Prisma

Wie schmeckt Wasser?

Signalweg entschlüsselt

ms | Reines Trinkwasser schmeckt eigentlich nach nichts. Dennoch erkennen wir den Geschmack und wissen, dass es sich um Wasser handelt. Überraschenderweise scheinen Rezeptoren für den sauren Geschmack dafür verantwortlich zu sein.
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Der Mensch verfügt über Rezeptoren für die fünf bekannten Geschmacksrichtungen: süß, sauer, bitter, salzig und herzhaft (umami). Könnte einer ­davon für das Schmecken von Wasser verantwortlich sein? Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Uni Essen wollte das wissen und sah sich die einzelnen Rezeptoren genauer an. Dafür blockierten sie die Rezeptoren nacheinander und stimulierten die restlichen. Dabei stellten sie fest, dass der Rezeptor für den sauren Geschmack auch auf Wasser reagierte. Um diese These zu bestätigen, veränderten sie DNA von Mäusen so, dass der saure Geschmacks­rezeptor auch von blauen Lichtimpulsen stimuliert werden kann. Waren die genetisch veränderten Mäuse durstig, sammelten sie sich an den angebotenen Lichtquellen, da sie es für Wasser hielten. Dieses Verhalten konnte nur beobachtet werden, wenn die Mäuse an Wassermangel litten, nicht jedoch unter Mangelernährung oder salz­armen Bedingungen. Das deutet darauf hin, dass der hedonische Wert der wassergesteuerten Reaktionen stark vom inneren Status abhängig ist. Wird der Rezeptor blockiert, können die Tiere nicht mehr zwischen einzelnen Flüssigkeiten unterscheiden. Doch allein sind die Rezeptoren nicht dafür verantwortlich, dass wir den Geschmack von Wasser wahrnehmen können. Das Enzym Carboanhydrase IV scheint ebenso dafür verantwortlich zu sein. Dieses wurde bisher nur mit der Bewegung von Spermien in Verbindung gebracht. In der Mundhöhle wird es aktiviert, wenn der Speichel zusammen mit dem Wasser von den sauren Geschmacks­rezeptoren wegtransportiert wird. ­Dadurch verstärkt sich der Sinneseindruck. |

Quelle

Pressemeldung des Universitätsklinikums Essen vom 9. Juni 2017

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