Wirtschaft

Entsteht ein neuer Platzhirsch?

Gehe und Alliance Healthcare wollen deutsche Großhandelsgeschäfte zusammenlegen

bro | Im Großhandelsmarkt könnte es bald einen neuen Platzhirsch geben: McKesson Europe (Gehe) und Walgreens Boots Alliance (Alliance Healthcare) haben vereinbart, ihre deutschen Großhandelsgeschäfte zusammenzulegen.

Einer Mitteilung der beiden Konzerne zufolge soll das neue Gemeinschaftsunternehmen zu 70 Prozent von Walgreens Boots Alliance (WBA) und zu 30 Prozent von McKesson gehalten werden. Beide Unternehmen sollen im Aufsichtsrat des Joint Ventures proportional vertreten sein. Die Zusammenarbeit betrifft allerdings nur Geschäftsaktivitäten von WBA und McKesson in Deutschland, in anderen Ländern, in denen beide Konzerne präsent sind, soll alles beim Alten bleiben.

Klar ist: Klappt der Mega-Deal zwischen den beiden Konzernen, entsteht im deutschen Großhandelsmarkt ein neuer Platzhirsch. Ob ein Zusammenschluss kartellrechtlich möglich ist, steht allerdings noch nicht fest. Laut der Mitteilung der beiden Konzerne steht die Transaktion unter dem Vorbehalt der Fusionsfreigabe und der Genehmigung durch die zuständigen Behörden. Dieser Prozess werde mindestens sechs Monate in Anspruch nehmen.

Vier gute Gründe für den Zusammenschluss

Die Konzerne haben nach Informationen von DAZ.online vier große Bereiche identifiziert, in denen ein Zusammenschluss der Großhandelstätigkeiten Sinn ergeben würde:

Erstens geht es um das Bestandsmanagement. Dem Vernehmen nach müssen McKesson Europe und WBA in der Regel mehr als 100.000 Produkte vorhalten. WBA und Gehe wollen offenbar den Einsatz ihres Betriebskapitals optimieren und ihre finanzielle Leistung erhöhen, wenn sie im Bestandsmanagement zusammenarbeiten.

Zweitens geht es um die Lieferpraktiken. Erst kürzlich hatte Gehe-Chef Dr. Peter Schreiner mit Blick auf den Klimaschutz angedeutet, dass man die Zahl der Großhandelstouren in Deutschland hinterfragen müsse. Auch in diesem Bereich sehen beide Konzerne die Möglichkeit, Kosten zu reduzieren.

Drittens geht es WBA und der Gehe um die in den vergangenen Jahren stark zugenommenen Regularien für den pharmazeutischen Großhandel. Die Grossisten müssen sich schon seit einigen Jahren an die europäische GDP-Richtlinie halten, in diesem Jahr kam das Fälschungsschutzsystem Securpharm dazu. Hinzu kommen dem Vernehmen nach Kostenpunkte wie Mindestlohnsteigerungen, die geplante CO2-Steuer sowie höhere Datenschutzregularien. Dies führt zu größeren Ausgaben, die offenbar nicht durch steigende Einnahmen gedeckt werden können: Die Großhandelsbranche beschwert sich schon seit Jahren darüber, dass die Vergütung der Grossisten seit 2011 gleich geblieben ist.

Viertens gibt es in Deutschland ein sehr dichtes Netz an Groß­handelsverteilerzentren. Laut dem Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) bedienen allein seine Mitgliedsunternehmen die Apotheken aus insgesamt 111 Zentren. Auch hier sehen beide Konzerne die Möglichkeit, Effizienzen zu schöpfen. |

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