Management

Fitness first!

Mit kleinen Übungen die Arbeit erleichtern

Allzu oft bewegen wir uns in der Apotheke gar nicht oder ­einseitig. Da wir einen Großteil unserer Zeit dort verbringen, lohnt ein Überdenken der Gewohnheiten. Werden Sie zu einem bewegten Team, das gemeinsam aktiv seine Gesundheit, seine Konzentrations­fähigkeit und die Freude an der Arbeit stärkt!

Zu Beginn ist ein „Bewegungssturz“ fällig: Wer bewegt sich bei welcher Tätigkeit auf welche Weise? Eine Kollegin*, die hauptsächlich vor dem Computer sitzt, braucht etwas anderes zum Ausgleich als die Dauerläuferin zwischen HV und Spezi. Wann sollte der Ausgleich stattfinden? Am besten nicht nur nach Feierabend, sondern schon während der Arbeitszeit! So beugen wir der Einseitigkeit vor und es entstehen gar nicht erst Überbelastungen und Verspannungen. Und: Man kann sich bei der Arbeit besser konzen­trieren, wenn man zwischendurch mal lockerlässt.

Wir beobachten uns selbst und gegenseitig: Gibt es eingefahrene Haltungen, die nahezu ständig eingenommen werden? Vor einiger Zeit bemerkte ich, dass eine Kollegin sich zu jedem Kunden beugte und dabei in der Hüfte einknickte. „Hast du eigentlich nie Hüftschmerzen abends?“ „Doch, oft, wieso fragst du?“ Sie war sich ihrer automatischen Bewegung gar nicht bewusst.

Eine weitere Möglichkeit: Engagieren Sie eine Krankengymnastin, die erst einmal beobachtet, wie alle gehen, atmen, stehen und dann allgemeine und individuelle Tipps gibt. Entweder kommt sie nur einmal oder auch mehrfach, damit wir uns besser umgewöhnen können. Einige Betriebe bekommen wöchentlich Besuch von einem Masseur, der Nacken und Schultern massiert. Das entspannt und verhilft zu neuer und besserer Konzentration – und ist außerdem eine wirkungsvolle Maßnahme zur Mitarbeitermotivation.

Übungen für Fitness und Be­weglichkeit bietet die Stretching-Bibel von Lexie Williamson in reicher Auswahl an. Damit beugt man Haltungsschäden vor und baut Stress ab.

Foto: Grant Pritchard Photography
Abb. 1: Die 90-Grad-Dehnung mit Stuhl
Foto: Grant Pritchard Photography
Abb. 2: Der hohe Ausfallschritt mit Stuhl

Bei dauerhaftem Sitzen eignen sich zum Beispiel folgende Übungen als Ausgleich:

  • Die 90-Grad-Dehnung mit Stuhl (siehe Abb. 1)
  • Der hohe Ausfallschritt mit Stuhl (siehe Abb. 2)

Für den Rücken sind folgende Übungen angenehm nach langem Auf-der-Stelle-Stehen oder wenn wir viel laufen:

  • Die Ganzkörperdehnung (siehe Abb. 3)
  • Die Seitdehnung im Stand (siehe Abb. 4)

Im Prinzip bleibt man ca. 30 Sekunden in der Position und wiederholt eventuell noch ein- oder zweimal. Achten Sie darauf, was Ihnen guttut, und vergessen Sie nicht zu atmen.

Foto: Grant Pritchard Photography
Abb. 3: Die Ganz­körperdehnung
Foto: Grant Pritchard Photography
Abb. 4: Die Seitdehnung im Stand

Machen Sie auch die Venenübungen, die Sie durch die Broschüren der Arzneimittelhersteller von Venensalben und -kapseln kennen. Denken Sie nach längerer Arbeit am Computer an das Augentraining: Augen kreisen, in die Ferne richten, schließen und die angewärmten Handinnenflächen 20 bis 30 Sekunden auf die geschlossenen Augen legen (palmieren). Alles geht flink und ist effektiv. Nutzen Sie die Momente, in denen der Kunde etwas in seiner Tasche sucht, und werfen Sie einen Blick durch das Schaufenster nach draußen.

Zeigen Sie sich gegenseitig Ihre Lieblingsübungen, die Sie sonst nur bei Ihrem Nach-Feierabend-Fitnesstraining betreiben, so erweitern Sie Ihr Repertoire. Gegenseitiges Beobachten und Korrigieren hilft, damit wir uns nicht etwas Falsches angewöhnen, wie ins Hohlkreuz zu gehen, die Knie zu stark einrasten zu lassen etc.

Unterstützung von der Chefin

Fordern Sie Ihre Mitarbeiterinnen immer wieder zum „Ausgleichssport“ bei der Arbeit auf und gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Achten Sie auch auf ergonomische Stühle, gesundes Schuhwerk etc.

Bieten Sie dem Team an, dass einmal pro Woche nach Dienstschluss ein Trainer kommt, am besten an wechselnden Wochen­tagen, damit alle etwas davon haben. Das ergibt natürlich nur Sinn, wenn die Kolleginnen das Angebot nutzen und länger bleiben möchten. Wenn eine nach der anderen zu Hause etwas Wichtigeres zu erledigen hat und Sie als Chefin mutterseelenalleine in der Apotheke „gymnastizieren“, ist es für Sie ein optimales Personal Training, aber zielt in eine andere Richtung als beabsichtigt. Hier ist Verbindlichkeit angesagt, fragen Sie VORHER, wer konstant mitmachen wird.

Literatur

Lexie Williamson

Stretching-Bibel: Die besten Übungen für maximale Fitness und Beweglichkeit.

Riva Verlag, ISBN: 978-3-7423-0477-3

Einfach bestellen bei:
Deutscher Apotheker Verlag
Birkenwaldstraße 44, 70191 Stuttgart
Telefon 0711 2582-341, Telefax 0711 2582-290,
E-Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de

Optimal ist es, wenn Sie vielleicht im Nachtdienstzimmer eine Liegematte bereitstellen, damit wer Lust hat in seiner Pause Pilates, Yoga und ähnliche Übungen absolvieren kann. Das hilft, um an stressigen Tagen zur Ruhe zu kommen und entspannt weiterzuarbeiten.

Keine Zeit? Nix da! Wenn Sie nach hinten oder in den Keller gehen, um Standgefäße oder Inkontinenzeinlagen zu holen, können Sie auf dem Weg die Schultern kreisen lassen oder die Knie im Storchengang hochziehen, etwas geht immer! Werfen Sie sich gegenseitig Anregungen zu, wenn Sie sich im Backoffice begegnen: Die erste lockert die Hände in der Luft wedelnd, die zweite nimmt es auf. Vielleicht steigt noch jemand ein, der es beobachtet und bringt eine Variante ins Spiel, die wiederum weitergereicht wird. Vor der Mitarbeitersitzung fünf Minuten Lockerung in der Gruppe, beim abendlichen Abschließen Schulterzucken und die Mundwinkel nicht vergessen: Lächeln Sie sich zum Abschied zu!

Genieren Sie sich nicht, sondern legen Sie los, immer wieder, immer öfter – Ihre Gesundheit und Ihre Arbeitsfreude danken es Ihnen! |

Ute Jürgens

Ute Jürgens ist Kommunikationstrainerin mit Spezialisierung auf die Heilberufler, Dipl. Erwachsenenpädagogin und PTA, www.kommed-coaching.de

* Da die überwiegende Anzahl der Apothekenmitarbeiter weiblich ist, schreibe ich in der weiblichen Form. Männliche Kollegen dürfen sich gerne mit ange­sprochen fühlen.

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