Aus den Ländern

Patienten führen Medikationsplan selbst

Auftaktveranstaltung zum Projekt „MeinPlan Stuttgart“

STUTTGART (ms) | Mit dem Projekt „MeinPlan“ will Stuttgart die Arz­neimittelversorgung verbessern. Patienten sollen für ihre eigene Medikation sensibilisiert werden, indem sie einen Medikationsplan eigenständig mithilfe von Arzt und Apotheker führen.

Die Auftaktveranstaltung zu „MeinPlan Stuttgart“ fand am 11. Januar in der Landeshauptstadt statt. Die Stuttgarter Gesundheitskonferenzen hatten das Projekt, inspiriert vom bereits 2012 gegründeten „Aktionsbündnis Sichere Arzneimittelanwendung“ aus dem Rhein-Neckar-Kreis/Stadt Heidelberg, ins Leben gerufen.

Im Gegensatz zum bundesweit einheitlichen Medikationsplan wird „MeinPlan Stuttgart“ aber nicht vom Arzt, sondern vom Patienten selbst geführt. So soll er für seine Arzneimitteltherapie sensibilisiert und die Kompetenz für die eigene Gesundheit gestärkt werden. Dadurch sollen Probleme, die in Zusammenhang mit Polymedikation entstehen, verringert werden.

Foto: DAZ/ms
Silke Laubscher, Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.

Mehr Gesundheitskompetenz

Bürgermeister Werner Wölfle betonte zu Beginn der Auftaktveranstaltung am gestrigen Donnerstag, wie wichtig und auch kompliziert es heutzutage ist, mit Arzneimitteln richtig umzugehen und dabei den Überblick zu behalten. Wölfle ist davon überzeugt, dass der Medikationsplan genau dies gewährleisten kann. Mit „MeinPlan Stuttgart“ solle die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger in der Stadt verbessert werden.

Auch Arzt und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen, der das Projekt als Schirmherr unterstützt, sprach sich für den Medikationsplan aus, denn „wir haben keinen Plan, was in Wirklichkeit bei den Menschen zu Hause passiert“. Laut einer aktuellen Untersuchung stimme in 98 Prozent der Fälle die Patientenakte beim Arzt nicht mit den tatsächlich vom Patienten eingenommenen Arzneimitteln überein. Insgesamt müsse sich die Gesundheitskompetenz in Deutschland verbessern. „Gesundheit entsteht nicht beim Arzt“, erläuterte Hirschhausen und fügte hinzu, dass kein Arzneimittel so gut ist wie Prävention. Umso wichtiger sei es, das Thema Gesundheitskompetenz zu fördern. Der Medikationsplan sei ein wichtiger Anfang für eine breite Diskussion.

Ärzte und Apotheker stehen hinter dem Projekt

Für Dr. Markus Klett, Vorsitzender der Ärzteschaft Stuttgart, ist der Plan eine sinnvolle Ergänzung zum bundesweit einheitlichen Medikationsplan. Aus Sicht der Ärzte ist vorteilhaft, dass der Patient seinen Plan selbst führt und so vieles in Erfahrung gebracht werden kann, was vorher unbekannt war. Im Gegensatz zu den Beipackzetteln der Arzneimittel sei der Plan der richtige Weg. Die Beipackzettel führen laut Klett nämlich eher dazu, dass die Therapie verhindert wird. Deshalb unterstütze er das Projekt.

Silke Laubscher, Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer, hob den Nutzen von Arzneimitteln hervor. „Viele Menschen können trotz Erkrankungen dank Arzneimitteln aktiv am Leben teilnehmen. Diesen Nutzen sollte man in den Diskussionen nicht vergessen. Das Problem der Polymedikation erläuterte Laubscher am Beispiel einer älteren Patientin, die insgesamt über 20 Arzneimittel zu sich nahm und in vielen Fällen gar nicht wusste, wieso. Durch eine Medikationsanalyse nach ATHINA konnte die Medikation aber deutlich reduziert werden. Der Medikationsplan kann eine solche Analyse deutlich vereinfachen. Denn Arzneimitteltherapiesicherheit können Arzt und Apotheker nur dann steigern, wenn der Patient mitwirkt. ­Dafür müsse er sich aber mit seiner Therapie gut auskennen. Nicht selten wissen Patienten in der Apotheke nicht, welche Arzneimittel sie noch einnehmen. „Wenn der Patient dann keine Kundenkarte hat, ist das ein schwieriges Rätsel.“ Durch den Medikationsplan setze sich der Patient aber aktiv mit seiner Medikation ausein­ander und steigere so sein Wissen, ­findet Laubscher.

Zunächst soll die breite Öffentlichkeit durch Veranstaltungen auf das Projekt aufmerksam gemacht werden. In den kommenden Tagen werden auch Apotheker und Ärzte sowie Fachgremien angeschrieben und mit Informationsmaterial versorgt. |

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