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Das muss mit!

Mit dieser Reiseapotheke wird der Urlaub entspannt

Wenn jemand verreist, darf die Reiseapotheke nicht fehlen. Doch ebenso wenig, wie es die eine Reise gibt, kann es eine Reiseapotheke für alle Bedürfnisse geben. Da die Reiseapotheke oft kurzfristig und spontan zusammengestellt wird, hilft eine Checkliste mit den Anforderungen, die sie erfüllen sollte. So kann eine Reise entspannt gelingen.  | Von Karin Schmiedel

Reisen könnten unterschiedlicher nicht sein: Das Spektrum reicht von einem Wellness-Wochenende, über den Familienurlaub, die Rucksackreise, die gut geplante Fernreise bis hin zum Last-Minute-Urlaub. Die eine Reiseapotheke, die alle Bedürfnisse erfüllt, kann es nicht geben. Bei der meist spontanen Zusammenstellung einer Reiseapotheke ist es daher sinnvoll, eine Checkliste zur Hand zu haben, anhand derer man in der Apotheke mit dem Reisenden durchgehen kann, was notwendig sein könnte (siehe Tabelle 1).

Tab. 1: Checkliste Reiseapotheke
Beschwerden
Was gehört in die Reise­apotheke? (Beispiele)
Schmerzen, Fieber
Ibuprofen, Paracetamol
Durchfall
Loperamid, Racecadotril, Elektrolyte, Händedesinfektionsmittel
Erbrechen, Reiseübelkeit
Diphenhydramin, Dimenhydrinat
Sodbrennen
Antacidum
Verstopfung
Bisacodyl
Blähungen
Simeticon, Dimeticon
Allergie, Insekten­stiche, Juckreiz
Cetirizin, Loratadin
trockene Augen
befeuchtende Augentropfen
Lippenherpes
Aciclovir, Penciclovir, Docosanol
verstopfte Nase/Druckausgleichsprobleme beim Fliegen
abschwellendes Nasenspray mit Oxymetazolin, Xylometazolin
Wunden
Wunddesinfektionsspray, Wund- und Heilsalbe, Pflaster, Verbandmaterial, Schere, Pinzette
sonstiges
Fieberthermometer, Kondome, Insektenschutzmittel, Sonnenschutzmittel, Ohrstöpsel, Kompressionsstrümpfe, alle regel­mäßig benötigten Medikamente

Schmerzen und Fieber

Ein Schmerz- und Fiebermittel darf auf Reisen nicht fehlen, schließlich treten häufig Kopf- oder Rückenschmerzen aufgrund von langem Sitzen oder ungewohnter Matratze auf. Bei Schmerzen und Fieber ist meist Ibuprofen Mittel der Wahl für die Reiseapotheke. Ibuprofen kann auch von Stillenden eingenommen werden und auch Kinder ab 5 kg Körpergewicht können Ibuprofen erhalten. Für die Reise eignen sich feste Darreichungsformen wie Filmtabletten (z. B. Ibubeta® akut) und Schmelztabletten (z. B. Nurofen® Schmelz­tabletten Lemon ab sechs Jahren) am besten. Verreist man mit Säuglingen und Kleinkindern, muss je nach Reiseziel und Akzeptanz zwischen einem Saft und Zäpfchen abgewogen werden. Zäpfchen mit 60 mg Ibuprofen (z. B. Nurofen® Junior 60 mg) können bei Säuglingen ab 6 kg Körpergewicht bzw. einem Alter von drei Monaten gegeben werden. Zäpfchen müssen jedoch unbedingt unter 25 °C gelagert werden. Bei einem Ibuprofen-Saft ist zu beachten, dass dieser ebenfalls unter 25 °C gelagert werden sollte und eine Mitnahme im Handgepäck bei Flugreisen nur bis 100 ml pro Flasche möglich ist. Schwangere und Eltern mit Neugeborenen sollten Paracetamol mit auf Reisen nehmen. Für Kinder ab vier Jahren steht ein Paracetamol direkt Granulat mit 250 mg pro Beutel zur Verfügung (z. B. ben-u-ron® direkt Granulat mit Erdbeer-Vanille-Geschmack).

Durchfall

Durchfall auf Reisen ist besonders unangenehm – daher gilt es mit einigen Verhaltensregeln vorzubeugen. Vor dem Verzehr von Speisen und nach dem Toilettengang sollten unbedingt die Hände mit Seife gewaschen werden. Eine Händedesinfektion ist prophylaktisch normalerweise nicht notwendig, allerdings sollte man mit einem Handhygienegel bzw. Händedesinfektionsmittel auf leere Seifenspender vorbereitet sein. Je nach Reiseziel kann außerdem die Empfehlung, nur gekochte und geschälte Speisen zu verzehren, präventiv sinnvoll sein.

