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Beratung
Gasalarm im Darm
Selbstmedikation bei Blähungen
Blähungen sind ein häufig auftretendes Symptom: Etwa jeder fünfte Erwachsene ist von Blähungen betroffen, wobei die Sprachregelung dabei nicht ganz einheitlich ist. Einige Patienten meinen Blähungen, wenn sie von einem aufgeblähten Bauch berichten, der sich in einem Spannungs- bzw. Völlegefühl äußert [1]. Dieses Phänomen nennt die Medizin Meteorismus. Andere Betroffene bezeichnen mit Blähungen die Luftansammlungen im Darm, die tatsächlich als Winde abgehen. Der Fachbegriff für dieses Symptom lautet Flatulenz. Beide Phänomene können unabhängig voneinander auftreten. Häufig trifft man sie aber gemeinsam an. Es handelt sich um ein multifaktorielles Geschehen, dessen einzelne Ursachen meist nicht benannt werden können. Es besteht jedoch immer ein Ungleichgewicht in der Verdauung: Einerseits wird die angebotene Nahrung nicht adäquat weitertransportiert (Motilitätsstörungen), andererseits wird die aufgenommene Nahrung nicht vollständig verstoffwechselt. Dadurch gelangen unverdaute Anteile in die tieferen Darmabschnitte, wo sie von den dort lebenden Bakterien unter Bildung von Gas quasi vergären.
Bei Stress und späten Mahlzeiten rebelliert der Magen
Viele Betroffene berichten von Beschwerden nach besonders üppigen oder auch späten Mahlzeiten. Noch häufiger wird berichtet, dass die Verdauung „streikt“, wenn es im Alltag oder Job besonders stressig zugeht. Dieses Phänomen lässt sich gut erklären: Durch die anhaltende Aktivierung des sympathischen Nervensystems infolge der Stressreaktion wird der Gegenspieler, das parasympathische Nervensystem, ausgebremst. Dieses ist jedoch für alle Verdauungsvorgänge verantwortlich. In Stresssituationen arbeitet also das gesamte Verdauungssystem auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Blähungen und Völlegefühl sind die unliebsamen Folgen. Eine weitere Patientengruppe, die sehr häufig von Blähungen betroffen ist, sind Patienten, die unter funktionellen Verdauungsstörungen leiden. Für sie sind Blähungen das Symptom, das sie am meisten einschränkt [2]. Sie haben oft und auch nach kleinen Mahlzeiten Symptome wie Krämpfe und Schmerzen, Blähungen und Völlegefühl. Dadurch fühlen sie sich in ihrem sozialen Umfeld sehr beeinträchtigt und beklagen eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität.
Unter funktionellen Magen-Darm-Beschwerden versteht man solche, für die keine organischen Ursachen gefunden werden können. Oft wird in diesem Zusammenhang von Reizmagen oder von Reizdarm gesprochen.
Schmerzhafte Gasansammlungen im Darm
Wir schlucken während der Mahlzeit Luft – mal mehr, mal weniger, je nachdem, wie viel Zeit wir uns für das Essen nehmen. Und dass Gase bei den Verdauungsprozessen entstehen, ist ganz normal. In veränderlichen Anteilen sind das Kohlendioxid, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Methan. Der gesunde Darm hat entsprechende Kapazitäten, diese Gasmengen auch zu transportieren und laut- sowie geruchlos nach außen zu schaffen. Der Hauptanteil wird dabei resorbiert. Er diffundiert durch die Darmschleimhaut in das Blut, gelangt von dort zur Lunge und wird einfach abgeatmet. Kommt es jedoch durch eine unzureichende Verdauung zu einem übermäßigen Auftreten von Gasansammlungen im Darm, sind diese Kapazitäten schnell erschöpft. Die Gase sammeln sich in Blasen bzw. Schäumen an, die die Verdauungswege verlegen und sich mit den wellenförmigen Bewegungen des Darms vorwärts schieben. Dabei erzeugen sie krampfartige Schmerzen sowie das Rumoren und die Darmgeräusche, die häufig mit den Blähungen einhergehen. Der teilweise sehr charakteristische Geruch der abgehenden Winde entsteht durch die Beimischung von Schwefel-haltigen Gasen (Schwefelwasserstoff), die während der Gärprozesse im Darm entstehen.
Woher kommen die Gase?
