Prisma

Insekt ohne Feinde

Warum kein Tier Appetit auf die Ameisenwespe hat

ar | Die weibliche Ameisenwespe ist tagaktiv und besitzt keine Flügel, sodass sie sich auf dem Boden krabbelnd fortbewegen muss. Trotz dieser eher schlechten Überlebensvoraussetzungen wird sie von keinem Tier gefressen. Eine Forschungsgruppe aus Indiana veröffentlichte eine mögliche Erklärung hierfür in der Fachzeitschrift Ecology and Evolution.
Foto: steheap – stock.adobe.com
Die weibliche Ameisenwespe ist eine Überlebenskünstlerin.

Die Ameisenwespe ist ein Insekt und gehört im weiteren Sinne zu den Wespen, auch wenn die Weibchen keine Flügel besitzen. Der Name suggeriert eine Zugehörigkeit zu den Ameisen, was nicht richtig ist. Er rührt ausschließlich daher, dass manche Arten in den Nestern von Ameisen leben. Da keine natürlichen Feinde der Ameisenwespe bekannt sind, wählten die Wissenschaftler für ihr Experiment Tiere aus, auf deren Speiseplan in der Regel bodenbewohnende Insekten stehen: Kröten, Echsen, Spitzmäuse, Vögel und einen Maulwurf. Diese Tiere sollten aufgrund ihrer favorisierten Nahrung auch am Verzehr einer Ameisenwespe interessiert sein. Es wurden Begegnungen zwischen den möglichen Fressfeinden und der Wespe provoziert. Das Ergebnis ist beeindruckend: Von über 100 Konfrontationen gab es gerade einmal 16 Fressversuche. Nur vier Ameisenwespen wurden letztendlich verspeist, von diesen jedoch drei innerhalb kürzester Zeit wieder herausgewürgt. Vor allem bei den Kröten, die die Wespen als Ganzes schluckten, zeigte sich dieses Phänomen. Nachdem sie Vergiftungssymptome wie Atemaussetzer und Muskelzuckungen zeigten, würgten die Kröten die verzehrte Ameisenwespe wieder hoch, die diesen Angriff völlig unverletzt überstand. Auch die Kröten erholten sich wieder. Die Beobachtungen erklären die Forscher mit der Vielzahl an verschiedenen Abwehrmechanismen der Ameisenwespe: Zum einen ist es rein äußerlich die grelle Warnfarbe durch die zahlreichen roten oder gelben Borsten auf dem Rücken des Insekts. Zum anderen erzeugt die Ameisenwespe ein Warngeräusch, ähnlich einem Zirpen, sobald sich ein Feind nähert. Das harte und glatte Exoskelett verhindert, dass der Fressfeind die Wespe zerquetschen kann. Sollte es dennoch einmal so weit kommen, dass das Insekt im Maul eines Feindes landet, setzt die Ameisenwespe ihren verhältnismäßig langen Giftstachel ein. Spätestens dieser äußerst schmerzhafte Stich führt dazu, dass der Fressfeind sie unverzüglich wieder ausspuckt. Die Verteidigungsstrategien der Ameisenwespe hinterließen bei den Fressfeinden einen bleibenden Eindruck: Als die Tiere nach ca. einem Jahr erneut mit der Ameisenwespe konfrontiert wurden, gingen sie dem Insekt immer noch aus dem Weg. Vögel verschmähten sogar Mehlwürmer, die mit der gleichen Warnfarbe gefärbt worden waren. |

Quelle

Gall BG et al. The indestructible insect: Velvet ants from across the United States avoid predation by representatives from all major tetrapod clades. Ecology and Evolution 2018;8:5852-5862

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