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Adexa-Info
Entfristung als Druckmittel missbraucht
Ein Kommentar von ADEXA-Vorstand Andreas May
Die Deutsche Post zeigt auf wenig rühmliche Weise, wie Konzerne ihre Angestellten nach Gutsherrenart behandeln. Demnach sollen Leiterinnen und Leiter von Niederlassungen entscheiden, wer entfristet wird und wer nicht. Als Kriterien gibt das Management nicht mehr als sechs Krankschreibungen respektive 20 Krankheitstage innerhalb von zwei Jahren vor. Hinzu kommen Vorgaben zum Arbeitstempo (maximal 30 Stunden mehr als vorgesehen in drei Monaten) und zu Unfällen (höchstens zwei selbstverschuldete Kfz-Unfälle mit einem maximalen Schaden von 5000 Euro). Diese Angaben hat ein Konzernsprecher gegenüber Medienvertretern bestätigt.
Aus gewerkschaftlicher Sicht sind diese Maßnahmen menschenverachtend und einer sozialen Marktwirtschaft unwürdig. Befristungen sind legitim, um Engpässe kurzfristig zu schließen, etwa als Elternzeitvertretung oder bei zeitweise höherem Bedarf. Sie dürfen aber nicht zum Druckmittel gegen Angestellte instrumentalisiert werden. Wer ein gewisses Leistungspensum nicht erfüllt oder öfter krank ist, bleibt am Zeitvertrag kleben und kann kaum längerfristig planen.
Vom Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) wünschen wir uns, dass er – wie versprochen – seinen Einfluss geltend macht. Deutschland ist größter Einzelaktionär bei der Deutschen Post AG. Die staatseigene KfW-Bankengruppe hält rund 20,6 Prozent aller Aktien. Für mich passt es nicht zusammen, dass sich die Regierungsparteien im Wahlkampf für weniger befristete Verträge eingesetzt haben, im eigenen Unternehmen aber schlimmste Vorgaben gelten. Hoffen wir das Beste – Scholz ist in der Pflicht.
Es geht aber um weitaus mehr als um die Deutsche Post. Machen wir uns nichts vor: Wenn wir jetzt nicht einschreiten, folgen weitere Betriebe. Der aktuelle Vorstoß öffnet Firmen Tür und Tor, Entfristungen als Druckmittel zu missbrauchen. ADEXA erklärt sich mit den Kolleginnen und Kollegen solidarisch.
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