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Prisma
Wie Gluten zum Antigen wird
Viren vermindern die Toleranz des Immunsystems
Reoviren sind mit den Rotaviren verwandt, aber im Gegensatz zu diesen kommen sie auch im Darm gesunder Menschen vor und galten bisher als harmlos. Andererseits besteht schon längere Zeit die Hypothese, dass infektiöse Viren die T-Helferzellen vom Typ TH1 so manipulieren, dass sie das im Getreide enthaltene Proteingemisch Gluten als Antigen erkennen und attackieren; Folge dieses Prozesses ist die Erkrankung an Zöliakie.
Nun haben Immunologen in Chicago durch Versuche mit Mäusen nachgewiesen, dass die an sich harmlosen Reoviren virulent werden können, wenn eine gewisse genetische Disposition der jeweiligen Maus vorhanden ist. In diesem Fall
- induzieren die Viren in Immunzellen die Bildung von Alpha-Interferon (IFN‑α), das die Bildung peripherer regulatorischer T-Zellen (pTreg) bremst, und
- triggern den Interferon-Regulationsfaktor 1 (IRF1), der TH1-Zellen gegen das Gluten aktiviert.
Ein Mangel an pTreg (auch: Suppressorzellen) geht generell mit einer überschießenden Immunreaktion einher und kann sich als Allergie oder Autoimmunerkrankung manifestieren. Die TH1-Aktivierung erfolgt unabhängig davon, d. h. dass die virulent gewordenen Reoviren durch einen doppelten Mechanismus ihre Pathogenität entfalten. |
Quelle
Jabri B et al. Reovirus infection triggers inflammatory responses to dietary antigens and development of celiac disease. Science 2017;356(6333):44-50
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