Prisma

Hirnfressende Amöben stoppen

Neuer Ansatz mit Antikonvulsiva

us | Ende September sorgte der Fall des 29-jährigen Fabrizio Stabile aus New Jersey für Aufsehen, der nach der Infektion mit einer „hirnfressenden Amöbe“ verstarb. Nun gelang ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von Medikamenten gegen den bedrohlichen Parasiten.
Foto: Science Photo Library/Kon, Kateryna
Der amöbenähnliche Rhizopode Naegleria fowler tritt in drei Entwicklungsstadien auf: Trophozoit, Zyste und zweigeißeliges Flagellatenstadium.

Furchterregend klingen die Berichte über den Parasiten Naegleria fowleri, der in warmen Süßgewässern vorkommen kann. Wird beim Baden verseuchtes Wasser einge­atmet, kann der wenige Mikrometer große Erreger über den Riechnerv bis ins Gehirn vordringen und verursacht dort eine primäre Amöbenenze­phalitis. Diese seltene Erkrankung führt zur Schwellung des Gehirns und dem Verlust von Hirngewebe, was in über 90% der Fälle tödlich endet. Ein Großteil der Infektionen scheint jedoch völlig symptomlos zu verlaufen. Wissenschaftler aus Malaysia und Pakistan untersuchten nun einen neuen Ansatz zur Behandlung der Infektion. Sie stellten fest, dass die Antikonvulsiva Diazepam, Phenobarbital und Pheny­toin in vitro eine gute Wirksamkeit gegen verschiedene Entwicklungsstadien der Amöbe aufweisen. In einem zweiten Schritt koppelten sie die Wirkstoffe an Silbernanopartikel und erhöhten damit die antimikrobielle Wirksamkeit und die Bioverfügbarkeit. Die Verwendung der althergebrachten Arznei­stoffe bringt verschiedene Vorteile mit sich: Zum einen handelt es sich um zugelassene Arzneimittel, deren Pharmakokinetik und -dynamik gut erforscht ist. Außerdem sind die Antikonvulsiva in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, und müssen daher nicht so hoch dosiert werden wie antimikrobielle Pharmaka. |

Quelle

Anwar A et al. Clinically Approved Drugs against CNS Diseases as Potential Therapeutic Agents To Target Brain-Eating Amoebae. ACS Chem Neurosci;doi:10.1021/acschemneuro.8b00484

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