cholera |
Dukoral |
zwei Jahre |
Diphtherie |
kein Einzelimpfstoff, nur in Kombination s. u. |
je nach Impfstoff mindestens zwei Monate |
FSME |
Encepur Erwachsene/Kinder |
zwölf Jahre/ein Jahr |
FSME-Immun Junior/Erwachsene |
16 Jahre/ein Jahr |
|
Gelbfieber |
Stamaril * |
neun Monate |
Hepatitis A |
Havrix 720 |
zwei Jahre |
Havrix 1440 |
15 Jahre |
|
Twinrix Erwachsene/Kinder (+ HepB) |
16 Jahre/zwei Jahre |
|
Vaqta/Kinder |
18 Jahre/ ein Jahr |
|
Viatim (+ Typhus) |
16 Jahre |
|
Hepatitis B |
Engerix B Erwachsene/Kinder |
16 Jahre/ab Geburt |
Fendrix |
15 Jahre bei Niereninsuffizienz |
|
HBVaxPro |
ab Geburt/16 Jahre |
|
Hexyon (+ DTP-IPV + Hib) |
sechs Wochen |
|
Twinrix Erwachsene/Kinder (+ HepA) |
16 Jahre/zwei Jahre |
|
Vaxelis (+ DTP-IPV + Hib) |
sechs Wochen |
|
Japanische Enzephalitis |
Ixiaro |
zwei Monate |
Masern (Kombination mit Mumps und Röteln) |
M-M-RVaxpro * |
zwölf Monate |
Priorix * |
zehn Monate |
|
Priorix Tetra (+ Varizellen) * |
zwölf Monate |
|
ProQuad * |
zwölf Monate |
|
Poliomyelitis |
Boostrix Polio (+ DTP) |
drei Jahre |
Hexyon (+ DTP-HepB-Hib) |
sechs Wochen |
|
Imovax Polio |
drei Monate |
|
Infanrix hexa (+ DTP-HepB-Hib) |
zwei Monate |
|
Infanrix IPV+ Hib (+ DTP-Hib) |
zwei Monate |
|
IPV Merieux |
drei Monate |
|
Pentavac (+ DTP-Hib) |
zwei Monate |
|
Poliovaccine SSI |
zwei Monate |
|
Repevax (+ DTP) |
drei Jahre |
|
Revaxis (+ DT) |
fünf Jahre |
|
Tetravac (+ DTP) |
zwei Monate |
|
Vaxelis (+ DTP- HepB-Hib) |
sechs Wochen |
|
Tetanus |
Boostrix (+ DP) |
vier Jahre |
Boostrix Polio (+ DP-IPV) |
drei Jahre |
|
Covaxis (+ DP) |
vier Jahre |
|
Hexyon (+ DP- HepB-IPV-Hib) |
sechs Wochen |
|
Infanrix (+ DP) |
zwei Monate |
|
Infanrix hexa (+ DP-HepB-IPV-Hib) |
zwei Monate |
|
Infanrix IPV + Hib (+ DP-IPV-Hib) |
zwei Monate |
|
Pentavac (+ DP-IPV-Hib) |
zwei Monate |
|
Repevax (+ DP-IPV) |
drei Jahre |
|
Revaxis (+ D-IPV) |
fünf Jahre |
|
Td-Immun (+ D) |
fünf Jahre |
|
Td-Impfstoff Merieux (+ D) |
fünf Jahre |
|
Td-Pur (+ D) |
fünf Jahre |
|
TdaP-Immun (DP) |
vier Jahre |
|
Tetanol |
zwei Monate |
|
Vaxelis (+ DP-HepB-IPV-Hib) |
sechs Wochen |
|
Typhus |
Typhim Vi |
zwei Jahre |
Typhoral L * |
fünf Jahre |
|
Viatim (+ Hep A) |
16 Jahre |
|
* Lebendimpfstoff, D = Diphtherie, P = Pertussis, T= Tetanus, Hep A/B = Hepatitis A/B, IPV = Poliomyelitis, Hib = Haemophilus influenzae Typ b |
Diphtherie
Vorkommen: weltweit
Krankheitsbild: Rachenentzündung mit Belägen, Fieber, Atembeschwerden, Herzmuskelentzündung
Inkubationszeit: meist zwei bis fünf Tage
Meist erfolgt die Übertragung der Bakterien (Corynebakterium diphtheriae) als Tröpfcheninfektion. Die Diphtherie-Impfung gehört zu den allgemeinen Empfehlungen der STIKO für Kinder ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat. Geimpft wird zweimal im Abstand von vier bis acht Wochen und ein weiteres Mal nach einem Jahr. Die Wirkung setzt bereits zwei Wochen nach der zweiten Impfung ein.
