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Ausbildung
„Hoher Respekt!“
ABDA-Geschäftsführerin Dr. Christiane Eckert-Lill nimmt Stellung zu Forderungen der Studenten
DAZ: Frau Dr. Eckert-Lill, zunächst einmal ganz generell, was halten Sie von der Initiative der Studierenden?
Eckert-Lill: Ich zolle dem Vorgehen der Studierenden hohen Respekt. Neben dem Studium dieses komplexe Thema so strukturiert anzugehen, das ist schon eine Leistung. Über die Ergebnisse werden wir vor allem mit berufstätigen Apothekern und den Hochschullehrern zu diskutieren haben. Denn es handelt sich ja erst einmal um die Vorstellung einer Gruppe, nämlich der Studierenden.
DAZ: Nun sind die Forderungen doch sehr konkret. Zum Beispiel mehr Pharmakologie, mehr Pharmakotherapie, mehr Anatomie, mehr Physiologie schon im Grundstudium, Streichen der Anorganischen Chemie und der nasschemischen Analysen, Einbettung der Organik in die pharmazeutische und medizinische Chemie, Streichung der alleinstehenden Veranstaltungen Mathematik, Statistik, Physik ….
Grundsätzlich sind diese Forderungen absolut diskussionswürdig. Auch halte ich eine bessere Verzahnung der einzelnen Fächer prinzipiell für wünschenswert. Dafür muss man jedoch nicht gleich auf jeden Lehrimport verzichten, wie zum Beispiel der mathematischen und statistischen Methoden. Dieser vermittelt für ein wissenschaftliches Studium notwendiges Grundlagenwissen und ermöglicht den für dieses auch unabdingbaren Blick über den Tellerrand. Grundsätzlich stellt sich die Frage, was im Rahmen der bestehenden Approbationsordnung geändert werden kann und für welche Änderungen die Approbationsordnung angegangen werden muss. Auch von Hochschullehrerseite wurde erkannt, dass im Hinblick auf die Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke anders gewichtet werden muss, dass bestimmte Inhalte im Umfang zugunsten anderer Fächer reduziert werden müssen. Dabei müssen wir uns natürlich auch überlegen, was wir schon im Grundstudium vermitteln wollen. Dazu müssen wir insbesondere die pharmazeutischen Dienstleistungen in den Blick nehmen und überlegen, wie wir die notwendigen Grundlagen beispielsweise für Medikationsanalyse und Medikationsmanagement verankern können. Aber wir dürfen auch andere Berufsfelder, wie die Tätigkeit in der pharmazeutischen Industrie oder der Krankenhausapotheke, nicht vernachlässigen. Auch hier müssen wir gewährleisten, dass die notwendigen Grundlagen vermittelt werden.
„Auch von Hochschullehrerseite wurde erkannt, dass im Hinblick auf die Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke anders gewichtet werden muss, dass bestimmte Inhalte im Umfang zugunsten anderer Fächer reduziert werden müssen.“
DAZ: Die Studierenden klagen ja nicht zu Unrecht darüber, dass das Studium überfrachtet und so verschult ist, dass kaum Zeit bleibt, eigene Initiativen zu entwickeln und Lehrinhalte zu vertiefen. Eine Ausdehnung des Studiums von 8 auf 9 Semester soll hier helfen, das Problem zu lösen.
Eckert-Lill: So verständlich dieser Wunsch ist, so unwahrscheinlich ist es meines Erachtens, dass er zu erfüllen ist. Ein weiteres Semester bedeutet natürlich nicht nur eine längere Ausbildung, sondern ‒ gleichbleibende Zahl der Studenten unterstellt ‒ auch mehr Kosten. Dazu muss nicht nur die Approbationsordnung geändert werden, sondern auch die Bundes-Apothekerordnung. In beiden Fällen müssen der Bundesrat und damit die Länder zustimmen. Ich glaube nicht, dass diese mit Blick auf die Kosten den Weg für eine Verlängerung frei machen. Schon die Novellierung der Approbationsordnung im Jahr 2001 stand unter dem Diktum der Kostenneutralität.
DAZ: Eine weitere Forderung ist es, die Famulatur zu verkürzen und das Wahlpflichtfach auszubauen.
Auch hierfür wäre eine Änderung der Approbationsordnung notwendig. Denn die Dauer der Famulatur und der zeitliche Umfang des Wahlpflichtfaches sind in der Approbationsordnung festgeschrieben. Ich persönlich plädiere dafür, die Dauer der Famulatur beizubehalten. Denn sie soll ja eben kein Schnupperpraktikum sein, sondern einen tieferen Einblick in die apothekerlichen Tätigkeitsbereiche geben.
„Ein weiteres Semester bedeutet natürlich nicht nur eine längere Ausbildung, sondern auch mehr Kosten. Dazu muss nicht nur die Approbationsordnung geändert werden, sondern auch die Bundes-Apothekerordnung.“
DAZ: Nun stehen ja noch weitere Forderungen im Raum, die eine Novellierung der Approbationsordnung erstrebenswert erscheinen lassen. So zum Beispiel die Etablierung der Pharmakotherapie als eigenständiges Fach. Kann es gelingen, auch vor dem Hintergrund des Perspektivpapiers 2030, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen, ohne die Approbationsordnung anzufassen?
Die Änderung der Approbationsordnung ist ein langwieriger Prozess, der erfahrungsgemäß einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Ungeachtet dessen müssen wir uns aber mit Blick auf das Perspektivpapier die Approbationsordnung anschauen und ergebnisoffen prüfen, ob sie noch zeitgemäß ist oder ob Änderungsbedarf besteht. Bei all den Dingen, die schnell in die Gänge kommen müssen, sollten wir den bestehenden Gestaltungsspielraum nutzen. So sprechen die Studenten ja die unterschiedlichen Stoffgebiete an. Für diese gibt es Gesamtstundenzahlen. Wie sich diese Stunden jedoch auf die einzelnen Themen innerhalb des Stoffgebietes verteilen, das können die Hochschullehrer gestalten. Und diese Möglichkeit muss einfach genutzt werden. Da sind wir mit den Hochschullehrern auf einem guten Weg.
„Die Änderung der Approbationsordnung ist ein langwieriger Prozess, der erfahrungsgemäß einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Ungeachtet dessen müssen wir uns aber mit Blick auf das Perspektivpapier die Approbationsordnung anschauen und ergebnisoffen prüfen ...“
DAZ: Wie geht es jetzt konkret weiter? Auch die Bundesapothekerkammer hatte ja schon vor dem Hintergrund des Perspektivpapiers 2030 einen kompetenzorientierten Lernzielkatalog Pharmazie zur Diskussion gestellt.
Eckert-Lill: Dieser Katalog wird weiter diskutiert, mit den Hochschullehrern und auch den Studenten. Mit Ergebnissen rechnen wir im Frühsommer. Hierbei werden wir sicher auch das Thesenpapier der Studenten berücksichtigen.
DAZ: Frau Dr. Eckert-Lill, vielen Dank für das Gespräch. |
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