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Beratung
Nicht ohne Benzalkoniumchlorid und Co.
Warum es keine konservierungsmittelfreien Cortison-Nasensprays gibt
Alle in Deutschland verfügbaren Glucocorticoid-Nasensprays (siehe Tabelle auf S. 30) enthalten zum Schutz vor mikrobieller Verunreinigung ein Konservierungsmittel. In der Regel handelt es sich dabei um Benzalkoniumchlorid (Ausnahme: Budesonid-Präparate). Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen dieses Konservierungsmittel sollten auf die Anwendung von vornherein verzichten. Die Produktinformationen enthalten zudem die Hinweise, dass Benzalkoniumchlorid zu Irritationen der Nase führen und insbesondere bei längerer Anwendung eine Schwellung der Nasenschleimhaut hervorrufen kann [1, 2]. Diese Textpassagen gehen auf einen Beschluss des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aus dem Jahr 2004 zurück [3]. Dem BfArM liegen präklinische Daten vor, die sowohl in vitro als auch in vivo konzentrations- und zeitabhängig einen schädigenden Effekt von Benzalkoniumchlorid auf die Zilienschlagfrequenz und die Zellmorphologie der Mukosa zeigen. In klinischen Studien konnte die Toxizität in diesem Ausmaß jedoch nicht bestätigt werden. Offensichtlich weist die menschliche Nasenschleimhaut in vivo protektive Mechanismen gegen topisch applizierte Substanzen auf. Eine wesentliche Bedeutung dürfte dabei der schützenden Schleimschicht und der Verdünnung von Substanzen durch das Nasensekret zukommen. Ein Review aus demselben Jahr mit insgesamt 18 Studien kam zu dem Schluss, dass Benzalkoniumchlorid sowohl bei kurz- als auch bei langfristiger Anwendung in Konzentrationen bis 0,1% sicher ist [4].
Die Hersteller schließen nicht aus, dass es unter Anwendung von Benzalkoniumchlorid, wie bei jedem Konservierungsmittel, zu Nebenwirkungen kommen kann, verweisen aber auf eine positive Nutzen-Risiko-Bewertung bei sachgerechter Anwendung. Bei Verdacht auf eine Schwellung der Nasenschleimhaut sollte – soweit möglich – ein Arzneimittel zur Anwendung in der Nase ohne Konservierungsstoff verwendet werden. Leider stehen solche Arzneimittel derzeit nicht zur Verfügung. Die Hersteller begründen diesen Umstand mit den technischen Möglichkeiten: Glucocorticoide sind in der Regel in wässrigen Grundlagen schlecht löslich. Der Wirkstoff liegt im Nasenspray in Form einer Kristallsuspension vor, die mit in der Industrie gängigen Filtrations-Verfahren nicht sterilisierbar ist, sodass auf ein Konservierungsmittel nicht verzichtet werden kann.
Die DAZ hakte bei Prof. Dr. Rolf Daniels vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie an der Universität Tübingen nach, ob es wirklich keine andere Möglichkeit gibt, Glucocorticoid-Nasensprays ohne Konservierungsmittel herzustellen – siehe Kasten. |
Problematische Sterilisierung - Ein Kommentar
Fakt ist, dass die Glucocorticoide sehr schwer wasserlöslich sind und deshalb in den wässrigen Nasensprays als Suspensionen vorliegen. Dadurch scheidet bei der Herstellung eine thermische Entkeimung oder eine Sterilfiltration zur Keimreduktion aus. Konservierungsmittelfreie Systeme müssen aber vor der Verpackung steril sein, da bei unsterilen Produkten während der Lagerung ein unkontrolliertes Keimwachstum eintreten würde. Insofern helfen auch moderne kontaminationsfreie Verpackungskonzepte an dieser Stelle nicht weiter. Ein Wechsel auf ein anderes Konservierungsmittel erscheint mir ebenfalls wenig sinnvoll, da die anderen Alternativen bezüglich einer Nutzen-Risiko-Bewertung nicht besser abschneiden als Benzalkoniumchlorid. Insofern ist man bei diesen Produkten tatsächlich sehr stark eingeschränkt. Eine Alternative könnte aus meiner Sicht sein, die Glucocorticoide mithilfe von Cyclodextrinen in Lösung zu bringen. Diese Möglichkeit habe ich jedoch selbst bisher nie experimentell verifiziert. Wenn dies gelänge, stünde einer Sterilfiltration und einer Verpackung in kontaminationsarme Mehrdosenbehältnisse nichts mehr im Wege. Das würde aber eine komplette Neuentwicklung der Produkte inklusive der zugehörigen klinischen Bewertung von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bedeuten.
Literatur
[1] Gebrauchsinformation MometaHexal®, Stand November 2017
[2] Fachinformation Mometasonfuroat AbZ 50 Mikrogramm/Sprühstoß Nasenspray, Stand Mai 2017
[3] Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für Benzalkoniumchlorid-haltige Arzneimittel zur Anwendung in der Nase, 1. Mai 2004
[4] Marple B et al. Safety review of benzalkonium chloride used as a preservative in intranasal solutions: an overview of conflicting data and opinions. Otolaryngol Head Neck Surg 2004;130:131-141
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