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Ideen zur Apotheke der Zukunft
VdPP-Mitgliederversammlung 2017
Das im „Perspektivpapier 2030“ der ABDA beschriebene künftige Berufsbild geht nach Ansicht des VdPP kaum über den Status quo hinaus, siehe www.vdpp.de/stellungnahmen/stellungnahme-leitbild. Der VdPP hat weitergedacht und neue Herausforderungen sowie neue Chancen diskutiert. Dabei ging es zuerst an drei getrennten Tischen und dann gemeinsam im Plenum um die Themen „Leistung und Qualität“, „Personal und Bildung“ und „Solidarisches Gesundheitswesen“.
Leistung und Qualität
Die Diskussionsrunde unter der Moderation von Dr. Udo Puteanus befasste sich mit dem künftigen Leistungsspektrum der Apotheken, das sich durch Patientenorientierung und die Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen auszeichnen soll. So sollen Gesundheitszentren in kommunaler Trägerschaft, die demokratisch legitimiert und durch ein eigenes Budget finanziell abgesichert sind, erprobt werden. Die Zentralisierung der Rezepturherstellung würde eine höhere Qualität gewährleisten, als derzeit üblich ist. Schon heute können nicht alle Apotheken alles, z. B. Spezialrezepturen und komplexe Medikationsanalysen bei besonderen Krankheitsfällen.
Pharmazeutische Leistungen wie Herstellung, Information und Beratung müssen wissenschaftlich fundiert (evidenzbasiert) sein und standardisiert werden. Dafür müssen Forschungskapazitäten aufgebaut werden. Information und Beratung müssen nach ihrem Nutzen für die Patienten und dem Aufwand der Apotheker bezahlt werden.
Personal und Bildung
Die Teilnehmer (Moderation: Esther Luhmann) stellten fest, dass das Pharmaziestudium dringend einer Renovierung bedarf. So müssen den Studierenden mehr Kenntnisse in Klinischer Pharmazie und Sozialpharmazie (z. B. soziale Zusammenhänge von Gesundheit und Krankheit) sowie die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten vermittelt werden. Für die Apotheker fordert der VdPP mehr industrieunabhängige Informationen. Das Niveau der Kammer-Weiterbildungen muss gesteigert werden, z. B. in Akademien für Klinische Pharmazie.
Wesentlich ist für den VdPP, die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie in der Praxis zu fördern. PTAs können künftig durch eine entsprechende Weiterbildung in die Lage versetzt werden, die Grundversorgung mit Arzneimitteln zu verantworten. Die Vertretung des Apothekers durch eine PTA sieht der VdPP aber derzeit nicht.
Organisation und Honorierung
Die dritte Gruppe (Moderation: Florian Schulze) lehnte eine weitere Deregulierung hin zu Apothekenketten, erst recht in der Hand großer Kapitalgesellschaften, einhellig ab. Aber sie sah auch die inhabergeführte Apotheke nicht als ideal an, um den Widerstreit von Ethik und Monetik zugunsten der Patienten aufzulösen. Denkbar erscheinen Apotheken in kommunaler Hand, in genossenschaftlicher Führung oder als Teil gemeinnütziger Versorgungszentren, und zwar zunächst dort, wo Versorgungslücken drohen. Interessant sind auch Alternativen im Ausland, etwa das niederländische Einschreibemodell. Die Honorierung pharmazeutischer Leistungen sollte Anreize zur Steigerung von Qualität und Patientenorientierung geben. Eine Einzelleistungsvergütung wäre in hohem Maße betrugsanfällig. Wenige Fehlanreize böte dagegen eine von Gewinn und Umsatz völlig unabhängige Honorierung, etwa mit Angestelltenverhältnissen.
Chancen und Risiken der Digitalisierung – z. B. das eRezept, elektronisches Medikationsmanagement, bessere interprofessionelle Kommunikation, mHealth-Anwendungen zur Förderung der Therapiesicherheit und Adhärenz – wurden begrüßt, sie dürfen aber das Selbstbestimmungsrecht der Patienten über ihre Daten nicht infrage stellen.
Der VdPP wird sich im Herbstseminar 2017 weiterhin mit diesen Themen, vor allem mit der künftigen Honorierung, beschäftigen. |
Literatur
VdPP Rundbrief Nr. 98; www.vdpp.de
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