Die Bildung von großen Gasmengen im Darm kann verschiedene Ursachen haben. Zu den wichtigsten zählen [4]:
- es kommt zu viel Luft in den Körper, z. B. bei sehr hastigem Essen oder durch Kohlensäure-haltige Getränke, sowie beim Kaugummi kauen oder Inhalieren von Zigarettenrauch
- die Darmbakterien produzieren zu viel Gas, z. B. bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Lactose, Fructose) oder beim Verzehr von Speisen, die dafür bekannt sind, dass sie häufig Blähungen verursachen, z. B. Zwiebel, Kohl, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte
- eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms, z. B. nach Einnahme von Antibiotika oder Medikamenten wie Lactulose oder Metformin
- ein Enzymmangel oder eine mangelhafte Enzymaktivierung von Lipasen und Proteasen, wodurch die Verwertung der Nahrung behindert wird und die Verdauung nur unvollständig abläuft, z. B. aufgrund der pH-Wert-Erhöhung bei Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
- Schädigungen des Darms, durch die eine Gasdiffusion durch die Darmschleimhaut in das Blut behindert wird, sodass Gasblasen im Darm akkumulieren (z. B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen; leaky cut syndrom)
- eine Zunahme des absoluten Volumens des Darminhaltes, weshalb Blähungen oft im Zusammenhang mit Verstopfung auftreten
- eine nachlassende Wandspannung der Bauchmuskulatur (häufig bei Übergewicht)
- hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft sowie der Druck des wachsenden Babys auf die Verdauungsorgane
Wann zum Arzt?
In den meisten Fällen sind Blähungen kein Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung. Treten Sie jedoch lang andauernd oder häufig auf, sollte man sie nicht im Rahmen der Selbstmedikation behandeln, sondern die Ursachen ärztlich abklären lassen. Das trifft auch zu, wenn sich die Stuhleigenschaften plötzlich verändern, der Stuhl also beispielsweise anhaltend weich oder der Stuhlgang häufiger ist. Dies könnten nämlich Anzeichen eines Darmtumors sein. Weitere Alarmsymptome, sogenannte red flags, die auf somatische Ursachen der Verdauungsbeschwerden hinweisen [3] und unbedingt eine ärztliche Abklärung erfordern, finden Sie im Kasten „Alarmsymptome, die auf eine organische (Darm-)Erkrankung hinweisen können“. Bei der Beratung in der Apotheke sollten Sie diese „red flags“ immer im Hinterkopf behalten und gezielte Fragen stellen.
Alarmsymptome, die auf organische (Darm-)Erkrankungen hinweisen können
- zusätzliches Symptom Durchfall, vor allem nachts
- erst kürzlich neu aufgetretene Beschwerden, besonders jenseits des 50. Lebensjahres
- ein (unbeabsichtigter) Gewichtsverlust (mehr als 10%) bei unveränderter Nahrungsaufnahme
- Blut im Stuhl und / oder Anämie
- Fieber und / oder erhöhte Entzündungsparameter
- gleichbleibende, progrediente Symptomatik
- Familienanamnese für Kolonkarzinome
Entschäumer lassen Gasblasen platzen
Bei bestehenden Beschwerden ist eine schnelle Abhilfe gewünscht. Dafür bietet sich die Einnahme sogenannter Entschäumer an. Es handelt sich um Präparate mit den Wirkstoffen Dimeticon (Dimethylpolysiloxan, z. B. in Sab simplex® Kautabletten) bzw. Simeticon (enthält zusätzlich Siliciumdioxid; z. B. in Lefax®, Simeticon-ratiopharm® 85 mg).
Diese Wirkstoffe haben die Fähigkeit, die Oberflächenspannung herabzusetzen – es handelt sich also um Tenside. Dadurch werden die im Darm befindlichen Gasblasen zerstört. Die Gase werden freigegeben und können resorbiert bzw. abtransportiert werden. Dies ist ein rein physikalisches Wirkprinzip. Die Wirkstoffe unterliegen im Körper keinem Metabolismus und werden unverändert ausgeschieden. Aus diesem Grund gibt es hinsichtlich ihres Einsatzes auch keine Einschränkungen (außer Unverträglichkeiten auf einen der Bestandteile). Sie sind – angepasst in Dosierung und Darreichungsform – für jedes Alter geeignet, und auch ihrem Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit steht grundsätzlich nichts entgegen (siehe Tabelle 1).