FSME und RSSE
- Vorkommen: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in Europa, RSSE (Russian Spring-Summer Encephalitis) in Asien
- Krankheitsbild: grippeähnliche Symptome, Fieber, Meningitis, Meningoenzephalitis
- Inkubationszeit: meist sieben bis 14 Tage
Die Übertragung der Viruserkrankung erfolgt durch Zecken. Risikogebiete in Europa sind vor allem Süddeutschland, Ostfrankreich, Nordschweiz, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien. Eine Impfung gegen FSME steht für Personen ab einem Jahr zur Verfügung und schützt auch gegen RSSE. Aufgrund vermehrter Fieberreaktionen sollte eine Impfung bei Kindern unter drei Jahren nur nach sorgfältiger Risikoabwägung erfolgen. Die Grundimmunisierung erfolgt in drei Dosen. Die ersten zwei Impfungen sollten im Abstand von vier Wochen bis drei Monate erfolgen, die dritte je nach Impfstoff fünf bis zwölf Monate nach der zweiten. Von einer zuverlässigen Wirkung kann frühestens zwei Wochen nach der zweiten Teilimpfung ausgegangen werden.
Gelbfieber
Vorkommen: tropisches Afrika, Südamerika, Panama
Krankheitsbild: Fieber, Gliederschmerzen, Bindehautentzündung, Übelkeit und Erbrechen; später Ikterus, Hämorrhagien
Inkubationszeit: drei bis zehn Tage
Bei Gelbfieber handelt es sich um eine Viruserkrankung, die durch tag- und nachtaktive Stechmücken übertragen wird. Eine einmalige Impfung bietet meist lebenslangen Schutz und steht ab dem neunten Lebensmonat zur Verfügung. Die Wirksamkeit tritt ca. zehn Tage nach Impfung ein. Kinder, die im Alter unter zwei Jahren geimpft wurden, Frauen, die zum Zeitpunkt der Impfung schwanger waren, sowie HIV-Infizierte können möglicherweise von einer Auffrischung nach zehn Jahren profitieren. Der Lebendimpfstoff wird nur bei zugelassenen Impfstellen abgegeben. Es besteht Impfpflicht bei Einreise- oder Weiterreise aus vielen Endemiegebieten (Länderbestimmungen und aktuelle Reisehinweise beachten).
Hepatitis A
Vorkommen: weltweit, vor allem in Ländern mit schlechten Hygienestandards
Krankheitsbild: Appetitlosigkeit, Übelkeit, dunkler Urin, heller Stuhl, Ikterus, zum Teil Fieber
Inkubationszeit: 14 bis 50 Tage
Die Viruserkrankung wird durch kontaminierte Speisen, vor allem Meeresfrüchte und Salate, verunreinigtes Trinkwasser sowie durch engen Personenkontakt übertragen. Die Infektion verläuft im Kindesalter oft ohne Beschwerden, bei zunehmendem Alter steigt meist auch die Schwere der Symptome. Die Impfung gehört zu den STIKO-Reiseimpfungen (siehe Kasten „STIKO-Empfehlung zu Reiseimpfungen“). Geimpft wird zweimal im Abstand von sechs bis acht Monaten (je nach Impfstoff), ein Schutz besteht ca. zwei Wochen nach der ersten Impfung und bleibt nach abgeschlossener Grundimmunisierung bei 95% der Geimpften über 25 Jahre bestehen.
