Arzneimittel und Therapie

ACE-Hemmer nicht einfach absetzen

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie relativiert Sorge um Lungenkrebsrisiko

cst | Eine antihypertensive Therapie mit ACE-Hemmern könnte mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs einhergehen. Das legen die Ergebnisse einer kürzlich publizierten Kohortenstudie nahe. Aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) sollte man jedoch erst einmal Ruhe bewahren.

Die Auswertung einer britischen Praxisdatenbank hatte ergeben, dass das Lungenkrebsrisiko unter Hemmern des Angiotensin-Konversionsenzyms (ACE) im Vergleich zu Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten relativ um 14% erhöht sei (s. DAZ 2018, Nr. 44, S. 24). Allerdings handelt es sich bei dieser Untersuchung um eine reine Beobachtungsstudie. Das heißt: Es ist zwar durchaus möglich, dass ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von ACE-Hemmern und Lungenkrebs­erkrankungen besteht, einen Beleg für eine Kausalität liefert die Analyse indes nicht. So können verschiedenste Einflussfaktoren, die bei der Auswertung nicht berücksichtigt wurden, die Ergebnisse verzerrt haben. Systematische Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen – beispielsweise im sozioökonomischen Status, den Ernährungsgewohnheiten, familiären Vorbelastungen und nicht zuletzt im Ausmaß des Tabakkonsums – könnten zu einem erhöhten Risiko bei Patienten mit ACE-Hemmern geführt haben. Eine weitere Erklärung liegt im Nebenwirkungsprofil der ACE-Hemmer: Leiden Patienten unter Reizhusten, erfolgt oft eine bilddiagnostische Abklärung. Tumorerkrankungen werden so eher erkannt („Detection Bias“). Aufgrund dieser erheblichen Schwächen bewertet die DGK die Ergebnisse zurückhaltend: So „besteht aktuell zunächst einmal kein Anlass, die Medikation von mit ACE-Hemmern behandelten Patienten, die das Medikament gut vertragen, umzustellen.“ ACE-Hemmer sollten auf keinen Fall abgesetzt werden. Allerdings sollten bei bestimmten Patienten, beispielsweise mit erhöhtem Risiko für oder bereits bestehenden Lungenkrebserkrankungen, Alternativen erwogen werden. |

Quelle

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vom 16. November 2018

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