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- DAZ 13/2018
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Prisma
Nebeneffekte im Darm
Wie Arzneimittel auf das Mikrobiom wirken
Ein Team um Peer Bork am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg hat in In-vitro-Experimenten den Einfluss von 1197 Wirkstoffen – darunter viele zugelassene Arzneistoffe – auf 40 verschiedene Darmbakterien (Spezies und Stämme) untersucht. Außer den 156 getesteten bakteriziden Antibiotika und Antiseptika wirkten sich auch zahlreiche Antiparasitika, Fungistatika und Virustatika negativ auf einzelne Bakterien-Spezies aus. Von den 835 Wirkstoffen ohne antiinfektive Indikation erwies sich ein knappes Viertel (203) gegenüber mindestens einer Spezies als bakterizid, und immerhin fünf Prozent (40) beeinträchtigte sogar die Existenz von mindestens zehn Spezies und Stämmen.
Der bakterizide Wirkmechanismus ist nur in wenigen Fällen bekannt; er beruht z. B. bei dem Antirheumatikum Auronofin auf dem Element Gold und bei dem Antiestrogen Clomifen auf der Hemmung bakterieller Enzyme. Wie Psychopharmaka, die am dopaminergen oder serotonergen System angreifen, bakterizid wirken können, erscheint derzeit unerklärlich, weil es diese Systeme bei Bakterien nicht gibt. Neu ist auch die Erkenntnis, dass Protonenpumpenhemmer direkt eine Dysbiose der Darmflora auslösen können, denn bisher hatte man diesen Effekt auf die abgeschwächte Magensäure zurückgeführt.
Da die Darmflora von Mensch zu Mensch variiert, kann derzeit nicht gesagt werden, welche Patienten von den neu erkannten Nebenwirkungen betroffen sind. Vermutlich wird künftig im Sinne der personalisierten Medizin standardmäßig eine Untersuchung des Darm-Mikrobioms durchgeführt, um die Pharmakotherapie zu optimieren und unerwünschte Wirkungen zu minimieren.
Die bakteriziden Effekte von Arzneistoffen konnten auch in dieser Studie nur ansatzweise aufgeklärt werden, denn die meisten Spezies der Darmflora lassen sich nicht in vitro kultivieren und experimentell untersuchen. Umso beunruhigender sind die vorgelegten Ergebnisse. Denn vermutlich tragen viele Arzneistoffe, von denen man es nicht erwartet, zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bei. Aber diese Medaille hat auch noch eine andere Seite: Manche Arzneistoffe, deren bakterizides Potenzial nun entdeckt wurde oder erst künftig entdeckt wird, könnten Leitsubstanzen für die Entwicklung innovativer Antibiotika werden. |
Quelle
Maier L et al. Extensive impact of non-antibiotic drugs on human gut bacteria. Nature; Epub 19.3.2018
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