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Sanicare „fremdgesteuert“?
Streit um Versandapotheke geht in die nächste Runde
2013 hatte Volkmar Schein die Versandapotheke übernommen, die nach dem Tod ihres Gründers Johannes Mönter in die Insolvenz gerutscht war. 2014 und 2015 übertrug Schein erst 50, dann 95 Prozent seiner Sanicare-Anteile an Christoph Bertram – unentgeltlich, wie Scheins Witwe argumentiert, die dadurch ihre Rechte als Ehefrau verletzt sieht und klagt. Schein beging 2016 Suizid. Auch dass der langjährige Sanicare-Chefapotheker Heinrich Meyer legitimer Gesellschafter ist, bestreitet die Witwe. Bertram hatte ihm 5 Prozent der Anteile übertragen. Umstritten ist, ob die Zustimmung der Mitgesellschafter nötig gewesen wäre. Die Apothekerkammer – die in Niedersachsen auch die Apothekenaufsicht ausübt – erteilte Meyer im Januar 2016 jedenfalls die Betriebserlaubnis als Gesellschafter der BS-Apotheken OHG, die Sanicare betreibt.
Laut Dusel sind die Vorwürfe „vollkommener Quatsch“
Nun erheben die Anwälte von Scheins Witwe neue schwere Vorwürfe: Die Versandapotheke werde „fremdgesteuert“. „Wir sind der Auffassung, dass die Apotheker – früher Herr Schein, jetzt Herr Bertram oder Herr Meyer – nicht mehr entscheiden können, was in ihrer Apotheke passiert, weil die Markenrechte und die Domain der Apotheke verkauft wurden“, erklärte ein Anwalt Scheins laut einem DAZ.online-Bericht vom Anfang der Woche. Die Markenrechte seien bereits 2013 an eine Firma namens Mercator Services abgetreten worden, deren Geschäftsführer Bertram ist – und hinter der offenbar auch Dusel steht. Die BS-Apotheken OHG, die Sanicare betreibt, führte erhebliche Lizenzgebühren an Mercator ab. Da die Rechte inzwischen an eine weitere Firma Dusels – Top-Brands-Services – übertragen wurden, sieht die Witwe Scheins die Unabhängigkeit der Apotheke in Gefahr.
Dusel wehrt sich gegen die Anschuldigungen. „Sie können sich darauf verlassen, dass die BS Apotheken OHG nicht ohne Markenrechte dastehen wird“, erklärte er auf Nachfrage. Markenrechte und Domain allein ohne Kundenstamm seien wenig wert, es gehöre ein Geschäftsbetrieb und die Kundenbasis dazu. „Deshalb ist die ganze Mär, dass sich jemand in die Hand des anderen begeben hat, vollkommener Quatsch.“ In diesem Zusammenhang wies Dusel auch Medienberichte über eine mögliche Übernahme von Mercator-Anteilen – die auch die Markenrechte betreffen würden – durch die Bertelsmann-Tochter Arvato zurück. Auch Arvato hat dementiert, auf unzulässige Weise mit Sanicare zusammenarbeiten zu wollen. „In den Betrieb von Versandapotheken wollen und werden wir nicht einsteigen“, erklärte ein Sprecher gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Das ist nicht unser Geschäft, wir sind keine Händler.“ |
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