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Apotheke und Markt
Probiotika auf dem Vormarsch
Bakterienkulturen bei gastrointestinalen Erkrankungen effektiv
Die Clostridium-difficile-Infektion (CDI) ist die wichtigste Ursache im Krankenhaus erworbener (nosokomialer) Durchfälle, tritt jedoch zunehmend auch im ambulanten Bereich auf. Die CDI kann sich manifestieren, wenn das Darmmikrobiom durch eine Antibiotikatherapie aus dem Gleichgewicht gebracht ist und Clostridium-difficile-Keime sich im Darm ausbreiten. Schätzungsweise 3000 Personen erkrankten im Jahr 2017 an einer schweren oder sogar tödlich verlaufenden CDI, erläuterte Prof. Joachim Labenz, Siegen, bei einem Mikrobiota-Symposium im Rahmen des diesjährigen Gastroenterologie-Kongresses. Dass eine CDI-Prophylaxe mit geeigneten Probiotika möglich ist, zeigt eine aktuelle Metaanalyse randomisierter, kontrollierter Studien. Beispielsweise wurde in einem kanadischen Krankenhaus bei Antibiose-Patienten regelhaft die Prophylaxe mit einem Probiotikum eingeführt, das bestimmte Lactobacillus-Stämme enthält (z. B. Innovall® CDI als bilanzierte Diät). Seither ging die Anzahl der CDI-Fälle um 73 Prozent, die Anzahl der schweren CDI-Fälle um 76 Prozent und die Anzahl der CDI-Rezidive um 39 Prozent signifikant zurück. „Bei der Prophylaxe kommt es auf einen frühzeitigen Start an, am besten mit Beginn der Antibiose und fünf Tage darüber hinaus“, betonte Labenz.
Relevant ist das Mikrobiom auch bei der Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa (CU). Hier liegen Studiendaten zu Remissionsinduktion und -erhalt mit einer Bakterienformulierung aus acht Stämmen (Streptococcus thermophilus, Bifidobacterium breve / longum / infantis, Lactobacillus acidophilus / plantarum / paracasei delbrueckii ssp. Bulgaricus: Innovall® CU) vor. In einer kontrollierten klinischen Studie konnte bei Einsatz der bilanzierten Diät parallel zur medikamentösen Standardtherapie eine von 13 auf vier Tage signifikant verkürzte Zeit bis zum vollständigen Abklingen von Schubbeschwerden gezeigt werden.
Probiotika stärken die Barrierefunktion des Darms
Eine weitere Indikation können Probiotika beim häufigen Reizdarmsyndrom haben. Bei diesem durch Bauchschmerzen und Wechsel von Obstipation und Durchfällen gekennzeichneten Krankheitsbild geht man von einer gestörten intestinalen Barrierefunktion aus. Hier stellen insbesondere Bakterienstämme der Gattung Lactobacillus (z. B. Inovall® RDS) eine vielversprechende Therapieoption dar. Nach den Worten von Prof. Robert Jan Brummer von der Örebro-Universität in Schweden verstärken sie die darmeigene Produktion der kurzkettigen Buttersäure (Butyrat), die zur Stabilisierung der Darmbarriere beiträgt. Dabei solle die Behandlung mindestens über vier bis sechs Wochen durchgeführt werden; erst nach diesem Zeitraum lasse sich der individuelle und stammspezifische Effekt bewerten.
Bei Patienten mit diffusen persistierenden Unterbauchschmerzen, die nicht oder nur schwer nachweisbar sind, kann außer einem Reizdarmsyndrom auch eine Divertikelkrankheit vorliegen. Divertikel im Darm sind der häufigste pathologische Befund in der Koloskopie und müssen nicht unbedingt Probleme machen. Bei einer symptomatischen unkomplizierten Divertikelkrankheit (SUD) kommt es aber zu einer verringerten Motilität und zu lokaler Ischämie; daraus entsteht eine bakteriellen Dysbiose, eine mukosale Entzündung und schließlich eine viszerale Hyperaktivität. Die Untersuchung von Stuhlkulturen wies bei SUD-Patienten im Vergleich zu Gesunden erniedrigte Mengen bestimmter Bakterien, wie Laktobazillen, nach. Damit ergibt sich ein möglicher therapeutischer Angriffspunkt. Daten einer randomisierten, placebokontrollierten Studie haben eine signifikante Symptomverbesserung bei SUD vor allem in Bezug auf die Abdominalschmerzen nach der Behandlung mit Lactobacillus casei DG® (z. B. Innovall® SUD) gezeigt.
Die genannten Produktbeispiele sind als Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) in Form von Kapseln oder Pulver erhältlich.
Quelle:
„Mikrobiom-Modulation – hype or hope?“, Symposium der Microbiotica GmbH im Rahmen der 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). München, 14. September 2018
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