Prisma

Typische Entzugssymptome

Internetsucht und ihre Folgen

ms | Dass übermäßiges Surfen im Internet zur Sucht werden kann, ist schon lange bekannt, auch dass bei Entzug psychische Symptome entstehen. Doch damit nicht genug. Auch körperliche Entzugssymptome können auftreten, wie eine aktuelle Studie zeigt.
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Auf Internetentzug reagieren süchtige Menschen mit körperlichen Symptomen.

Durch neue Kommunikationsmedien und die sozialen Netzwerke wird das Internet immer exzessiver genutzt. Damit einher steigt die Zahl von Internetsüchtigen. Die zeigen typische Symptome wie Angst oder Nervosität, bei längerem Bestehen der Sucht auch Zeichen einer Depression, wenn sie von ihrem Computer oder Smartphone getrennt werden. Forscher aus Swansea und Mailand untersuchten die körperlichen Symptome des Entzugs. Dazu wurde der Blutdruck und die Herzfrequenz von 144 Studienteilnehmern vor und nach einer Internetsitzung gemessen. Zusätzlich machten die Teilnehmer Angaben zu ihren Angstgefühlen und schätzten ihre ­Internetsucht ein. Nach dem Ende der Sitzungen kam es bei den Probanden zu verstärkten körperlichen Symptomen, die ihre Internetnutzung als problematisch beschrieben. Herzfrequenz und Blutdruck stiegen um 3 bis 4%, in einigen Fällen sogar um bis zu 8%. Die körperlichen Entzugserscheinungen wurden von verstärkten Angstgefühlen begleitet. Diese Veränderungen wurden nicht bei Teilnehmern beobachtet, die keine Internetsucht angaben. Zwar sind die erhöhten Blutdruck- und Herzfrequenzwerte nicht lebensbedrohlich, doch können sie den Hormonhaushalt beeinflussen und so die Immunantwort reduzieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Werte missinterpretiert werden. Die körperlichen und psychischen Symptome ähneln denen, die man nach Entzug von sedativen Drogen beobachten kann. Diese Entzugserscheinungen sind wohl auch für den starken Drang verantwortlich, wieder im Internet surfen zu müssen. Die Teilnehmer der Studie nutzten das Internet nach eigenen Angaben auf eine typische Weise. Aussagen zu speziellen Gruppen von Internetnutzern wie z. B. Gamern, sind damit nicht möglich. Die Autoren der Studie fordern, dass exzessive Internetnutzung in Zukunft als Suchtverhalten eingestuft wird, wie es bei Alkoholismus oder Glücksspiel bereits der Fall ist. |

Quelle

Reed P et al. PLoS One. 2017;12(5):e0178480. doi: 10.1371/journal.pone.0178480

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