Zubereitung |
Zusammensetzung |
Anwendungshinweise |
---|---|---|
Espumisan® Perlen |
1 Perle enthält 40 mg Simeticon |
für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Espumisan® Emulsion |
1 ml (25 Tropfen) enthält 40 mg Simeticon |
ab dem Säuglingsalter; vor Gebrauch schütteln; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Espumisan® Kautabletten |
1 Kautablette enthält 42,33 mg Simeticon |
für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene; Einnahme gut zerkaut zu oder nach den Mahlzeiten |
Espumisan® Gold (MP) |
1 Weichkapsel enthält 140 mg Simeticon |
für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten; unzerkaut schlucken |
Lefax® Pump-Liquid |
1 ml (2 Hübe) enthält 42,1 mg Simeticon |
ab dem Säuglingsalter; vor Gebrauch schütteln; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Lefax® Kautabletten |
1 Kautablette enthält 42 mg Simeticon |
für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene; bei Bedarf gut zerkauen; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Lefax® extra Kautabletten |
1 Kautablette enthält 105 mg Simeticon |
für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Lefax® extra Weichkapseln (MP) |
1 Weichkapsel enthält 125 mg Simeticon |
|
Lefax® intens Lemon fresh Microgranulat (MP) |
1 Beutel enthält 250 mg Simeticon |
für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Lefax® intens Flüssigkapsel (MP) |
1 Flüssigkapsel enthält 250 mg Simeticon |
|
Enzym-Lefax® Kautabletten (traditionelles Arzneimittel) |
1 Kautablette enthält 41,2 mg Simeticon und 50 mg Pankreas-Pulver vom Schwein |
für Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene; Einnahme zu den Mahlzeiten; keine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit |
Sab simplex® Tropfen |
1 ml enthält 69,19 mg Simeticon |
ab dem Säuglingsalter; vor Gebrauch schütteln; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Sab simplex® Kautabletten |
1 Kautablette enthält 80 mg Dimeticon |
für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene; bei Bedarf gut zerkauen; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten |
Sab simplex® Weichkapseln |
1 Weichkapsel enthält 240 mg Simeticon |
für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene; Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten; unzerkaut mit genügend Flüssigkeit schlucken |
Simethicon-ratiopharm® 85 mg Kautabletten |
1 Kautablette enthält 85 mg Simethicon |
für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene; bei Bedarf gut zerkauen, Einnahme zu den Mahlzeiten |
Die Präparate Enzym-Lefax® Kautabletten und Meteozym® magensaftresistente Tabletten enthalten den Entschäumer Simeticon kombiniert mit Pankreatin, einem Enzymgemisch aus Lipasen, Amylasen und Proteasen. Sie sind indiziert bei einer unzureichenden Enzymbildung in der Bauchspeicheldrüse. Durch die Substitution der Enzyme soll die Aufspaltung der Nahrung in die einzelnen verwertbaren Bestandteile verbessert und so dem Auftreten von Blähbeschwerden vorgebeugt werden. Leitlinien zur Behandlung funktioneller Verdauungsbeschwerden empfehlen deren Einsatz nicht, weil der Nutzen nicht nachgewiesen werden konnte [2, 4]. Es wurden allerdings nur wenige Studien durchgeführt. Viele Patienten berichten von einer Symptomlinderung und profitieren von der Einnahme von Enzympräparaten.
Tipp für die Beratung
Enzympräparate sind nicht empfehlenswert für Patienten, die aus religiösen Gründen keine Produkte vom Schwein verzehren. Die enthaltenen Enzyme stammen aus Pankreasextrakt vom Schwein und sind für diese Patienten somit nicht geeignet.
Gewürze und Tees zur Harmonisierung
Der Rezeptschatz unserer Küche enthält unzählige Beispiele, wie die Verträglichkeit von unter Umständen auch schwer verdaulichen Speisen verbessert werden soll:
- die Zugabe von Kümmel zum Kohl,
- das Würzen von frischem Brotteig mit einer Mischungen aus Anis, Fenchel, Koriander und Kümmel,
- die Verwendung von Ingwer und Kreuzkümmel in der asiatischen Küche,
- das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen im indischen Restaurant, um die Verdauung zu unterstützen.
Drei-Monats-Koliken bei Babys
Eltern von Neugeborenen können ein Lied davon singen: Das Baby weint viel und häufig, meist am Abend und nach den Mahlzeiten. Im Allgemeinen wird das noch unreife Verdauungssystem für die Blähungen verantwortlich gemacht, die den Eltern und dem Kind den Schlaf rauben. Neben viel Geduld und Zuwendung können Eltern ihrem Baby vor allem mit Fencheltee, Kümmelzäpfchen und Bauchmassagen helfen. Für die Bauchmassage können z. B. das Fenchel-Kümmel-Öl für Kinder nach Stadelmann oder das Baby-Bäuchleinöl von Weleda eingesetzt werden.
