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Prisma
Gute gegen böse Staphylokokken
Hautbakterien synthetisieren sehr spezifische Antibiotika
Der Schutz der Haut vor pathogenen Keimen beruht auf zwei Säulen: Immunzellen in der Lederhaut synthetisieren antimikrobielle Peptide (AMP) wie Cathelicidine und Defensine, und kommensale oder symbiontische Bakterien auf der Epidermis synthetisieren weitere AMP. Zu den nützlichen Hautbakterien, die nur bei immunsupprimierten Patienten gefährlich werden können, zählen Staphylococcus epidermidis und S. hominis. Einige ihrer AMP besitzen als charakteristisches Merkmal die schwefelhaltige Aminosäure Lanthionin und werden deshalb als Lantibiotika bezeichnet. Vertreter dieser AMP-Klasse sind z. B. Epidermin und Mersacidin, die schon vor 20 Jahren mit Erfolg präklinisch getestet wurden, aber nicht zu Arzneimitteln entwickelt wurden.
Derweil macht die Grundlagenforschung kleine Fortschritte: Amerikanische Bakteriologen verglichen die Hautabstriche von 30 gesunden Personen und 49 Patienten mit atopischen Ekzemen (Neurodermitis). Dabei entdeckten sie, dass die Atopiker außergewöhnlich viele Staphylococcus aureus und nur wenige kommensale Staphylokokken aufwiesen. Weitere Tests ergaben, dass der Staphylokokken-AMP-Mix – darunter zwei neu entdeckte Substanzen – spezifisch gegen S. aureus wirkte und anderen Hautbakterien nicht schadete. Schließlich führten Ärzte einen klinischen Test mit fünf Atopikern durch: Sie trugen auf ihre Ekzeme eine Lotion auf, die reich an S. epidermidis und S. hominis war; diese Bakterien waren zuvor von den Patienten entnommen worden und im Labor vermehrt worden. Darauf ging die Besiedlung mit S. aureus dramatisch zurück.
Eine größere Studie untersucht nun den Langzeiteffekt dieser Therapie. |
Quelle
Nakatsuji T, et al. Antimicrobials from human skin commensal bacteria protect against Staphylococcus aureus and are deficient in atopic dermatitis. Sci Transl Med 2017;9:378
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