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Gesundheitspolitik
Digitale Plattformen statt Leben „im Gestern“
Zukunftsvisionen beim Eppendorfer Dialog
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich zeigte sich besorgt über die Schließung von Apotheken – wegen der Versorgung und weil die Apotheken „gute Arbeitgeber“ seien. Er bekannte sich zu „seinem Sündenfall“, 2003 „in vorauseilendem Gehorsam“ für den Arzneimittelversand gestimmt zu haben. Doch er sei der Erste gewesen, der 2016 das Rx-Versandverbot gefordert habe. Da dies politisch nicht durchsetzbar sei, solle nun die Gleichpreisigkeit in der GKV erreicht werden, nicht jedoch für die PKV. Das Gesetz müsse „mit Brüssel“ geklärt werden. Hennrich machte deutlich: Das Apothekenstärkungsgesetz wird nur kommen, wenn Bundesgesundheitsminister Spahn in Brüssel Rechtsklarheit schafft. Was anderenfalls geschehen soll, blieb offen.
Die Zukunft der Apotheken sieht Hennrich nicht in der Logistik, sondern eher in Spezialisierungen oder in der Prävention. Er betonte die Grippeimpfung, weil damit im Ausland die Impfquoten erhöht worden seien. Das Medikationsmanagement sehe er dagegen skeptisch, weil dies möglicherweise bald durch Künstliche Intelligenz zu leisten sei. Mittelfristiges Potenzial könnte sich auch aus einer Legalisierung von Cannabis ergeben. Hennrich zeigte sich gesprächsbereit, gab aber zu verstehen, dass zukunftsorientierte Gespräche mit den Apothekerorganisationen nicht stattfänden. Denn nach seiner Einschätzung würden Apotheker im Regelfall „im Gestern leben“ und den Status quo verteidigen.
Heilberufliche Kompetenzen
Beim Eppendorfer Dialog stellte Dr. Kerstin Kemmritz, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, allerdings mögliche künftige Aufgaben für Apotheker vor. Sie sehe Apotheker als „Gesundheitsmanager, Gatekeeper und Therapiebegleiter“. Von der Politik forderte Kemmritz, die pharmazeutische Kompetenz zu nutzen und zu vergüten, Bürokratie in Apotheken abzubauen und für „gleich lange Spieße“ zu sorgen.
DocMorris-Vorstand Max Müller hielt diesen Plänen entgegen, DocMorris erbringe schon lange solche Leistungen, prüfe jede Bestellung, nutze dabei Algorithmen und spreche mit Patienten und Ärzten über mögliche Probleme. Damit seien etwa 130 Pharmazeuten beschäftigt, die 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für die Schulung nutzten. Dies sei eine attraktive Arbeit, weil die Apotheker und PTAs „nicht verkaufen“ müssten. Auf Fragen nach unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen für Versand- und Vor-Ort-Apotheken entgegnete Müller, dass niederländische Versender von den dortigen Kontrollbehörden überprüft und zu denselben Preisen wie deutsche Apotheken einkaufen würden.
Außerdem warb Müller für die Chancen der Digitalisierung, denn sie helfe, Therapieabbrüche zu verhindern, ländliche Regionen zu versorgen und mehr Zeit für die „sprechende Pharmazie“ zu gewinnen. Auch Steffen Kuhnert, digital orientierter Vor-Ort-Apotheker aus Düren, zeigte sich von diesen Zukunftsaussichten überzeugt. Um künftig auf digitalen Plattformen tätig zu sein und mit großen Unternehmen zu konkurrieren, bräuchten die Apotheken allerdings neue Partner.
Einen weiteren Bericht über den Eppendorfer Dialog finden Sie in der nächsten DAZ. |
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