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Gesundheitspolitik
Kommentar: Geld statt Kompetenzgerangel
Als vor gut vier Monaten Klaus Reinhardt als neuer Präsident der Bundesärztekammer gewählt wurde, kam ein Berufspolitiker an die Spitze, der bereits in der Vergangenheit immer wieder davor gewarnt hatte, undifferenziert das Hohelied der ärztlichen Verarmung zu singen. Wiederholt wies er darauf hin, dass Ärzte die gesellschaftliche Realität, in der sie leben, nicht ausblenden dürften. Wer von Verarmung rede und über die schlechte wirtschaftliche Situation der Ärzteschaft klage, stoße bei ihm auf Unverständnis.
Von daher ist es durchaus ernst zu nehmen, wenn Reinhardt sich nun im Interview mit der Ärzte Zeitung zum Thema Wiederholungsrezepte äußert. Damit Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben, plädiert er dafür, redundante Arzt-Patienten-Kontakte zu vermeiden. Dazu müsse man über eine Reihe vertragsärztlicher Tätigkeiten nachdenken, „die heute für manche Kollegen nur deswegen erforderlich sind, damit sie ihre Praxis vernünftig führen können“. Ärzteentlastend wäre, so Reinhardt, auch das Ansinnen, Wiederholungsrezepte für eine Jahresmedikation einzuführen. Doch dies müsse so umgesetzt werden, dass es nicht zu Einkommensverlusten bei den Ärzten führt.
Der Politik sollte das zu denken geben. Wer über Ärztemangel und zu lange Wartezeiten klagt, muss bereit sein, zur Abhilfe nicht nur Geld in die Hand zu nehmen, sondern es auch an der richtigen Stelle einzusetzen. Bei Wiederholungsrezepten, aber z. B. auch beim Medikationsmanagement könnten Apotheker die Ärzte entlasten. Wäre die Gefahr gebannt, dass dadurch die Ärzte weniger verdienten, wäre vermutlich auch das reflexhafte Kompetenzgerangel sehr schnell beendet.
Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ
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