Hepatitis B
Vorkommen: weltweit
Krankheitsbild: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Fieber dunkler Urin, heller Stuhl, Ikterus, Gefahr der chronischen Hepatitis
Inkubationszeit: zwei bis 24 Wochen
Hepatitis B wird durch Körperflüssigkeiten, vor allem Blut und Sperma, übertragen. Die Impfung ist gemäß den Empfehlungen der STIKO Standardimpfung bei Kindern, Indikationsimpfung bei Personen mit erhöhtem persönlichen oder beruflichen Risiko und Reiseimpfung bei Reisen in Länder mit erhöhter Hepatitis-B-Prävalenz und/oder bei zu erwartenden engen/intimen Kontakten zur einheimischen Bevölkerung. Ein Impfschutz tritt ca. zwei Wochen nach der zweiten Impfung auf und besteht nach abgeschlossener Grundimmunisierung (zweimal eine Dosis im Abstand von einem Monat und eine Dosis sechs Monate nach der ersten) ca. zehn Jahre. Eine Schnellimmunisierung (Tage 0, 7, 21) ist möglich, hierbei ist eine vierte Dosis nach zwölf Monaten erforderlich.
Literaturtipp
Sicher reisen – gesund zurückkehren
Das „Handbuch Reisepharmazie“ stärkt Ihre Kompetenz in der täglichen Beratungsarbeit:
- Der Länderteil gibt eine rasche Übersicht über die medizinische Lage in über 240 Reiseländern.
- Im Teil Impfungen beschreiben Fachleute steckbriefartig alle empfohlenen Impfstoffe.
- Das Krankheitslexikon listet alle beschriebenen Krankheitsbilder sowohl in einer professionellen als auch in einer Patientenversion.
Christian Schönfeld
Handbuch Reisepharmazie 2019
251 S., Ca. 240 Länderkarten, 21,0 × 29,7 cm, Kartoniert, 49,80 Euro,
ISBN 978-3-7692-7345-8
Deutscher Apotheker Verlag 2019
Japanische Enzephalitis
Vorkommen: Südostasien, Reisanbaugebiete
Krankheitsbild: Fieber, Kopfschmerzen, enzephalitische Symptome
Inkubationszeit: fünf bis 16 Tage
Die nur in Asien vorkommende Viruserkrankung wird durch nachtaktive Stechmücken vorwiegend in ländlichen Gebieten übertragen. Eine Impfung ist zu empfehlen bei längerfristigem Aufenthalt im Endemiegebiet (z. B. Familienbesuche, Langzeitreisende), bei wiederholten Kurzzeitreisen sowie bei Reisen mit erhöhter Exposition z. B. Übernachtung in ländlichen Regionen der Endemiegebiete. Geimpft werden kann ab einem Alter von zwei Monaten in zwei Dosen an Tag 0 und 28, für Erwachsene zwischen 18 und 65 ist eine Schnellimpfung an Tag 0 und 7 möglich. Die Wirksamkeit beginnt ca. zehn Tage nach der zweiten Dosis, die Wirksamkeitsdauer ist unbekannt.
Masern
Vorkommen: weltweit
Krankheitsbild: Fieber, Konjunktivitis, Erkältungssymptome, weiße Flecken an der Mundschleimhaut, Masernexanthem; Komplikationen durch bakterielle Superinfektionen und Enzephalitis
Inkubationszeit: zehn bis 14 Tage
Das Masernvirus wird durch Tröpfchen- und Schmierinfektion verbreitet und ist hochansteckend. Die Impfung gehört zu den Standardimpfempfehlungen der STIKO für Kinder ab dem zwölften Lebensmonat. Dabei werden zwei Dosen im Abstand von vier Wochen verabreicht, bei Erwachsenen nur eine. Ein Schutz besteht ca. zehn Tage nach abgeschlossener Impfung und besteht über 20 Jahre.
Poliomyelitis (Kinderlähmung)
Vorkommen: Endemiegebiete in Afrika und Asien, sporadisch in Europa und Amerika
Krankheitsbild: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Verdauungsstörungen, Lähmungen
Inkubationszeit: sieben bis 14 Tage
Kinderlähmung wird durch Poliomyelitis-Viren verursacht, die meist als fäkale Schmierinfektion übertragen werden. Bei ca. 30% der Patienten bleiben die Lähmungen lebenslang bestehen. Eine Impfung steht für alle Personen ab dem dritten Lebensmonat zur Verfügung und gehört zu den Standardempfehlungen der STIKO. Geimpft wird dreimal im Abstand von je einem Monat. Nach vollständiger Grundimmunisierung besteht Impfschutz über zehn Jahre. Für manche Länder besteht Impfpflicht bei der Einreise (Länderinformation beachten).
