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Schon Kinder können vorbeugen

Risikofaktoren für Alzheimer meiden

cae | Da eine kausale Therapie der Alzheimer-Demenz trotz langjähriger Forschung noch nicht verfügbar ist, kommt der Ausschaltung von Risikofaktoren eine umso größere Bedeutung zu.
Foto: julien tromeur – Fotolia.com
Körperliches Training kann in gewissem Maße der Alzheimer-Erkrankung vorbeugen.

Auf der Internationalen Alzheimer-Konferenz Mitte Juli 2017 in London stellte eine 24-köpfige internationale Expertengruppe einen Bericht zur Prävention der Alzheimer-Demenz sowie zur Therapie und Pflege der Patienten vor. Bezüglich der Prävention hat sie ein die ganze Lebensdauer umfassendes Modell zur Risikovermeidung erarbeitet.

Neun beeinflussbare (d. h. vermeidbare oder behandelbare) Risikofaktoren sind laut Expertengruppe für gut ein Drittel der Demenzerkrankungen verantwortlich. Bei Kindern und Jugend­lichen bis 15 Jahren: mangelhafte Schulbildung. Bei Personen im mitt­leren Lebensalter: Hypertonie, Adipositas und plötzlicher Hörverlust. Während des ganzen Lebens, mit Betonung auf den letzten Jahrzehnten: Depressionen, Diabetes, Bewegungsmangel, Rauchen, soziale Vereinsamung.

Die Risikofaktoren „mangelhafte Schulbildung“ und „Rauchen“ schlagen allein mit acht bzw. fünf Prozent zu Buche. Dagegen steht die Erforschung des Zusammenhangs zwischen plötzlichem Hörverlust und ­Demenz erst am Anfang. Weitere mögliche Risikofaktoren sind z. B. hoher ­Alkoholkonsum, Luftverschmutzung und Schlafmangel, sie wurden jedoch aufgrund der schwachen Datenlage nicht in das Modell aufgenommen. Die Empfehlung, ausreichend zu schlafen und eine eventuelle Insomnie oder Schlafpnoe behandeln zu lassen, steht hingegen in dem Prophylaxe-Leitfaden „10 Ways to Love Your Brain“. Dort finden sich auch die Punkte „sich gesund ernähren“ (z. B. mit Mittelmeer-Diät), „Helm tragen“, um Kopfverletzungen vorzubeugen, und „kreativ denken“.

Die Prophylaxe der Alzheimer-Demenz ist umso wichtiger, als die kausale Therapie trotz großer Erwartungen allenfalls bescheidene Fortschritte macht. Hoffnungen richten sich derzeit auf das in Phase Ib getestete Aducanumab, das die β-Amyloid-Plaques auf Neuronen reduziert (PRIME-Studie; s. DAZ 2016, Nr. 42, S. 28). Eine Phase-III-Studie mit dem Methylenblau-Derivat LMTM, das in Neuronen die Aggregation des Tau-Proteins zu Fibrillen verhindert, verlief hingegen negativ; denn der physiologische Effekt wirkte sich überhaupt nicht auf das Gedächtnis und die Hirnleistung der Patienten aus.

Bei der symptomatischen Therapie mit Acetylcholinesterase-Hemmern, NMDA-Rezeptor-Antagonisten oder anderen Substanzen sind keine Innovationen in Sicht. So wird befürchtet, dass die Anzahl der derzeit 47 Millionen Alzheimer-Patienten weltweit bis zum Jahr 2050 auf 131 Millionen ansteigen könnte. |

Quellen

The Lancet-Kommission: Ein Drittel aller Demenz-Erkrankungen ist potenziell vermeidbar; www.presseportal.de/pm/7958/3689058

10 Ways to Love Your Brain; www.alz.org/brain-health/10_ways-to-love-your-brain.asp

Malik GA, Robertson NP. Treatments in Alzheimer’s disease. J Neurol 2017;264(2):416-418

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