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Arzneimittel und Therapie
Achtung Lebensgefahr!
Brivudin und 5-Fluoropyrimidine nie gemeinsam geben
cst | Bekannt war die Interaktion schon bei der Zulassung, bereits 2006 und 2012 hatte die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) auf Rote-Hand-Briefe zu potenziell tödlichen Wechselwirkungen zwischen Brivudin (Zostex®, Brivudin Aristo®) und 5-Fluoropyrimidinen hingewiesen. Doch es besteht weiterhin Grund zur Sorge: In der weltweiten Pharmakovigilanzdatenbank VigiBase wurden zwischen 2008 und 2017 zu dieser Interaktion 22 Meldungen registriert – 15 davon mit tödlichem Ausgang, drei allein im Jahr 2017. Daher macht die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erneut darauf aufmerksam, dass Brivudin nicht in Kombination mit dem antineoplastisch wirksamen 5-Fluorouracil (5-FU) – einschließlich seiner topischen Zubereitungen –, dessen Prodrugs wie Capecitabin oder Tegafur sowie anderen 5-Fluoropyrimidinen wie dem Antimykotikum Flucytosin verabreicht werden darf.
Das Virostatikum Brivudin, das zur frühzeitigen Behandlung des akuten Herpes zoster bei immunkompetenten Erwachsenen eingesetzt wird, hemmt durch seinen Hauptmetaboliten Bromvinyluracil das 5-FU-abbauende Enzym Dihydropyrimidindehydrogenase (DPD). Bei gleichzeitiger Gabe kann es so zu einer Akkumulation des 5-Fluoropyrimidins kommen. Da die Enzymhemmung irreversibel ist, muss zwischen der Anwendung von Brivudin und einer Behandlung mit 5-Fluoropyrimidinen ein Abstand von mindestens vier Wochen eingehalten werden. Bevor eine Behandlung mit 5-Fluoropyrimidinen begonnen wird, sollte zudem die DPD-Aktivität bestimmt werden. Da die DPD-Aktivität nicht nur durch Brivudin, sondern auch durch einen genetisch bedingten Mangel vermindert sein kann, wird derzeit in einem Risikobewertungsverfahren auf europäischer Ebene untersucht, ob ein generelles Screening der DPD-Aktivität vor Gabe von 5-Fluoropyrimidinen durchgeführt werden sollte.
Im Notfall kann bei einer 5-FU-Toxizität das Pyrimidinanalogon Uridintriacetat als Antidot dienen. Da dieses in Europa nicht zugelassen ist, muss hier auf die Möglichkeit eines Einzelimports nach § 73 Abs. 3 Arzneimittelgesetz oder die Rezepturherstellung aus Uridin zurückgegriffen werden. |
Quelle
Rote-Hand-Brief zu potenziell tödlichen Wechselwirkungen zwischen Zostex® (Brivudin) und 5-Fluoropyrimidinen (5-Fluorouracil, Capecitabin, Floxuridin, Tegafur, Flucytosin). DAZ 2012, Nr. 36, S. 18
Brivudine and 5-fluorouracil – Persistence of a fatal drug-drug interaction. WHO Pharmaceuticals Newsletter 2018;6:20-24
Information zu Brivudin und 5-Fluoropyrimidinen: Potenziell tödliche Interaktion. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) Drug Safety Mail 2019-11 vom 6. März 2019; www.akdae.de
EMA starts review on screening patients before treatment with fluorouracil, capecitabine, tegafur and flucytosine. EMA/164425/2019. Meldung vom 15. März 2019; www.ema.europa.eu; Abruf am 18. März 2019
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