Tritt dennoch eine Durchfallerkrankung auf, ist es wichtig, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Da Tee und Brühe auf Reisen nicht unbedingt verfügbar sind, sollten Elektrolyt­ersatz-Präparate (z. B. Oralpädon®, Elotrans®) mitgenommen werden. Sobald man an Durchfall erkrankt ist, sind die Hände nach dem Toilettengang nicht nur mit Seife zu waschen, sondern auch zu desinfizieren. Medikamentös kann Loperamid bei stark erhöhter Stuhlfrequenz und unkompliziertem Verlauf eingenommen werden. Es ist bereits ab zwei Jahren zugelassen und steht als Hartkapseln, Tabletten, Brausetabletten, Schmelztabletten sowie Lösung zur Verfügung. Erwachsene können statt Loperamid, das die Darm­peristaltik hemmt, den Enkephalinase-Hemmer Racecadotril (Vaprino®) mit auf Reisen nehmen. Racecadotril wirkt hemmend auf den Einstrom von Wasser und Elektrolyten in den Darm und senkt somit Stuhlfrequenz und Stuhlvolumen.

Erbrechen und Reiseübelkeit

Kommt es aufgrund einer Gastroenteritis zu starkem Erbrechen, können Antiemetika (z. B. Vomex®) eingesetzt werden. Antiemetika wirken auch gegen Reiseübelkeit, allerdings machen sie müde und sollten daher nicht angewendet werden, wenn beispielsweise nach einer Schiffüberfahrt mit dem Auto vom Schiff gefahren wird. Inwiefern Kaugummis mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat (z. B. Superpep® Reise-Kaugummis) weniger müde machen als Tabletten, ist umstritten. Prophylaktisch kann es hilfreich sein, während der Reise nicht zu lesen, sich in Fahrtrichtung zu setzen und nach draußen zu blicken. Mit diesen Maßnahmen wird das Gleichgewichtsorgan weniger leicht gestört und reagiert in der Folge nicht oder nur vermindert mit einer Histamin-Ausschüttung, welche zu Übelkeit und Erbrechen führen würde.

Gastrointestinale Störungen

Während einer Reise kommt es oft durch ungewohnte Speisen und verändertes Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu Sodbrennen, Blähungen und Verstopfung. Bei akutem Sodbrennen sorgen Antacida (z. B. Maaloxan®, Talcid®) für eine rasche Beschwerdefreiheit, sodass sich diese Präparate für gelegentliche Beschwerden bei einer Reise gut eignen. Gegen Flatulenzen können Probiotika zur Modulation der Darmflora, Phytopharmaka und Entschäumer wie Simeticon eingenommen werden. Bei akuter Obstipation auf Reisen können kurzfristig Laxanzien wie Bisacodyl eingesetzt werden, welche die Flüssigkeitsresorption aus dem Darm hemmen und damit das Stuhlvolumen erhöhen. Für Kinder und Schwangere eignen sich Lactulose und Macrogole besser.

Allergien und Insektenstiche

Ein Allergiker sollte auf jeder Reise sein üblicherweise verwendetes Antihistaminikum mitnehmen. Denn auch wenn zum Reisezeitpunkt in der Heimat keine allergisch bedingten Beschwerden vorhanden sind, können diese beispielsweise aufgrund eines anderen Klimas am Zielort auftreten. Auch Personen mit Hausstauballergie sollten sich wappnen, da Betten und Teppichböden im Hotel Probleme bereiten können. Als Antihistaminika für den Bedarf eignen sich Tabletten mit Cetirizin oder Loratadin, welche laut Embryotox auch während Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden können. Für Kinder ab einem Jahr würde sich ein Cetirizin-Saft eignen.

Bei Infektionen durch Insektenstiche gewinnt das Denguefieber neben Malaria, Gelbfieber und West-Nil-Fieber zunehmend an Bedeutung. Die effektivste Prophylaxe ist ein konsequenter Mückenschutz. Besonders gut wirksam gegen die Malaria-übertragende Anopheles-Mücke ist Diethyltoluamid (DEET), das z. B. in Nobite® und Anti Brumm® forte enthalten ist. Für unsere Breiten sind Icaridin-haltige Repellenzien besser geeignet, da sie bei guter Wirksamkeit gegen hiesige Mücken weniger hautreizendes Potenzial besitzen (z. B. Anti Brumm® Classic, Autan® Protection plus). Repellenzien mit den Wirkstoffen Icaridin und DEET sind auch gegen Zecken wirksam, sodass hierfür kein separates Schutzspray benötigt wird. Säuglinge werden am besten mit einem Moskitonetz vor Mücken geschützt.

Impfungen

Neben Repellenzien existieren für Gelbfieber und FSME – beides Infektionskrankheiten, die durch Mücken übertragen werden – auch Impfungen. Je nach Reiseziel kann daher zusätzlich eine Impfung sinnvoll sein. Jede Reise bietet außerdem die Gelegenheit generell den Impfschutz gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) zu überprüfen. Die jeweils aktuellen Impfempfehlungen sind auf der Homepage des Robert Koch Instituts zu finden. Wichtige Informationen zu gesundheit­lichen Risiken und Sicherheitswarnungen für Länder sind auf der Homepage des Auswärtigen Amts zu finden.