Neben der Verwendung von Gewürzen spielen traditionell auch Teezubereitungen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden. Vor dem Essen getrunken, regen sie die Sekretion der Verdauungssäfte in Magen und Dünndarm an und können die Verdauung der Speisen so unterstützen. Bei schon bestehenden Beschwerden getrunken, wirken sie entblähend und entlastend auf den Darm. Häufig kommen in Teemischungen bei Magen-Darm-Beschwerden die Samen von Fenchel, Anis und Kümmel zum Einsatz. Fenchel fördert die Verdauung und verhindert somit Blähungen. Das Öl aus Kümmelfrüchten ist für seine beruhigende Wirkung auf den Magen bekannt. Es wirkt krampflösend und steigert die Magensaftsekretion.
Bereitet man den Tee aus den frischen Samen zu, sollten diese möglichst unmittelbar vor dem Überbrühen im Mörser kurz angestoßen werden. So kann der Gehalt an ätherischen Ölen im Tee erhöht werden. Weitere häufig verwendete Arzneipflanzen in Magen-Darm-Tees sind Kamillenblüten, Pfefferminzblätter, Baldrianwurzel, Angelikawurzel sowie Schafgarbe und Süßholzwurzel.
Abzuraten ist hingegen von alkoholischen Zubereitungen mit Bitterkräutern, die gern vor dem Essen gereicht werden, um Appetit und Verdauung anzuregen. Sie bewirken eher das Gegenteil: Weil Stoffwechsel und Leber sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit verzögert. Gute Alternativen wären jedoch Kräuterzubereitungen in Form von Tees oder alkoholfreien Tropfen (z. B. Bitterelixier von Wala).
Karminativa und Bitterstoffe
Neben Teezubereitungen stehen auch pflanzliche Arzneimittel zur Behandlung von Magen-Darm–Beschwerden zur Verfügung, die so genannten Karminativa. Das Präparat Carmenthin® bei Verdauungsstörungen beispielsweise enthält eine fixe Kombination aus Pfefferminzöl und Kümmelöl in einer magensaftresistenten Kapsel. Beide Bestandteile führen zu einer Relaxation der glatten Muskulatur. Kümmel reduziert zudem Blähungen und Völlegefühl. Die synergetische Wirkung beider Inhaltsstoffe ist belegt, sodass der Einsatz von „Menthacarin“ als evidenzbasiert gilt und Erwähnung in den entsprechenden nationalen Leitlinien findet [2]. Die natürlichen Öle werden erst direkt im Darm freigesetzt, wo sie unmittelbar ihre Wirkung entfalten.
In flüssigen Zubereitungen kommen Mixturen zum Einsatz, die beispielsweise aus bitterer Schleifenblume (Iberis amara), Wermut, Enzian und Angelikawurzel bestehen, oft in Kombination mit spasmolytisch und sedativ wirkenden Extrakten z. B. aus Kamille, Melisse und Kümmel. So nutzt man einerseits die krampflösenden und blähungstreibenden Eigenschaften von Pflanzenextrakten, andererseits die verdauungsfördernde Wirkung von Bitterstoffen. Letztere stimulieren bei ihrem ersten Kontakt auf der Zunge über den Nervus vagus die Sekretion von Verdauungssäften in Magen, Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. In der Folge werden sowohl Magensäure als auch fett- und eiweißspaltende Enzyme sezerniert, die eine optimale Verwertung der angebotenen Nahrung durch den Verdauungstrakt gewährleisten.
Die Einnahme der Tropfen erfolgt bevorzugt vor den Mahlzeiten, um die Verdauung optimal zu unterstützen und zu harmonisieren. Bitterstoffe sind auch wegen ihrer appetitanregenden Wirkung geschätzt (siehe Tabelle 2).
