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Arzneimittel und Therapie
Gegen die Qual der Gürtelrose
Neuer Herpes-zoster-Impfstoff für Erwachsene ab 50 Jahre
Wer in seiner Kindheit keine Windpocken durchgemacht hat, kann sich entspannt zurücklehnen. Doch das sind die wenigsten. 99,5% aller Erwachsenen hierzulande sind in jungen Jahren an Windpocken erkrankt und tragen seither das verursachende Varizella-Zoster-Virus (VZV) in sich. Denn nach der Erstinfektion zieht es sich in die sensorischen Ganglien des zentralen Nervensystems zurück und bleibt dort lebenslang. Solange es vom Immunsystem in Schach gehalten wird, droht keine Gefahr. Lässt die Immunabwehr aber nach, etwa im höheren Lebensalter oder unter einer immunsuppressiven Therapie, steigt das Risiko der Reaktivierung. Reaktivierte Viren schädigen die Nervenzellen und verursachen in dem betroffenen Hautareal den typischen, meist einseitig auftretenden, äußerst schmerzhaften, juckenden Hautausschlag – ein Schmerz, den Patienten oft als qualvoll und unerträglich beschreiben. Am häufigsten sind die thorakalen Segmente befallen, was der Infektion auch den Namen „Gürtelrose“ gab. Aber auch das Gesicht kann betroffen sein, mit dem Risiko eines Zoster ophthalmicus. Die Wahrscheinlichkeit für einen Herpes zoster steigt mit zunehmendem Alter deutlich an, bereits ab dem fünfzigsten Lebensjahr. Das Lebenszeitrisiko liegt bei 30%, sprich: Bei einer von drei Personen, die das Virus in sich tragen, kommt es zu einer Reaktivierung. Häufigste Komplikation ist die Post-Zoster-Neuralgie (PZN), die mit starken Schmerzen, oft über Monate und Jahre hinweg, einhergeht. Eine antivirale Therapie kommt häufig zu spät, weil die Diagnose nicht früh genug erfolgt.
Zwei Impfdosen erforderlich
Bislang stand in Deutschland nur ein attenuierter Lebendimpfstoff (Zostavax®) zur Prophylaxe des Herpes zoster und der PZN zur Verfügung. Mit Shingrix® kommt nun erstmals ein rekombinanter, adjuvantierter Subunit-Totimpfstoff auf den Markt. Der Impfstoff enthält ein ausgewähltes Antigen (Glykoprotein E, ein Hüllprotein des VZV) kombiniert mit einem Adjuvans (ASO1B, bestehend aus Monophosphoryllipid A aus Salmonella minnesota und dem Pflanzenextrakt QS-21 aus Quillaja saponaria Molina), welches die immunologische Reaktion auf das Antigen verbessert. Verabreicht wird der Impfstoff mit zwei intramuskulär zu applizierenden Dosen im Abstand von zwei – gegebenenfalls sechs Monaten. Nur so lässt sich eine hohe und anhaltende Immunantwort aufbauen. Eine gleichzeitige Impfung mit nicht-adjuvantierten, inaktivierten Influenza-Impfstoffen ist möglich. Als Totimpfstoff kann Shingrix® auch immunsupprimierten Personen verabreicht werden.
Unabhängig vom Alter wirksam
In einem umfangreichen Phase-III-Studienprogramm mit mehr als 38.000 Probanden wurden Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenität des Impfstoffs untersucht. Er zeigte in den klinischen Studien eine Wirksamkeit von über 90%, und zwar in allen untersuchten Altersgruppen: 50 bis 59 Jahre, 60 bis 69 Jahre, 70 bis 79 Jahre und sogar bei den ≥ 80-Jährigen. Über 80-Jährige profitieren demnach ebenso wie Jüngere. Der Impfschutz bestand über den bislang untersuchten Zeitraum von vier Jahren fort. Immunogenitätsdaten liegen für einen Zeitraum von bis zu neun Jahren vor: Sowohl die zelluläre als auch die humorale Immunantwort hielten über diesen Zeitraum an.
Nach der Injektion können, als Teil der Immunreaktion, lokale Begleiterscheinungen wie Schwellung, Rötung und Schmerzen auftreten, die meist leicht bis moderat sind. Bei rund 4% der Geimpften wurden heftige Schmerzen beobachtet, die den Tagesablauf beeinträchtigen können. Systemische Reaktionen wie Müdigkeit, Kopfschmerz und Myalgie sind möglich, aber von kurzer Dauer (im Mittel zwei Tage). |
Quelle
Launch-Pressekonferenz: Der neue Impfstoff gegen Herpes zoster – ein Highlight der GSK-Impfstoff-Forschung, München, 11. April 2018 (Veranstalter: GlaxoSmithKline)
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