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Gesundheitspolitik
Respekt für Marktpartner
Verbändevertreter setzen auf gute Zusammenarbeit mit Apotheken
Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro), ging zunächst auf Lieferengpässe ein: Hier müssten diejenigen, die Grenzen für wirtschaftliche Spielräume ziehen, auf die Konsequenzen achten und notfalls einschreiten, erklärte er. „Es darf nicht sein, dass wichtige Wirkstoffe für Arzneimittel weltweit nur an einer Stelle und dazu noch in Ländern produziert werden, in denen Kontrollen schwierig sind, ganz abgesehen vom politischen Risiko.“
Den Phagro-Chef ärgert zudem, dass für den Großhandel offenbar andere Maßstäbe gelten als für den Versandhandel: Während die zuständigen Behörden mit dem Entzug der Großhandelserlaubnis drohen, wenn ein Auslieferungsfahrzeug nicht temperiert werde, blieben diejenigen, die Arzneimittel im Kurierfahrzeug per Versand verschicken, unbehelligt.
Nicht zuletzt warb Trümper für gegenseitiges Verständnis: Jeder in der Lieferkette von Arzneimitteln trage Verantwortung und wolle seinen Sicherstellungsauftrag erfüllen. „Jeder steht aber auch unter wirtschaftlichem Druck und kann nicht für sich beanspruchen, nur mit dem Heiligenschein zu wandeln.“ Solange man die Marktpartner im Blick behalte und respektiere, sollte es möglich sein, das Geschäft sicher und mit hoher Qualität auszuführen.
BAH setzt auf Apotheker- Kompetenzen
Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), griff das Thema Honorar auf und warnte die Apotheker, ein Beratungshonorar als eigene Komponente in das Honorarsystem einzuführen. Damit würde die Tür zu einem neuen Geschäftsmodell für eine Dienstleistung geöffnet, die auch Marktteilnehmer außerhalb der Apotheke anbieten könnten. Doch die Beratung sei der Markenkern der Apotheke. Der BAH hält es allerdings für denkbar, dass Apotheken in Zukunft mehr Kompetenzen bekommen. Das wurde schon kürzlich bei der BAH-Mitgliederversammlung deutlich. Wieczorek erklärte nun erneut, er würde gerne darüber diskutieren, dass Apotheken Grippeimpfungen übernehmen, Arzneimittel im Akutfall auch ohne Rezept ausgeben und bei einer gut eingestellten chronischen Erkrankung selbst Folgeverschreibungen vornehmen dürfen.
Apotheken als Partner
Dr. Martin Zentgraf, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), betonte, dass er nicht daran glaubt, dass der Beruf des Apothekers und seine Offizin bald obsolet sein könnten: „Echte menschliche Interaktion ist nichts, was Maschinen je ersetzen können. Umso mehr braucht es Apotheker.“ Sie seien unverzichtbar für die Beratung und Versorgung der Patienten, aber auch als Ansprech- und Kooperationspartner für die Hersteller – derzeit etwa bei Securpharm. Zentgraf sprach zudem die Pläne zum Thema Impfen im Terminservice- und Versorgungsgesetz an. Vorgesehen ist, dass Grippeimpfstoffe künftig um 10% rabattiert werden sollen. Nochmals 10% auf den EU-Durchschnittspreis seien in Deutschland nicht machbar, so Zentgraf.
Han Steutel, Vorstandschef des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), erwähnte ebenfalls Securpharm – es sei ein Projekt, bei dem Apotheken und Pharmaunternehmen „vorbildlich“ zusammenarbeiten. Einig sei man sich auch in der Einschätzung der Importförderklausel: „Sie bringt eigentlich heutzutage nichts mehr außer Bürokratie und Mehraufwand für die Apotheken und stellt dazu noch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar“, so Steutel.
Rabattverträge überdenken
Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika, ging auf die Causa Valsartan ein. Sie gehe weit über das hinaus, was man im Apothekenalltag im Hinblick auf Arzneimittelrückrufe und -engpässe bislang gekannt habe. Späth dankte den Apothekern, dass sie verunsicherten Patienten mit Rat beiseite standen und Zeit in die Suche nach Alternativen investiert haben. Die entscheidende Frage nach dem Fall Valsartan – wenn auch davon losgelöst – sei, wie man der Marktkonzentration von Wirkstoffherstellern und anderen zuliefernden Firmen entgegenwirken könne. Späth wies darauf hin, dass der überhöhte Kostendruck im Generikabereich auf allen Produktionsebenen zu einem Rückgang der Angebotsvielfalt geführt habe. Nun könnten Ausfälle eines Anbieters nicht mehr adäquat durch andere aufgefangen werden. Der Pro-Generika-Chef sieht daher die Zeit gekommen, zumindest die Architektur der Rabattverträge in Deutschland zu überdenken. Späth: „Warum sollen die Krankenkassen nicht den Auftrag bekommen, bei der Auswahl ihrer Rabattvertragspartner künftig sicherzustellen, dass mehr als ein einziger Wirkstoffhersteller in die Versorgung der Patienten eingebunden ist?“ |
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