Prisma

Hautbräunung ohne UV-Licht

Kleines Molekül steigert die Synthese von Melanin

cae | Die UV-Strahlung im Sonnenlicht stimuliert die Melanozyten in der Basalzellschicht der Haut, das Pigment Melanin zu synthetisieren und die Haut zu bräunen. Den gleichen Effekt können bestimmte chemische Verbindungen hervorrufen. Hierzu gibt es jetzt neue Erkenntnisse.
Foto: sabine hürdler – Fotolia.com
Das Solarium ersetzt die Sonne. Wird einmal eine Chemikalie das Solarium ersetzen?

UV-Licht aktiviert das α-Melanozyten-stimulierende Hormon (α-MSH), das an den Melanocortin-1-Rezeptor (MC1R) bindet und die Melaninsynthese der Melanozyten steigert. 2006 wurde dargelegt, dass das pflanzliche Di­terpen Forskolin die Signalkette zur Melaninsynthese unterhalb des MC1R stimuliert. Es kann jedoch beim Menschen nicht angewendet werden, weil es bei dermaler Applikation nicht bis zu den Melanozyten vordringt und bei systemischer Applikation schwerwiegende Nebenwirkungen verursacht.

Neuere Strategien zur Steigerung der Melaninsynthese setzen beim letzten „Hauptschalter“ des Syntheseweges, dem Mikrophthalmie-assoziierten Transkriptionsfaktor (MITF), an. Der MITF wird indirekt durch das Enzym SIK (salt-inducible kinase) reguliert, sodass SIK-Inhibitoren die Melaninsynthese steigern können. Bereits im Jahr 2012 wurde das Molekül HG-9-91-01 als ein potenter Hemmstoff der SIK vorgestellt; mit der Summenformel C32H37N7O3 und der Molekülmasse 567,7 erwies es sich jedoch als schlecht resorbierbar. 2014 folgten die ähnlichen, aber etwas abgespeckten Verbindungen YKL-06-061 und -062, die ein wichtiges Kriterium der „Rule of Five“ von Lipinski erfüllen: eine Molekülmasse unter 500. Diese ist eine Voraussetzung für eine gute Bioverfügbarkeit, und zwar nicht nur nach oraler Aufnahme, sondern auch bei der Anwendung auf der Haut. YKL-06-061 ist aufgrund einer Hydroxymethylgruppe lipophiler als sein Schwestermolekül und dringt deshalb noch leichter in die Haut ein.

Sowohl Versuche an Mäusen als auch an isolierter menschlicher Haut zeigten, dass lokal appliziertes YKL-06-061 die Melaninsynthese kräftig steigert. Noch unklar ist, ob durch diesen Eingriff die Bildung von malignen Melanomen gefördert werden könnte. Es ist also fraglich, ob die chemische Bräunung gesünder ist als die UV-Bräunung im viel gescholtenen Solarium. Zudem hat das UV-Licht noch einen positiven Effekt, den die Chemikalie nicht bietet: die Synthese von Vitamin D. |

Quelle

Mujahid N et al. A UV-Independent Topical Small-Molecule Approach for Melanin Production in Human Skin. Cell Rep 2017;19(11):2177-2184

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