Prisma

Die Auferstehung der Medusa

Neu entdecktes Virus lässt Opfer zu Stein erstarren

us | Die Medusa, eine Gestalt aus der griechischen Mythologie, konnte allein durch ihren Anblick Menschen zu Stein verwandeln. Ähnlich ergeht es den Wirten eines kürzlich in Japan entdeckten Virus, das nun den Namen Medusavirus trägt.
Foto: Shelli Jensen – stock.adobe.com
Medusa soll mit ihren Schlangenhaaren und glühenden Augen einen furchterregenden Anblick geboten haben.

Japanische Wissenschaftler fanden unter den Bewohnern einer heißen Quelle ein neues Virus, das aufgrund seines Durchmessers von etwa 260 nm zu den Riesenviren zählt. Mit der 381 kB langen DNA ist auch das Genom für einen Virus erstaunlich groß. Die Analyse des Genoms lieferte Rückschlüsse auf den Wirt. So scheint ein Großteil der Gene im Laufe der Evolution durch einen Gentransfer mit Amöben erworben worden zu sein. Im Labor der Universität Kyoto wurden die Viren in der Gattung Acanthamoeba castellanii nachgewiesen. Nach der Infektion ergeht es den Amöben ähnlich wie den Opfern der Medusa: Sie werden etwa zwei Tage nach dem Virenbefall von einer festen äußeren Schicht ein­gekapselt. Die Virologen um Genki Yoshikawa schlugen vor, das Virus aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften und seiner Ab­stammung in eine neue Familie – den Medusaviridae – einzuordnen. Denn auch äußerlich besteht eine Ähnlichkeit mit der Medusa. Die Oberfläche des Virus ist mit 14 nm langen kugelbesetzten Stacheln übersät und erinnert damit an den Kopf der Medusa, deren Haar aus Schlangen bestand. |

Quelle

Yoshikawa G et al. Medusavirus, a novel large DNA virus discovered from hot spring water. J Virol 2019; doi:10.1128/JVI.02130-18

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