Präparat |
Zusammensetzung |
Zulassungsstatus |
Anwendung |
---|---|---|---|
Carmenthin® bei Verdauungsstörungen |
1 Kapsel enthält 90 mg Pfefferminzöl, 50 mg Kümmelöl |
pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von dyspeptischen Beschwerden, besonders leichte Krämpfe, Blähungen, Völlegefühl |
zweimal täglich eine Kapsel 30 min vor der Mahlzeit einnehmen; für Jugendliche ab zwölf Jahren; keine Anwendung in der Schwangerschaft |
Dreierlei Tropfen
Tropfen
|
33,3 g Tinktur aus Baldrianwurzel (1:5) (Auszugsmittel Ethanol 70% [V/V]), Ether 8,0 g, Minzöl 0,7 g;
Ethanol-Gehalt: 92 Vol-%
|
traditionelles Arzneimittel zur Unterstützung der Verdauungsfunktion |
dreimal täglich 25 Tropfen auf Zucker oder mit etwas Wasser verdünnt einnehmen; für Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene; keine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit |
Iberogast® flüssig
Tropfen
|
ethanolischer Extrakt aus Bitterer Schleifenblume, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern, Schöllkraut, Süßholzwurzel;
Ethanol-Gehalt: 31 Vol-%
|
pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von funktionellen und motilitätsbedingten Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizmagen, Reizdarm; unterstützende Behandlung von Magenschleimhautentzündung |
dreimal täglich fünf bis 20 Tropfen (nach Alter) vor / zu den Mahlzeiten; Kinder ab drei Jahren; keine Anwendung in der Schwangerschaft |
Gasteo®
Tropfen zum Einnehmen
|
ethanolischer Extrakt aus Gänsefingerkraut, Kamillenblüten, Süßholzwurzel, Benediktenkraut, Angelikawurzel, Wermutkraut;
Ethanol-Gehalt: 40 Vol-%
|
traditionelles Arzneimittel, angewendet zur Linderung von leichten Verdauungsbeschwerden (z. B. Völlegefühl, Blähungen), sowie leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt |
dreimal täglich 30 Tropfen zu oder nach den Mahlzeiten;
Erwachsene ab 18 Jahren; keine Anwendung in der Schwangerschaft
|
Gastricholan®-L
Flüssigkeit zum Einnehmen
|
ethanolischer Extrakt ausPfefferminzblättern, bitterem Fenchel, Kamillenblüten;
Ethanol-Gehalt: 32 Vol-%
|
pflanzliches Arzneimittel bei dyspeptischen Beschwerden, besonders mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Blähungen, Völlegefühl |
bis fünfmal täglich 35 Tropfen vor den Mahlzeiten; Jugendliche ab zwölf Jahre; keine Anwendung in der Schwangerschaft |
Gastritol® liquid
Flüssigkeit zum Einnehmen
|
ethanolischer Extrakt aus Gänsefingerkraut, Süßholzwurzel, Angelikawurzel, Benediktenkraut, Wermutkraut, Kamillenblüten;
Ethanol-Gehalt: 40 Vol-%
|
traditionelles Arneimittel; angewendet bei Erwachsenen zur Linderung von leichten Verdauungsbeschwerden (z. B. Völlegefühl, Blähungen) sowie leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt |
dreimal täglich 30 Tropfen zu / nach den Mahlzeiten; Erwachsene ab 18 Jahren; keine Anwendung in der Schwangerschaft |
Gastrovegetalin®Weichkapseln |
Melissenblätter-Trockenextrakt; Auszugsmittel: Wasser |
pflanzliches Arzneimittel zur Anwendung bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden |
zweimal täglich zwei Kapseln vor oder zu den Mahlzeiten unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit einnehmen; Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene |
Gastrovegetalin®
Lösung
|
Melissenblätter-Dickextrakt; Auszugsmittel: Wasser |
pflanzliches Arzneimittel zur Anwendung bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden |
dreimal täglich 6 ml Lösung zu oder nach den Mahlzeiten; Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene |
Gelsectan®
Kapseln (MP)
|
Erbsenprotein, Traubenkernextrakt, amorphe gefällte Kieselsäure |
Medizinprodukt zur Linderung und Vermeidung von Symptomen wie chronischem oder wiederkehrendem Durchfall, abdominalem Spannungsgefühl, Schmerzen, Blähbauch und Flatulenz |
zweimal täglich eine bis zwei Kapseln (vor dem Frühstück und vor dem Abendessen) für zwei bis vier Wochen |
Carvomin®Verdauungstropfen |
ethanolischer Extrakt aus Angelikawurzel, Benediktenkraut, Pfefferminzblättern; Ethanol-Gehalt: 58 Vol-% |
traditionelles Arzneimittel; angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion bei Erwachsenen |
