Aus der Hochschule

Arzneimittelprobleme gemeinsam lösen

Interprofessioneller Workshop begeistert Medizin- und Pharmaziestudierende

Im Laufe des Pharmazie- und Medizinstudiums haben viele schon von beratungsresistenten Ärzten oder lästigen Apothekern gehört. Und spätestens in der Famulatur haben einige miterlebt, wie schwierig die Kommunikation zwischen Praxis und Apotheke sein kann. Ein Workshop für Medizin- und Pharmaziestudierende an der Universität Bonn hatte zum Ziel, genau diese Kommunikation zu verbessern und die interprofessionelle Zusammenarbeit schon im Studium zu fördern.

Organisiert wurde der Workshop von Prof. Dr. Birgitta Weltermann, Leiterin des Instituts für Hausarztmedizin, und Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Leiter des Bereichs Klinische Pharmazie am Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn.

Wir Teilnehmer waren acht angehende Mediziner, die gerade ihr Wahltertial in einer Hausarztpraxis absolvierten, und sechs Pharmaziestudierende im Wahlpflichtfach der Klinischen Pharmazie. Erwartungsvoll, aber auch mit Vorbehalten in Sachen Zusammenarbeit, gingen wir in den Workshop.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es mit zwei Vorträgen los: Prof. Dr. Birgitta Weltermann erklärte den Begriff der Polymedikation und betonte, wie wichtig eine gute Kooperation zwischen Hausarzt und Apotheker für die Patientenberatung sei: „Und deshalb rate ich Ihnen allen, wenn Sie neu in der Hausarztpraxis sind, gehen Sie zur Apotheke in der Nähe und stellen Sie sich vor.“ Denn eine gute Zusammenarbeit funktioniere vor allem, wenn man sich kennt und auf die Kompetenz des anderen vertraut.

Prof. Dr. Ulrich Jaehde beleuchtete die sinnvolle Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker im Rahmen einer Medikationsanalyse. Er erklärte die verschiedenen Stufen der Medikationsanalyse und die Bedeutung der dafür notwendigen Informationen. Auch dabei wurde klar, dass für eine Verbesserung der Therapie beide, Apotheker und Arzt, notwendig sind.

Foto: Ulrich Jaehde
Abb. 1: In kleinen Gruppen diskutierten jeweils zwei Medizin- und Pharmaziestudierende über einen Patientenfall.

Interprofessionelle Praxis hautnah

Nun wurde es ernst, und wir begannen mit unserer praktischen Übung. Jeweils zwei interprofessionelle Kleingruppen bekamen die Aufgabe, einen Patientenfall zu bearbeiten. Zwei Fälle warteten auf uns: eine Patientin aus einer Hausarztpraxis mit gut eingestellter Hypertonie und Diabetes mellitus Typ 2, deren Hauptproblem ein zu hoher LDL-Cholesterol-Wert war, und ein Parkinson­patient aus der Apotheke, der trotz seiner Medikamente einen Tremor hatte und zudem nicht adhärent war.

Hilfreicher Perspektivwechsel

Anfangs etwas zögerlich begannen wir unsere Diskussion. Doch schnell verflog unsere Zurückhaltung, und wir redeten offen und auf Augenhöhe über Probleme und Lösungen.Über die Maßnahmen zur Verbesserung der Medikation und Adhärenz waren sich Mediziner und Pharmazeuten in den Gruppen schnell einig, und so blieb noch Zeit, sich allgemeiner fachlich auszutauschen.

So erklärten in unserer Gruppe die Mediziner uns Pharmazeuten, wie häufig eine Erhebung der Laborwerte, z. B. des Kreatininwerts, in der Praxis sinnvoll ist. Und wir konnten im Gegenzug ihre Frage klären, welche Funktion das Succinat in Metoprololsuccinat hat. Interessant war für beide Seiten die unterschiedliche Heran­gehensweise der angehenden Ärzten und Apotheker. Ganz nebenbei lernten wir voneinander, dass wir mit unterschiedlichen Datenbanksystemen arbeiten. So wurde ein Programm, mit dem wir die Interaktionen der Medi­kamente checken, von den Medizinern begeistert aufgenommen. Für uns Pharmazeuten war es ebenso spannend, eine von Hausärzten verwendete Datenbank kennenzulernen, mit der nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapieoptionen bewertet und für Patienten grafisch dargestellt werden können.

Foto: Ulrich Jaehde
Abb. 2: Auf einem Whiteboard fassten die Gruppen ihre Ergebnisse zusammen, um sie danach mit allen Workshopteilnehmern diskutieren zu können.

Mehr Zeit und mehr Fälle

Nach ca. 40 Minuten Bearbeitungszeit stellten wir unsere Ergebnisse vor und diskutierten sie gemeinsam mit den Workshop­leitern. In der Feedbackrunde am Ende wurde klar, dass wir uns mehr Zeit in den Gruppen gewünscht hätten, um uns länger auszutauschen und weitere Fälle gemeinsam zu bearbeiten. Gemeinsam mit Prof. Dr. Birgitta Weltermann zog Prof. Dr. Ulrich Jaehde eine positive Bilanz: „Die Zusammenarbeit in den Gruppen lief bei diesem ersten Versuch erfreulich gut, was sich auch daran zeigte, dass fast keine Hilfe seitens der Workshop­leiter nötig war.“

Kompetenzen verstehen und schätzen lernen

Unser Fazit: Etwas mehr Zeit wäre schön, aber schon ein halbtägiger Workshop hat viel gebracht. Der interprofessionelle Austausch ist eine echte Bereicherung und macht Spaß. Dabei können sich die verschiedenen Schwerpunkte und Herangehens­weisen gut ergänzen. Das schon im Studium auszuprobieren, ist der richtige Weg: Die Kommunikation zwischen Medizinern und Apothekern ­gelingt problemlos, sobald sie gegenseitig ihre Kompetenzen besser verstehen und schätzen lernen. |

Nadja Johanna Haas, Studentin der Pharmazie, 8. Semester, Bonn

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