Sonnenschutz

Zusätzlich zum Mückenschutz ist auch an den Sonnenschutz zu denken. Dieser sollte anhand von Reiseziel, Reisezeit und individuellem Hauttyp ausgewählt werden. Um den notwendigen Lichtschutzfaktor zu ermitteln auch wenn man das Klima im Zielland nicht kennt, kann eine App hilfreich sein (s. Kasten „Hilfreiche Links“). An eine geeignete Kopfbedeckung, Sonnenbrille und passende Kleidung sollte zudem gedacht werden.

Wunden

Auch für kleinere Bagatellverletzungen sollte man im Urlaub gewappnet sein. Neben einem Wunddesinfektionsmittel gehören Pflaster, Wundschnellverbände und Wundheilsalben ins Gepäck. Zudem dürfen Blasenpflaster gerade bei Städtereisen und Wanderreisen nicht fehlen. Zum Entfernen von Splittern, Stacheln und Zecken ist eine spitze Pinzette sinnvoll. Auch eine kleine Schere kann beispielsweise zum Zuschneiden von Pflastern notwendig sein.

Außerdem wichtig

Viele Reisende wissen, dass sie immer im Urlaub Herpes bekommen oder im Flugzeug starke Probleme mit dem Druckausgleich haben. Anhand einer umfassenden Checkliste wird auch an solche Arzneimittel gedacht, die nicht jeder Reisende benötigt. Solche Checklisten zum Download findet man beispielsweise auf der Homepage der ABDA und des Deutschen Grünen Kreuzes.

Hilfreich ist auch ein Hinweis zu Arzneimitteln, die regelmäßig eingenommen werden, denn zu leicht wird die Routine­medikation vergessenen. Reichen die „Blutdruck­tabletten“ für einen dreiwöchigen Urlaub? Liegt eine aktuelle Bescheinigung vom Arzt vor, die die Notwendigkeit begründet, Insulin und Spritzen mitzuführen, so dass es beim Zoll keine Schwierigkeiten gibt? Und natürlich darf dann nicht vergessen werden, diese täglich anzuwendenden Arzneimittel ins Handgepäck einzupacken. Gerade wenn sie noch kurz vor Beginn der Reise eingenommen werden, passiert es schnell, dass die Tabletten an den gewohnten Platz zurück gestellt werden, statt sie mitzunehmen. Am besten sollten die Patienten einen Zettel mit der Erinnerung auf die Reisedokumente kleben oder beim Hausschlüssel anbringen. Und selbstverständlich sollte auch rechtzeitig an die Reisedokumente gedacht werden. Hier ist es wichtig die Bestimmungen der Einreise­länder zu bedenken. So kann es notwendig sein, dass der Reisepass bei Einreise noch mindestens sechs Monate Gültigkeit aufweist. Die landesspezifischen Bestimmungen können auf der Homepage des Auswärtigen Amts nachgelesen werden (s. Kasten „Hilfreiche Links“).  |

Hilfreiche Links

Literatur

Checkliste Reiseapotheke. ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. www.abda.de

Checkliste Minimal-Reiseapotheke, Deutsches Grünes Kreuz, www.dgk.de

Haag G, Diener HC et al. Selbstmedikation bei Migräne und beim Kopfschmerz vom Spannungstyp. Leitlinie. Nervenheilkunde 2009;28:382-397, www.dmkg.de

Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz, Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Kurzfassung, 1. Auflage, Version 5.2010 zuletzt geändert: Oktober 2015, www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de, aufgerufen am 8. März 2017

Fachinformationen der Hersteller zu den genannten Produkten

Sander M, Gerlach K. Akuter Durchfall. S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Stand: 09/2013, AWMF-Registernummer 053/030, www.awmf.org, aufgerufen am 8. März 2017

Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. S2k-Leitlinie, Ergebnisse einer S2k-Konsensuskonferenz. AWMF-Registernummer 021/024, www.awmf.org

Norovirus-Gastroenteritis. Ratgeber für Ärzte. Herausgeber Robert Koch-Institut, www.rki.de aufgerufen am 8. März 2017

www.mueckenschutz-info.de, aufgerufen am 9. März 2017

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut, www.rki.de, aufgerufen am 9. März 2017

www.auswaertiges-amt.de, aufgerufen am 9. März 2017

www.sonnenschutz-sonnenklar.info, aufgerufen am 9. März 2017


Autorin

Apothekerin Dr. Karin Schmiedel wurde an der Universität Erlangen-Nürn­berg promoviert (Thema: Dia­be­tes­prävention) und war Mitarbeiterin des WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen. Seit 2015 ist sie Filialleiterin der Kur-Apotheke in Bad Windsheim.

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