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Arzneimittel und Therapie
Geistig fit mit Vitamin D?
Supplementation zeigt positive und negative Auswirkungen auf kognitive Funktionen
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und geistige Leistungsstörungen bis hin zur Demenz. Beobachtungsstudien legen nahe, dass Vitamin D bei kognitiven Prozessen eine Rolle spielen und zur normalen Funktion des Zentralnervensystems beitragen könnte. Bei Blutspiegeln unter 12 bzw. 20 ng/ml Vitamin D – hinsichtlich der genauen Grenzen gibt es unterschiedliche Meinungen – soll es zu kognitiven Beeinträchtigungen kommen. Zudem scheinen erhöhte Parathormon-Werte, die mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel einhergehen, eine zusätzliche Rolle beim Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit zu spielen. Weitere Marker, die mit der kognitiven Funktion in Zusammenhang stehen und die durch Vitamin D beeinflusst werden könnten, sind ß-Amyloid-Peptid, Estrogen und Osteocalcin. Für Letzteres wurde kürzlich in einer präklinischen Studie gezeigt, dass es endokrine Funktionen besitzt und Neuronen vor Apoptose schützen kann.
Basierend auf diesen mehr oder weniger theoretischen Aspekten wurde nun in einer kleinen randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie untersucht, ob höhere Dosierungen von Vitamin D die kognitive Funktion verbessern können und ob die kognitive Veränderung mit Blutspiegeln diverser Hormone und ß-Amyloid-Peptid korreliert. 42 übergewichtige, postmenopausale Frauen mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren und einem Vitamin-D-Serumwert von 22,6 ± 5,8 ng/ml zu Studienbeginn erhielten ein Jahr lang eine Vitamin-D-Supplementation von entweder 600, 2000 oder 4000 I.E. Die Studienmedikation wurde jeweils an fünf aufeinanderfolgenden Wochentagen zusammen mit der größten Mahlzeit des Tages eingenommen. Serumwerte von Vitamin D, Osteocalcin, ß-Amyloid-Peptid, Parathormon und Estradiol wurden zu Beginn und am Ende der Supplementation gemessen. Zusätzlich wurden kognitive Tests durchgeführt.
Nach einem Jahr hatten sich die Vitamin-D-Spiegel in allen drei Dosis-Gruppen erhöht, und zwar auf 30,2 ± 5,6 (600 I.E.), 36,0 ± 4,9 (2000 I.E.) und 40,8 ± 7,0 ng/ml (4000 I.E.).
Wissenswertes zu Vitamin D
Was sind die Zufuhrempfehlungen? Wie kann der Bedarf gedeckt werden? Wann droht ein Mangel? Und wie ist die Evidenzlage zu präventiven Effekten von Vitamin D für verschiedene Erkrankungen zu werten? Die wissenswerten Fakten haben Prof. Dr. Martin Smollich und Dr. Julia Podlogar im Beitrag „Vitamin D für alle? Beratungswissen rund um Vitamin-D-aktive Verbindungen“ in DAZ 2018, Nr. 35, S. 28 zusammengefasst.
Widersprüchliche Effekte
Die Probandinnen der mittleren Dosis-Gruppe mit 2000 I.E. Vitamin D zeigten die besten Ergebnisse bei kognitiven Tests, die das Lern- und Erinnerungsvermögen untersuchten. Hingegen wiesen die Teilnehmerinnen, die 600 I.E. erhalten hatten, die kürzesten Reaktionszeiten auf. Hinsichtlich der gemessenen Marker zeigte sich bei Osteocalcin eine positive Korrelation mit den kognitiven Funktionen. Bei Parathormon hingegen war eine negative Korrelation feststellbar. Für ß-Amyloid-Peptid und Estradiol war keine Korrelation ableitbar.
Eine Vitamin-D-Supplementation zeigte in dieser Untersuchung sowohl positive als auch negative Effekte. Das Fehlen einer klaren Dosis-Wirkungs-Beziehung werten die Studienautoren als Hinweis auf eine U-förmige Dosis-Wirkungs-Kurve. Die langsameren Reaktionszeiten bei Einnahme höherer Vitamin-D-Dosierungen brachten die Studienautoren zudem mit einer weiteren Beobachtung in Zusammenhang: Hohe Vitamin-D-Dosierungen waren in anderen Studien mit einem erhöhten Sturzrisiko assoziiert. Die Autoren mutmaßen, dass die langsamere Reaktionszeit der Grund für die Stürze sein könnte. Diese Hypothese könnte Gegenstand weiter Studien werden. |
Quelle
Castle M et al. Three Doses of Vitamin D and Cognitive Outcomes in Older Women: a Double-Blind Randomized Controlled Trial. J Gerontolog A 2019; doi:10.1093/gerona/glz041
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