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Arzneimittel und Therapie
Mehr Luft dank Antibiotika
Prophylaktische Gabe senkt die Exazerbationsrate bei COPD
Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) erleben häufig sogenannte „Exazerbationen“, die auch als „Infarkt des COPD-Patienten“ bezeichnet werden. Die Lungenfunktion verschlechtert sich plötzlich und für kurze Zeit drastisch. Beschwerden wie Atemnot, Auswurf, Enge im Brustraum werden abrupt schlimmer. Die Betroffenen fühlen sich mehrere Tage krank und leistungsschwach. Exazerbationen können zu einem weiteren irreversiblen Verlust der Lungenfunktion sowie zu Arbeitsunfähigkeiten, Krankenhauseinweisungen oder sogar zum Tod führen. Deshalb ist es wichtig, sie schnell zu erkennen und möglichst zu vermeiden. Da die akuten Verschlechterungen oft durch bakterielle Infekte der Atemwege ausgelöst werden, könnte die prophylaktische Gabe von Antibiotika ein sinnvoller Ansatz in der Langzeittherapie sein. Ob Patienten wirklich davon profitieren, hat ein neuer Cochrane-Review untersucht. Der Review evaluierte 14 randomisierte kontrollierte Studien (RCT), in denen die prophylaktische Antibiotikagabe bei knapp 4000 COPD-Patienten mit Placebo verglichen wurde. Die Studienteilnehmer, die im Schnitt 65 bis 72 Jahre alt waren, hatten meist eine mittelschwere bis schwere COPD. In den Studien wurde über einen Zeitraum von drei bis 36 Monaten untersucht, ob die regelmäßige, kontinuierliche Gabe (jeden Tag) oder die intermittierende (dreimal pro Woche) beziehungsweise die gepulste Gabe (zum Beispiel für fünf Tage alle acht Wochen) bei den Betroffenen die Häufigkeit von Exazerbationen reduziert. Die untersuchten Antibiotika waren Erythromycin, Clarithromycin, Doxycylin, Roxithromycin, Azithromycin und Moxifloxacin.
Nutzen für Makrolide belegt
Insgesamt führten die kontinuierliche und die intermittierende prophylaktische Antibiotikagabe zu einem klinisch signifikanten Vorteil hinsichtlich der Verringerung der Exazerbationen. Die Zahl der Teilnehmer, die eine oder mehrere Verschlechterungen erlebten, lag in den acht berücksichtigten Studien bei 61% in der Kontrollgruppe im Vergleich zu 4% in der Behandlungsgruppe. Auch die Häufigkeit der Exazerbationen pro Patient und Jahr verringerte sich mit der prophylaktischen Behandlung. Alle Untersuchungen mit einer kontinuierlichen und intermittierenden Antibiotikagabe verwendeten Makrolide, daher gilt der Nutzen nur für diese Antibiotika, und zwar, wenn sie mindestens dreimal pro Woche gegeben werden. Die Auswirkungen der gepulsten Antibiotikagabe bleiben laut Auskunft der Cochrane-Autoren ungewiss – hier ist weitere Forschung nötig.
Die unerwünschten Ereignisse variierten je nach verwendetem Antibiotikum: Beispielsweise war Azithromycin mit einem signifikanten Hörverlust verbunden, der aber in vielen Fällen reversibel oder teilweise reversibel war. Unter gepulster Moxifloxacin-Gabe traten vermehrt gastrointestinale Nebenwirkungen auf.
Nutzen und Risiken abwägen
Dies klingt unter dem Strich alles recht positiv, doch die Autoren des Reviews geben einige Aspekte zu bedenken: Die Ergebnisse seien möglicherweise nicht generalisierbar – in die Studien waren meist Patienten mit häufigen Exazerbationen und mindestens mittelschwerer COPD sowie ältere Patienten eingeschlossen worden. Außerdem sei die prophylaktische Gabe von Antibiotika mit zusätzlichen Nebenwirkungen verbunden oder mit Gefahren hinsichtlich der allgemeinen Resistenzentwicklung, vor allem, wenn die Präparate regelmäßig über Monate oder Jahre gegeben werden. Nutzen und Risiken der Therapie sollten daher sorgfältig abgewogen werden, so ihre abschließende Empfehlung. |
Quelle
Herath SC et al. Prophylactic antibiotic therapy for chronic obstructive pulmonary disease (COPD). Cochrane Database Syst Rev 2018;10:CD009764
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