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Aus den Ländern
Viele Ideen aus dem Norden
Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein
Christiansen betonte die Gleichpreisigkeit als wesentliches Ziel. Zudem kritisierte er die ABDA, weil sie sich zwei Jahre lang hinter der Beschlusslage zum Rx-Versandverbot zurückgezogen habe. Allerdings äußerte sich Schmidt anschließend zu den Alternativen, die die ABDA zuletzt durchdacht und mit dem Gesundheitsministerium besprochen habe (siehe AZ 49). Christiansen warf die Frage auf, wie die deutsche Vor-Ort-Apotheke in die jetzige Lage gekommen sei. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir an irgendeiner Stelle eine falsche Abbiegung genommen haben und in einer Sackgasse gelandet sind“, erklärte Christiansen. Diese Abbiegung habe mit einem roten Preisetikett begonnen, das irgendein Apotheker auf eine Packung geklebt hat.
Jetzt stünden die Apotheken vor vielen Fragen zu Schließungen, zur Digitalisierung, zur Honorierung, zum Fachkräftemangel und zur Notdienstversorgung. Darum würden jetzt die Debatten geführt, die schon in den vorigen zwei Jahren nötig gewesen wären. Christiansen forderte, die Apotheker müssten sich jetzt trauen, große Schritte zu gehen. Dafür müsse die Politik den Apothekern Vertrauen entgegenbringen. Christiansen erklärte: „Die Politik muss uns eine Perspektive bieten.“ Zur Bekräftigung berichtete er, dass kürzlich ein Existenzgründerseminar für Apotheker aus Mangel an Interesse abgesagt werden musste.
Mehr Geld nötig – besonders für die Mitarbeiter
Von der ABDA wünschte sich Christiansen, dass sie beim Gesundheitsminister mit eigenen Ideen auftritt. Die bisher diskutierten Vorschläge seien überwiegend aus dem Ministerium gekommen. Doch die Apotheker hätten ein Recht auf eine bessere Honorierung, nicht nur für neue Leistungen, sondern für die jetzige Leistung. Als weitere Option brachte er einen Pakt wie in der Pflege ins Gespräch. Zusätzliches Geld für die Apotheken könnte direkt an die Mitarbeiter durchgereicht werden. „Dann könnten wir die Mitarbeiter so bezahlen, wie wir sie bezahlen möchten“, erklärte Christiansen. Außerdem forderte er eine „große Klammer, die alles zusammenhält“. Dazu sollte über die Formen der Versorgung einschließlich der digitalen Versorgung gesprochen werden.
Neue Idee: Versorgungsrichtlinie
Dies griff Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, auf. Die Apotheker müssten zahlreiche Regeln aus verstreuten Vorschriften beachten. Als Alternative brachte Froese eine einheitliche Versorgungsrichtlinie ins Gespräch, die aus der Patientensicht gedacht werden sollte. Sie müsse berücksichtigen, was Alte, Demente und Patienten mit Bedarf an Spezialpharmazie benötigen, und sie müsse auf die Digitalisierung eingehen. So entstehe eine tragfähige Beschreibung von Apotheken wie in einigen anderen Ländern. Als weiteres Argument dafür führte Froese an, dass alle wichtigen Leistungen der Apotheken defizitär seien. AMTS, Compliance und Landversorgung seien keine Geschäftsmodelle, wenn die Honorierung an Packungen geknüpft ist. Doch eine Versorgungsrichtlinie biete einen ganz anderen Ansatz.
Testkäufe auch bei Versendern?
Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski berichtete über die Ergebnisse der Testkäufe im Jahr 2018. Von den knapp 300 getesteten Apotheken habe die Hälfte freiwillig teilgenommen. Beim Szenario mit Präparatewunsch sei in 80 Prozent der Apotheken unaufgefordert beraten worden, aber oft nicht so umfassend wie gewünscht. Mit den Rezepturtests in 45 Apotheken zu lipophiler Triclosan-Creme sei die Kammer „einigermaßen zufrieden“, aber die sehr große Preisspanne sei auffällig. Im nächsten Jahr sollen erneut Beratungs- und Rezepturtests stattfinden. Aus der Kammerversammlung wurde angeregt, auch Versender zu prüfen, die nicht im Land angesiedelt sind, aber nach Schleswig-Holstein liefern. Im Vergleich zu Verbrauchermagazinen sei es angebrachter, wenn eine Körperschaft solche Tests durchführe.
Christiansen berichtete über eine vorläufige Ideensammlung für Maßnahmen zur Verbesserung der Wahlbeteiligung bei Kammerwahlen. Er nannte insbesondere Instrumente, die elektronische Medien nutzen, beispielsweise Wahlvorschläge als You-Tube-Videos, eine Twitter-Plattform, die Vorstellung der Kandidaten in einem Webinar und eine Online-Wahl.
Offene Fragen zum Notdienst
Kammerjustiziar Dr. Stefan Zerres berichtete, dass nach der Notdienstverteilung für 2019 so wenig Rückfragen wie nie eingegangen seien. Dennoch wurde in der Kammerversammlung deutlich, dass die ungleiche Verteilung der Notdienste zwischen Städten und ländlichen Regionen als problematisch empfunden wird. Auch eine mögliche Konzentration der Dienste bei den Notfallambulanzen wurde erneut angesprochen. Daher soll das Thema auf der nächsten Kammerversammlung weiter diskutiert werden. |
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