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Wirtschaft
Antibiotikaproduktion zurück nach Europa?
Pro Generika stellt Machbarkeitsstudie vor
Der wachsende Kostendruck hierzulande sowie die vorhandenen Produktionskapazitäten in Niedriglohnländern haben dazu geführt, dass wir abhängig geworden sind von wenigen Wirkstoffherstellern und Antibiotikaanbietern, die zumeist in Asien produzieren. Die Erfahrungen mit Engpässen bei versorgungsrelevanten Wirkstoffen führen zwangsläufig zu der Frage, ob die Produktion nicht nach Deutschland bzw. die EU zurückverlagert werden könnte.
Es ginge schon – aber es hat seinen Preis. Das zeigt die aktuelle Studie, die Dr. Morris Hosseini, Senior Partner Roland Berger, am 29. November bei einer Diskussionsveranstaltung von Pro Generika vorstellte. Drei Szenarien für die Produktion von Cephalosporin-Wirkstoffen hat die Unternehmensberatung durchgerechnet: ein niedriges, das etwa der Nachfrage in Deutschland entspricht (100 t), ein mittleres, das den Großteil des europäischen Bedarfs abdecken würde (500 t), und ein hohes, das aus produktionstechnischen Gründen wünschenswert wäre (1000 t). Keines der Szenarien erweist sich als wirtschaftlich profitabel, am wenigsten das niedrige. Der Umsatz könnte gerade mal die Personalkosten decken – die Betriebskosten jedoch keinesfalls. Auch die Investitionskosten wären hoch, da die Anlagen erst geschaffen bzw. umgerüstet werden müssten. Allein die Produktion für den deutschen Markt würde zu Mehrkosten von 55 Mio. Euro führen. Für eine Tagesdosis bedeutet dies ein Plus von 46 Cent.
Staatliche Vergütung der Bereithaltung der Kapazitäten
Laut Hosseini wäre auch dies theoretisch zu schultern. Entweder durch staatliche Eingriffe, die höhere Preise sicherstellen, oder durch eine staatliche Bezuschussung der Betriebe – oder durch eine staatliche Vergütung für die Bereithaltung der Kapazitäten. Letzterer ist aus Hosseinis Sicht der „sortenreinste“ Weg. Grundsätzlich seien aber alle drei Wege gangbar, auch in Mischformen. Man müsste sie nur schnell angehen – und dafür bräuchte es ein echtes Commitment aller Beteiligten, nicht zuletzt der Politik.
In der anschließenden Diskussion zeigte sich CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich grundsätzlich offen für den dritten Weg, die Vergütung für die Bereitstellung. Ein solches Modell gebe es auch schon bei Kraftwerken. Allerdings machte er auch keinen Hehl daraus, dass die Finanzierung ein Problem wäre. Hennrich sicherte aber zu, dass man im nun wieder gestarteten Pharmadialog das Thema Antibiotikaversorgung sehr ernst nehmen werde. Möglicherweise sollte man aber erst einmal Qualitätsstandards in die Ausschreibungen der Kassen einbauen. „Ich glaube nicht, dass wir das bis Weihnachten lösen“, so Hennrich. Schon eine Lösung 2019 sei ambitioniert. Doch die Bereitschaft für koordinierte Aktionen gebe es in der Politik. Die Arzneimittelskandale dieses Sommers hätten das Bewusstsein geschärft. |
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