Arzneimittel und Therapie

Chondroprotektiva verlieren gegen Placebo

Wirkung von Glucosaminsulfat und Co. bei Kniearthrose aufs Neue infrage gestellt

In die Diskussion um die Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln bei Osteoarthritis ist erneut Bewegung geraten: Eine spanische Studie bescheinigt der Kombination aus Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat bei Kniearthrose eine schlechtere Wirksamkeit als Placebo.

Trotz der kontroversen Einschätzung von Chondroprotektiva, wie Glucos­aminsulfat, Glucosaminhydrochlorid und Chondroitinsulfat, werden diese seit rund vier Jahrzehnten in der westlichen Welt zur Symptomkontrolle von Arthrose-bedingten Schmerzen eingesetzt. Ihre unterschiedliche Beurteilung beruht auf divergierenden Ergebnissen klinischer Studien. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Wirkstoffformulierungen, qualitative Unterschiede, ein hoher Placeboeffekt und mögliche Einflüsse von Sponsoren eine objektive Beurteilung erschweren. Nun erfolgte ein neuer Versuch einer validen Einschätzung.

Studie vorzeitig abgebrochen

An der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden und placebokon­trollierten Studie nahmen 164 Patienten mit einer radiologisch belegten Arthrose mit moderaten bis schweren Schmerzen (Intensität von rund 52 mm von 100 mm einer visuellen Analogskala) teil. Sie erhielten einmal täglich oral 1200 mg Chondroitinsulfat plus 1500 mg Glucosaminsulfat oder ein Placebo. Der primäre Studien­endpunkt war die Veränderung auf der Schmerzskala. Nach sechs Monaten wurde die Studie vorzeitig beendet, da sich in der geplanten Zwischenauswertung nur ein minimaler Effekt der Chondroprotektiva gezeigt hatte. Dieser fiel zudem anders aus als erwartet: In der Verum-Gruppe war die Schmerzstärke um durchschnittlich 11,8 mm auf der visuellen Schmerzskala (das entspricht 19%) und in der Placebo-Gruppe um 20,5 mm (entsprechend 33%) gesunken (p < 0,03). In der Verum-Gruppe waren zudem vermehrt intestinale Beschwerden aufgetreten. In diesen vermutet ein Studienautor einen möglichen Grund für das schlechte Abschneiden der Chondroprotektiva. Möglicherweise hätten die gastrointestinalen Nebenwirkungen dazu geführt, dass die Probanden der Verum-Gruppe die Schmerzen stärker einstuften als die Probanden in der Placebo-Gruppe. |

Quelle

Roman-Blas J et al. Arthritis & Rheumatology 2017;69:77-85

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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