Tetanus
Vorkommen: weltweit, Erdboden und Kot
Krankheitsbild:Schluckbeschwerden, Krämpfe, Muskelstarre
Inkubationszeit: drei bis 30 Tage
Tetanusbakterien (Clostridium tetani) kommen vor allem in der Erde und im Straßenstaub vor und können selbst bei Bagatellverletzungen in die Haut gelangen. Die schweren Muskelkrämpfe können bis zur vollständigen Muskelstarre mit Todesfolge führen. Eine Impfung steht ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat zur Verfügung (zweimal eine Dosis im Abstand von vier bis acht Wochen, einmal eine Dosis nach sechs bis zwölf Monaten). Sie gehört zu den Standardimpfempfehlungen der STIKO. Die Wirkung beginnt ca. zwei Wochen nach der zweiten Dosis und hält nach abgeschlossener Grundimmunisierung über zehn Jahre an.
Typhus
Vorkommen: weltweit, vor allem Afrika, Mittel- und Südamerika und Südostasien bei schlechten Hygienestandards
Krankheitsbild: Fieber, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Appetit- und Schlaflosigkeit; Bradykardie, Hepatosplenomegalie
Inkubationszeit: zehn bis 14 Tage
Thyphus-Bakterien (Salmonella enterica Serotyp Typhi) werden durch den Verzehr verunreinigter Nahrungsmittel oder Wasser übertragen. Gelegentlich kommt es auch zu direkten fäkal-oralen Übertragungen (z. B. Schalentiere aus verunreinigten Gewässern, mit Fäkalien gedüngtes Obst und Gemüse). Es stehen zwei Impfungen zur Verfügung: ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr einmalig i. m. oder eine Schluckimpfung ab dem vollendeten fünften Lebensjahr (Tag 1, 3 und 5 je eine Kapsel nüchtern eine Stunde vor der Mahlzeit). Die Schutzwirkung besteht ab ca. zehn bis 14 Tage nach der Impfung.
Impfungen bei Schwangeren
Impfungen in der Schwangerschaft sind nicht prinzipiell ausgeschlossen. Von den hier angesprochenen Impfungen sind Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis, Hepatitis A und Hepatitis B eher unbedenklich, sollten jedoch vorzugsweise erst ab dem zweiten Trimenon geimpft werden. Wegen unzureichender Erfahrung sollte gegen Cholera, FSME, Gelbfieber, Japanische Enzephalitis und Typhus nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung geimpft werden. Absolut kontraindiziert ist die Impfung gegen Masen-Mumps-Röteln.
Impfungen bei Kindern
Ein Kind sollte prinzipiell auf Reisen den gleichen Impfschutz haben wie ein Erwachsener, weshalb für die Reiseimpfempfehlungen die gleichen Kriterien gelten. Unter Berücksichtigung von altersbedingten Zulassungsbeschränkungen muss eine individuelle Nutzen-Risiko-Erwägung erfolgen. Generell sollte jedes Kind die altersentsprechenden Impfungen gemäß des STIKO-Impfplanes erhalten.
Wer übernimmt die Kosten?
Alle von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen werden von den Krankenkassen erstattet. Darüber hinaus gehören die Reiseimpfungen als Indikationsimpfungen nicht zu den gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen der Krankenkassen. Sie sind Leistungen, deren Kosten die Krankenkassen abhängig vom jeweiligen Reiseland freiwillig übernehmen können, nicht jede Krankenkasse bietet die gleichen Leistungen. Es ist deshalb ratsam, sich individuell für das Reiseziel bei der jeweiligen Krankenkasse zu informieren. |
Literatur
Hinweise und Empfehlungen zu Reiseimpfungen, Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und internationale Gesundheit
Schönfeld C. Handbuch Reisepharmazie: Medizinisch-pharmazeutische Beratung für privat und beruflich Reisende. Deutscher Apotheker Verlag 2019
Merkblätter zu den genannten Infektionskrankheiten, Robert Koch-Institut, www.rki.de
Liste in Deutschland zugelassener Impfstoffe, Paul-Ehrlich-Institut, www.pei.de
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