Interpharm 2019 – Wissen am Mittag

Leiden Sie unter Migräne?

Tipps für eine kompetente pharmazeutische Beratung von Kopfschmerzpatienten

du | Es ist eine Szene, die sich so oder ähnlich tagtäglich in jeder Apotheke abspielen könnte: An einem trüben Tag wird eine Kundin, Mitte dreißig in der Apotheke vorstellig und klagt über starke Kopfschmerzen. Besonders auf­fällig: Sie trägt eine Sonnenbrille. Und ja, eine Migräne wurde schon diagnostiziert. Mit dem Nachstellen dieser Szene starteten die Apothekerinnen Ina Richling, PharmD, und Dr. Katja Renner ihr interaktives POP-­Seminar.
Foto: DAZ/Preiss
„Ibuprofen und ASS helfen nicht!“ Dr. Katja Renner und Ina Richling, PharmD, diskutierten mit den Seminarteilnehmern ­Optionen der Selbstmedikation und die Beratung von Migränepatienten.

Schnell war der Bann gebrochen und Referentinnen und Teilnehmer erarbeiteten gemeinsam Strategien für eine strukturierte Beratung.

Ein wichtiges Hilfsmittel: der Midas-Fragebogen. Midas steht für Migraine Disability Assessment und wird den Patienten vorgelegt, um Informationen über die funktionellen Einschränkungen als Folge der Migräne in den letzten drei Monaten zu erhalten. So geht es darum, an wie vielen Tagen nicht zur Schule bzw. zur Arbeit gegangen werden konnte, an wie vielen Tagen die Leistungsfähigkeit eingeschränkt war, an wie vielen Tagen keine oder nur eingeschränkt Hausarbeit verrichtet werden konnte. Aber auch, an wie vielen Tagen auf familiäre, soziale und Freizeitaktivitäten wegen der Kopfschmerzen verzichtet werden musste. Die Tage werden summiert und er­lauben eine Einteilung der Migräne in vier Schwergrade. Dieser dient dann als Richtschnur für die leitliniengerechte Therapie.

Die im Seminar vorgestellte Patientin gab an, dass weder ASS noch Ibuprofen helfe, sodass eine Triptan-­Therapie in Erwägung gezogen wurde. Ina Richling und Katja Renner riefen hier noch einmal in Erinnerung, welche Informationen unbedingt erfragt werden müssen: Liegt eine ärztliche Diagnose vor? Gibt es kardiovaskuläre Risiken? Wie steht es um die Begleitmedikation (cave Serotonin-Syndrom)? Raucher oder Nichtraucher? Und hier in diesem konkreten Fall auch die Frage, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, ob die Patientin von einer Migräneprophylaxe profitieren könnte. Für den vorgestellten Fall wurde die Frage bejaht und entsprechende Vorschläge diskutiert. Diese reichten über Magnesium im Rahmen der Selbstmedikation bis hin zu den neuen, von Prof. Dr. Gerd Bendas zuvor vorgestellten CGRP-Antikörpern, von denen im vergangenen Jahr Erenumab (Aimovig®) als erster Vertreter in Deutschland eingeführt worden ist (s. S. 53 in dieser DAZ). |

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