Gesundheitspolitik

Jede zweite Retaxa­tion unberechtigt

STUTTGART (jb) | Der LAV Baden-Württemberg war auch 2016 sehr erfolgreich: 646.648 Euro wurden wegen unberechtigter Retaxationen von den Kassen zurückgeholt.

Mehr als 200 Anrufe am Tag, 13.266 beanstandete Rezepte, 6688 Retaxationsvorgänge – die Fachabteilung Taxation des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) war auch 2016 gut beschäftigt und erfolgreich: Der LAV hat fast jeden zweiten Retax-Euro von den Krankenkassen zurückgeholt. Die Zahlen wurden am vergangenen Mittwoch bei der Mitgliederversammlung in Stuttgart vorgestellt.

Anzahl der Retaxations­vorgänge gestiegen

„Die Anzahl der im LAV geprüften Rezepte ist im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht gesunken“, erklärte LAV-Präsident Fritz Becker. Gleichzeitig sei aber die Anzahl der dahinterstehenden Retaxationsvorgänge angestiegen. Insgesamt prüften die Tax­experten 6688 Retaxationen, im Vorjahr 5716.

Jeder Vorgang wurde in einem Prüf- und Einspruchsverfahren bearbeitet. Und der LAV Baden-Württemberg kann wie schon im Jahr zuvor eine positive Bilanz ziehen. Der Gesamtwert der zu prüfenden Retaxationen im zurückliegenden Jahr 2016 liegt mit 1.349.649 Euro nur unwesentlich niedriger als im Vorjahr (ca. 1,47 Mio. Euro). Von diesen rund 1,35 Millionen Euro konnten im Einspruchsverfahren knapp 48 Prozent und damit fast jeder zweite Euro für die baden-württembergischen Apotheken zurückgeholt werden. In harten Zahlen sind das insgesamt 646.648 Euro.

Diese hohe Summe zeigt in den Augen der LAV-Verantwortlichen, dass Kassen oft zu Unrecht beanstanden. Unterm Strich waren von den im LAV bearbeiteten Retaxationsbeträgen, die die Krankenkassen im Jahr 2016 einbehalten hatten, ungefähr 52 Prozent, nämlich gut 700.000 Euro berechtigt. Im Umkehrschluss war nach Wert somit knapp jede zweite dieser Retaxationen unberechtigt.

Bei den Rückabwicklungen von Retaxationen für Verordnungen vor der Schiedstellenentscheidung bis zur Rückwirkungsfrist kann der LAV nach eigener Aussage eine nahezu hundertprozentige Erfolgsquote vorweisen.

Kassen auf der Suche nach neuen Retaxgründen

Aber auch hier scheint der Einfallsreichtum ungebrochen. „Wir beobachten bei einzelnen Kassen ein intensiviertes Prüfverhalten zu neuen Retaxgründen, die bisher nur im Ausnahmefall beanstandet wurden. An Retax-Arbeit scheint es also auch zukünftig keinen Mangel zu geben“, so LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferberth. |


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