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„Es ist Aufgabe der Apotheker, sich Gedanken zu machen“
Wie lassen sich Landapotheken aufwerten?
Einig waren sich die Teilnehmer der politischen Diskussion darüber, dass die Versorgung mit Apotheken gesichert werden sollte. Über den Weg dahin haben die Diskutanten allerdings höchst unterschiedliche Ansichten. Während die CDU-Politikerin Karin Maag und Fritz Becker weiterhin auf die Gleichpreisigkeit und pharmazeutische Dienstleistungen setzen, forderten Dr. Christopher Hermann (AOK) und Biggi Bender (vdek) die Aufhebung der Rx-Preisbindung.
„Eigenes Gesetz soll sie haben“
Karin Maag betonte, dass sie das Verbot für Rx-Boni, auf das sich die gesundheitspolitischen Spitzen von CDU/CSU verständigt hatten, im SGB V festschreiben und die entsprechenden Regelungen gerne an das Gesetz für Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) anhängen möchte. Dass die SPD nach den jüngsten Äußerungen der gesundheitspolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, ein eigenes Gesetz dazu erlassen will, kann Maag aber mittragen: „Wenn es nur am eigenen Gesetz liegt, soll sie es haben.“
Ein von Dittmar gefordertes EU-Notifizierungsverfahren, das die Gesetzgebung deutlich verzögern würde, ist aus ihrer Sicht allerdings nicht notwendig, da die geplante Regelung europarechtlich unangreifbar sei. Dennoch rechnet sie mit Klagen: „Es wird wieder Klagen geben, am Ende des Tages kommt es darauf an, dass wir rechtssichere Lösungen stricken.“
AOK-Chef Dr. Christopher Hermann sprach sich auch mit Blick auf die sinkende Apothekenzahl in Baden-Württemberg vehement dafür aus, die Rx-Preisbindung aufzuheben und Apotheken auf dem Land gezielt zu unterstützen.
Verträge über honorierte Dienstleistungen?
Hermann sieht gerade in unterschiedlichen Preisen die Lösung zur Sicherung der Arzneimittelversorgung. „Ein Apotheker auf dem Land hat andere Voraussetzung, um leben zu können, als ein Apotheker in der Königstraße“, so Hermann. Die Frage müsse lauten: „Was ist dieser Gesellschaft eine Apotheke in der XY-Region wert?“ Und dann werde man mit Versichertengeldern diese Apotheke stützen müssen, indem man höhere Preise bezahle. Dieser Preiswettbewerb solle aber, betont Hermann, für die Patienten nicht spürbar sein.
DAV-Chef Fritz Becker erkennt durchaus an, dass sich auch die Krankenkassen um die Versorgung bemühen: „Beide wollen wir die Versorgung sicherstellen, aber wir denken, dass sie schlechter wird, wenn wir keine Gleichpreisigkeit haben.“ Becker setzt darauf, dass die Apotheken zukünftig mit den Krankenkassen Verträge über honorierte Dienstleistungen abschließen dürfen. Auch Maag sieht das als wichtiges Instrument, um die Apotheken zu stärken, und fragt: „Was ist eine Apotheke bereit zu übernehmen auf dem Land?“ Neue Funktionen brauche man für die Zukunft und die sollten gut vergütet werden. Die Politik werde sich auch das Thema Botendienst/Versandhandel anschauen. Es habe sich überlebt, dass der Bote qualifiziert sein müsse. Doch nicht nur Politik und Kassen sind bei der Sicherstellung der Versorgung gefordert, findet Karin Maag: „Es ist Aufgabe der Apotheker, sich Gedanken zu machen: Wie kriege ich die Versorgung hin?“
Biggi Bender merkte zum Thema Beratung an: „Das können die Angestellten bei Versandhändlern auch leisten.“ Die Gleichpreisigkeit habe zur Folge, dass die Apotheker sich in optimalen Lagen niederließen, deshalb müsste es Landapothekern erlaubt sein, höhere Preise zu nehmen. Mit Blick auf den ehemaligen Arzneimittel-Automaten von DocMorris in Hüffenhardt erklärte Bender, dass es besser sei, wenn die Apotheker bei neuen Sachen mitmachten, statt neue Versorgungsmodelle grundsätzlich zu beklagen und plattzumachen. So sei es sinnvoll, Filialen nicht voll auszustatten und ggf. den Apotheker aus der Hauptapotheke zuzuschalten.
Ihrer Meinung nach ist der Stillstand seit dem EuGH-Urteil ein Wirtschaftsförderungsprogramm für die ausländischen Versender, da Inländer keine Rabatte geben dürften. Dazu komme das Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission, das die Aufhebung der Gleichpreisigkeit für die EU-Versender fordere. Da könne man nicht einfach sagen: „April, April, wir haben es jetzt in ein anderes Gesetz reingeschrieben.“ Generell müsse die Gesundheitsversorgung flexibler werden. So schlägt Bender den Einsatz von Patientenbussen und Telemedizin vor, sowie, dass die Kommunen Räume für Ärzte zur Verfügung stellen. |
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