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Apotheker weiter außen vor
FreeStyle Libre: Immer mehr Kassen übernehmen Kosten für Flash-Glucose-Messung
Diabetiker in Sachsen und Thüringen, die bei der AOK Plus versichert sind und regelmäßig mittels Teststreifen und Messgerät ihren Blutzucker bestimmen müssen, können seit Jahresbeginn 2017 die Flash-Glucose-Messung auf Kassenkosten nutzen. Die AOK Plus hat diese zur Satzungsleistung gemacht. Wie Abbott, der Hersteller des bislang einzigen Systems zur Flash-Glucose-Messung – „FreeStyle Libre“ – auf dem deutschen Markt, mitteilt, gilt das Gleiche für die KKH, die Mobil Oil, die Knappschaft, die SBK sowie die Audi BKK. Nur die Zuzahlung müssen die Patienten selbst leisten.
Das heißt: Statt sich täglich in die Fingerkuppe zu piksen, platziert sich der Patient am Oberarm alle zwei Wochen einen Sensor an und unter die Haut. Dieser hat etwa die Größe eines Zwei-Euro-Geldstücks und ist mit einem kleinen Fühler ausgestattet, der in der Zwischenzellflüssigkeit permanent den Glucosewert misst und speichert. Um den Wert abzurufen, muss der Sensor mit dem FreeStyle Libre Lesegerät oder über eine spezielle App mit dem Android Smartphone gescannt werden. Im Display sind dann der aktuelle Glucosewert, der Glucoseverlauf der letzten acht Stunden sowie der aktuelle Glucosetrend zu sehen.
Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die AOK Plus ist, dass der behandelnde Facharzt die Notwendigkeit dieser Versorgung bestätigt und entsprechend verordnet hat. Vor Versorgungsbeginn muss die Genehmigung bei der Kasse eingeholt werden. Die AOK Plus rechnet damit, dass es mehrere Tausend Anfragen zu dem Medizinprodukt geben wird. Schon in den ersten zwei Wochen habe es rund 400 Nachfragen gegeben, sagt eine Sprecherin.
Kritik an Vertriebsweg und Datenfluss
Für die Apotheker hat das System einen Haken: Abbott vertreibt das Gerät und die Sensoren nur über einen eigenen Shop. Damit hat das Unternehmen in der Vergangenheit viel Ärger von Apothekern auf sich gezogen – geändert hat es daran aber nichts.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sämtliche gemessenen Daten zu Abbott laufen – jedenfalls wenn die App „LibreLink“ genutzt wird. Die AOK Plus verweist jedoch darauf, dass das Flash-Glucose-Messsystem FreeStyle Libre regelmäßig mit dem Sender (Sensor) und dem Empfänger (Lesegerät) genutzt werde. Bei dieser Anwendung würden keine Daten an Dritte übermittelt. Bei einer freiwilligen Verwendung von Software oder Apps würden Daten in anonymisierter Form übertragen. „Die Bedingungen dafür sind laut Hersteller datenschutzrechtlich zulässig“, heißt es bei der AOK Plus.
Auch bei der DAK, die bereits seit zwei Jahren für bestimmte Diabetiker die Kosten für das Messsystem übernimmt, sieht man diesen Punkt unaufgeregt: „Wir gehen davon aus, dass unsere Patienten, denen der Datenschutz wichtig ist, das Gerät ohne App benutzen. In dem Fall gehen keine Daten zu Abbott“.
Der Hersteller legt in einem Informationsblatt selbst dar, welche personenbezogenen Daten er speichert – neben den diversen gesundheitsbezogenen Daten aus der Messung sind dies auch die Profildaten des Nutzers und Informationen zu seinem Mobilgerät. Die Daten würden verschlüsselt und in aggregierter und nicht-personenbezogener Form genutzt, heißt es. Zum Beispiel zur Produktentwicklung, Datenanalyse und zu Statistik- und Studienzwecken.
AOK Plus: Echter Gewinn
Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus, ist überzeugt: „Mit unserer neuen Satzungsleistung kommen wir den Wünschen unserer Versicherten entgegen.“ Sie könnten nun – von der gesetzlich vorgeschriebenen Zuzahlung abgesehen – kostenfrei diese innovative Versorgung nutzen. „Besonders für Kinder oder auch Berufstätige ist diese neue Messung ein echter Gewinn“, so Striebel.
Die DAK bietet ihren Versicherten den FreeStyle Libre bereits seit Anfang 2015 an. Zunächst nur im Rahmen eines Versorgungsprojekts für ausgewählte Mitglieder, die in das Disease-Management-Programm für Diabetes eingeschrieben sind. Mittlerweile ist das Messsystem auch bei der DAK Satzungsleistung: Und zwar für Kinder ab vier Jahren und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes, sowie – unter bestimmten Voraussetzungen – für Erwachsene mit intensivierter Insulintherapie. Rund 7000 DAK-Versicherte werden derzeit mit dem neuartigen Messsystem versorgt. Auch die Techniker Krankenkasse hat bereits seit einiger Zeit eine entsprechende Satzungsleistung. |
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