ein- bis viermal täglich 45 bis 50 Tropfen vor / nach dem Essen; Erwachsene ab 18 Jahren; keine Anwendung in der Schwangerschaft |
Myrrhinil Intest®
überzogene Tabletten
|
Myrrhepulver, Kaffeekohlepulver und Trockenextrakt aus Kamillenblüten; Auszugsmittel: 60% (m/m) Ethanol |
traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion |
dreimal täglich je vier überzogene Tabletten; unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit vor den Mahlzeiten |
Pascoventral® flüssig
Tropfen
|
ethanolischer Extrakt aus Pfefferminzblättern, Kümmelfrüchten, Kamillenblüten; Ethanol-Gehalt: 44 Vol-% |
pflanzliches Arzneimittel bei dyspeptischen Beschwerden, besonders mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Blähungen, Völlegefühl |
dreimal täglich 80 Tropfen (2 ml) nach dem Essen; Jugendliche ab zwölf Jahren; keine Anwendung in der Schwangerschaft |
Obwohl Bitterstoffe wichtig für die Verdauung sind, kommt der Geschmack „bitter“ in der heutigen Ernährung kaum noch vor. Die Lebensmittelindustrie bietet zumeist „süß“ oder „salzig“ an bzw. arbeitet sehr viel mit Geschmacksverstärkern. Daran wurden unsere Geschmäcker gewöhnt. Der Geschmack „bitter“ ist dagegen eher unbeliebt. Selbst aus ursprünglich bitteren Lebensmitteln wie Chicorée oder Radicchio wurden die Bitterstoffe herausgezüchtet, um sie für die Menschen schmackhafter zu machen. Damit fehlt unserer Ernährung jedoch ein wichtiger Stimulus für eine harmonisch funktionierende Verdauung.
Selbsthilfe im Alltag
Patienten, die immer wieder Probleme mit ihrer Verdauung haben und sehr häufig unter Blähungen leiden, sind in ihrem sozialen Umfeld beeinträchtigt. Sie haben einen hohen Leidensdruck und sind häufig auch sehr verzweifelt. Die Einhaltung einiger Grundregeln kann ihnen jedoch Erleichterung bringen:
- Langsam und bewusst kauen. So wird die Aufnahme von Luft vermindert und die Nahrung optimal für den Verdauungsprozess vorbereitet.
- Regelmäßig kleine Mahlzeiten verzehren. Zu große oder auch sehr späte Mahlzeiten belasten den Magen und den Darm, sodass es zur Bildung von Gasen kommen kann.
- Kohlensäure-haltige Getränke vermeiden. Sie erhöhen den Gasanteil im Darm .
- Den Darm durch körperliche Aktivität in seinen Bewegungen unterstützen und so den Transport der Gase fördern. Zu nennen wäre hier der oft zitierte Verdauungsspaziergang, aber auch leichte Gymnastik zur Massage der inneren Bauchorgane.
- Mit Sport und Bewegung den Stress abbauen. Alles, was die Seele entspannt, entspannt auch Magen und Darm. Hilfreich sind deshalb auch Entspannungsübungen oder Yoga.
- Ein Ernährungs- bzw. Beschwerdetagebuch führen. Das kann dem Patienten helfen, schlecht verträgliche Lebensmittel zu erkennen.
- Sofern der Verdacht besteht, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten bestehen, sollte eine entsprechende Diagnostik zur Abklärung durchgeführt werden.
- Eine Symbioselenkung der Darmflora mittels Probiotika kann versucht werden.
- Patienten, die gleichzeitig an Verstopfung leiden, sollten natürlich auch dieses Symptom behandeln. Allerdings muss da mit Fingerspitzengefühl vorgegangen werden. Als Mittel der Wahl gelten Flohsamenschalen (lösliche Ballaststoffe), eingenommen mit reichlich Wasser. Ein empfindlicher Darm reagiert aber durchaus auch darauf mit verstärkten Blähungen, sodass in diesem Fall die Dosis sehr langsam auftitriert werden muss, um die individuelle Verträglichkeit auszutesten. Ebenso verhält es sich grundsätzlich mit Veränderungen im Ballaststoffanteil in der Ernährung, wenn dieser erhöht werden soll. |
Literatur
[1] Madisch A et al. Diagnose und Therapie der funktionellen Dyspepsie. Dtsch Arztebl Int 2018;115(13):222-232
[2] Layer P et al. S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), AWMF-Registriernummer: 021/016, zur Zeit in Überarbeitung. Z Gastroenterol 2011;49:237-293
[3] Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W. Funktionelle Darmbeschwerden bei Erwachsenen. Dtsch Arztebl Int 2012;109(5):83-94
[4] Harder H et al. Meteorismus – Ursachen und gezielte Therapieansätze. Dtsch Ärztebl 2005;102(47):A3264-3270
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