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Prisma
Im Wettlauf gegen Resistenzen
Neue Klasse von Lipopeptid-Antibiotika
Antibiotika kommen nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in der Tierzucht massenhaft zum Einsatz. Immer mehr Bakterienstämme entwickeln dadurch Resistenzen, teilweise gegenüber mehreren Wirkstoffklassen. Eine Infektion mit einem multiresistenten Erreger ist schwierig zu bekämpfen und kann gravierende Folgen haben. Umso bedeutender ist die Entwicklung von Antibiotika mit neuartigen Wirkmechanismen. Chemikern der Technischen Universität Berlin gelang die Isolierung eines unbekannten Peptids aus einer Kultur von Microbacterium arborescens. Das auf den Namen Microvionin getaufte Lanthipeptid besitzt außergewöhnliche strukturelle Merkmale: Es besteht aus einem Peptidteil und einem Fettsäureteil mit einer bizyklischen Ringstruktur, die von drei Aminosäuren gebildet wird. Microvionin zeigt starke antimikrobielle Aktivität gegenüber grampositiven Bakterien wie Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) und Streptococcus pneunomiae. Neben der Aufklärung der Struktur des Moleküls gelang den Wissenschaftlern auch die Rekonstruktion der Biosynthese in vitro. Der genaue antibakterielle Wirkmechanismus ist dagegen noch nicht bekannt. Ein weiterer Vertreter der ribosomal synthetisierten und posttranslational modifizierten Peptide, die als Lipolanthine bezeichnet werden, wurde bereits identifiziert: Nocavionin. Sollte aus der Entdeckung eine neue Klasse therapeutisch einsetzbarer Antibiotika hervorgehen, bleibt zu hoffen, dass die Menschheit einen umsichtigen Umgang damit findet, um möglichst lange davon zu profitieren. |
Quelle
Wiebach V et al. The anti-staphylococcal lipolanthines are ribosomally synthesized lipopeptides. Nat Chem Biol 2018;14(7):652-654
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